16.09.2008

BASF auf Einkaufstour

Der Ludwigshafener Chemieriese BASF will sich den Schweizer Spezialchemiehersteller Ciba einverleiben.

Ludwigshafen/Basel (dpa) - Die letzten spektakulären Übernahmen sind weitgehend verdaut - jetzt geht der Chemieriese BASF wieder auf Einkaufstour. Diesmal will sich das Ludwigshafener Unternehmen den Schweizer Spezialchemiehersteller Ciba einverleiben. 3,8 Milliarden Euro will sich BASF die Übernahme alles in allem kosten lassen. An Geld mangelt es dem Chemieriesen nicht: Die Gewinne sind in den vergangenen Jahren kräftig gesprudelt. Dass die BASF sich mit Ciba auch Arbeit ins Haus holt, machten alle Beteiligten am Montag klar. Immer wieder war von Restrukturierungsbedarf die Rede. Wie viele Arbeitsplätze diesem zum Opfer fallen werden, dazu wollte BASF- Vorstandschef Jürgen Hambrecht allerdings nichts sagen.

Dass die Übernahme scheitern könnte, glaubte bei der Vorstellung des Projektes kaum jemand. 50 Schweizer Franken bietet BASF den Ciba- Anteilseignern pro Aktie. Das ist ein kräftiger Aufschlag von 32 Prozent auf den Ciba-Kurs vom Freitag. Der Ciba-Verwaltungsrat legte den Aktionären dann auch ans Herz, das Angebot anzunehmen. Verwaltungsratspräsident Armin Meyer sprach von einem «logischen Schritt mit einem fairen Preis».

Dass es für Ciba (Basel) auf Dauer ohne starken Partner im Rücken schwer werden würde, ließen die Beteiligten durchblicken. Spätestens seit der Veröffentlichung sehr schlechter Halbjahreszahlen im August mit einem Verlust von rund 356 Millionen Euro war klar, dass ein starker Käufer dem Unternehmen nur gut tun würde. Dass dieser nun aus Deutschland kommt, löst heute in der Schweiz keine Schockwellen mehr aus.

Ciba, neben Clariant, Syngenta und Lonza einer der großen Schweizer Chemiekonzerne, hatte sich seit Jahren von Sparprogramm zu Sparprogramm gehangelt. Das jüngste war im April angekündigt worden - ihm sollten rund 2500 Arbeitsplätze zum Opfer fallen.

Der Schweizer Konzern hat - wie auch BASF und andere Unternehmen - Probleme im Geschäft mit Chemikalien für die Papierherstellung. Als Gründe gelten Überkapazitäten auf dem Markt und die Schwäche der Papierindustrie. Zuletzt musste Ciba im Bereich der Papierchemie knapp 600 Millionen Franken (rund 378 Mio Euro) abschreiben. Jeder für sich alleine könne diese Probleme nicht in den Griff bekommen, gemeinsam aber schon, gab Hambrecht als Marschroute vor.

Für die Mitarbeiter wird die angekündigte Restrukturierung im Zweifelsfall nichts Gutes bedeuten. Hambrecht wollte sich in dieser Frage aber noch nicht in die Karten schauen lassen. Man müsse sich das jetzt erst mal in Ruhe anschauen und Gespräche führen, ließ er alle Fragen nach Stellenstreichungen beharrlich abprallen. Bei der BASF gibt es laut Analystenschätzungen einige hundert Arbeitsplätze im Bereich Papierchemikalien.

Mit der Ciba-Übernahme habe man erst mal alle Hände voll zu tun, beantwortet Hambrecht alle Fragen zum weiteren Weg Einkaufstour. Die milliardenschwere Übernahmetour der BASF im Jahr 2006 hat Analysten Appetit auf mehr gemacht. Damals kaufte die BASF den amerikanischen Katalysatoren-Spezialisten Engelhard, die Degussa-Bauchemie und das Unternehmen Johnson Polymers.

Immer gilt dabei die Hambrechtsche Maxime: Profitable BASF- Geschäfte stärken und den Konzern insgesamt widerstandsfähiger gegen Konjunkturschwankungen machen. Im Umkehrschluss heißt das: Erfüllt eine BASF-Sparte nicht die hohen Erwartungen, kommt sie auf die Verkaufsliste. Dabei tut sich die BASF allerdings mitunter schwerer als beim Einkaufen: Für sein Geschäft mit Styrol-Kunststoffen sucht der Ludwigshafener Konzern schon seit Monaten einen Käufer - bislang vergeblich.

Marc Strehler und Frank Heidmann, dpa

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