OLED und organische Solarzelle zugleich
Kombination organischer Halbleiter vereint Eigenschaften organischer Solarzellen und Leuchtdioden.
In der organischen Halbleiterforschung der vergangenen 25 Jahre galten organische Solarzellen und organische Leuchtdioden (OLEDs) als nicht vereinbar in einem Bauelement. Einem Team von Physikern unter Leitung von Koen Vandewal von der Technischen Universität Dresden ist es nun gelungen, organische Solarzellen herzustellen, die auch als effiziente OLEDs funktionieren.
Ein fundamentaler Verlustmechanismus in Halbleitern ist das Aussenden von Licht zum Erhalt des thermodynamischen Gleichgewichts zwischen Material und Umgebung. Genau dieses Gleichgewicht zwischen der Lichtabsorption und -emission in den Halbleitern ist demnach dafür verantwortlich, dass „eine ideale Solarzelle auch eine ideale Leuchtdiode ist“, erläutert Johannes Benduhn die Grundannahme der Gruppe Organische Solarzellen (OSOL) am Institut für Angewandte Physik.
Es treten bei organischen Solarzellen allerdings weitere Verlustmechanismen auf, die dieser Annahme bisher entgegenstanden. Diese Mechanismen bewirken die Rekombination von Ladungsträgern in Form von Wärme, ohne das Aussenden von Licht („nichtstrahlend“) und verringern damit die abgreifbare Spannung und folglich den Wirkungsgrad der Solarzelle. Diese nichtstrahlenden Spannungsverluste sind einer der Hauptgründe für die niedrigeren Wirkungsgrade organischer Solarzellen im Vergleich zu etablierten Technologien, die aktuell auf Hausdächern verwendet werden. Bei den neu entwickelten organischen Solarzellen konnte die OSOL-Gruppe diese Spannungsverluste vergleichsweise gering halten und damit den Weg für effiziente und völlig neue Anwendungsgebiete ebnen.
Dem internationalen Forscherteam ist es gelungen, Kombinationen von organischen Halbleitern zu entwickeln, die auf Elektronenakzeptor- und -donatorübergängen beruhen und sowohl als Solarzelle als auch LED funktionieren. Diese Ergebnisse erweitern das bisherige Verständnis von organischen Halbleitern. Sie vereinen erstmals die physikalische Beschreibung von organischen Solarzellen und OLEDs.
Handelsübliche OLEDs in Smartphone-Displays oder Fernsehbildschirmen lassen sich durch diese Erkenntnisse künftig energieeffizienter gestalten. Die entwickelten organischen Solarzellen können auch für die effiziente Umwandlung von ultravioletten und blauen Photonen in elektrische Leistung Verwendung finden, etwa in Indoor-Anwendungen für die elektrische Versorgung von Internet-of-things Geräten oder als semi-transparente Solarzellen in Glasfassaden.
Die OSOL-Gruppe ist Teil des Dresden Integrated Center for Applied Physics and Photonic Materials (IAPP) und des Instituts für Angewandte Physik der Technischen Universität Dresden. Sie wurde bisher von Koen Vandewal geleitet, der mittlerweile an der University of Hasselt in Belgien forscht und lehrt. Ein Forschungsfokus der OSOL-Gruppe sind photo-aktive organische Halbleiter und deren Anwendung in Solarzellen und Photodetektoren. Aktuelle Arbeitsschwerpunkte sind grundlagenorientierte Rekombinationsprozesse, Entwicklung und Synthese neuer Materialien, Design neuer Bauteilarchitekturen und die Optimierung von organischen Solarzellen.
TU Dresden / DE
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
S. Ullbrich et al.: Emissive and charge-generating donor–acceptor interfaces for organic optoelectronics with low voltage losses, Nat. Mater., online 1. April 2019; DOI: 10.1038/s41563-019-0324-5 - Organische Solarzellen (OSOL) und Photodetektoren, Technische Universität Dresden