Quantenteleportation zwischen zwei Quantenpunkten gelungen

Quanten-Wifi: Polarisationszustand eines einzelnen Photons per Freiraumverbindung zwischen zwei Universitätsgebäuden auf ein anderes übertragen.

Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung der Universität Paderborn hat ein Novum auf dem Weg zum Quanteninternet erzielt: Zum ersten Mal ist es gelungen, den Polarisationszustand eines einzelnen Photons, das von einem Quantenpunkt ausgesendet wurde, auf ein Photon eines anderen – räumlich getrennten – Quantenpunkts zu teleportieren. Dieser Schritt ist besonders wichtig für künftige Quantenkommunikationsnetzwerke. Bei ihren Experimenten haben die Forschenden eine 270 Meter lange Freiraumverbindung zwischen zwei Universitätsgebäuden genutzt.

Über einen Zeitraum von rund drei Jahren hat sich ein Team aus Dokto­rand:innen und Post­docs der Univer­sität Pader­born inten­siv mit den opti­schen Mes­sungen, der Datenauswertung und der Analyse beschäftigt. Die Paderborner Gruppe um Klaus Jöns arbeitete dabei eng mit dem Team von Rinaldo Trotta von der Sapienza Universität Rom zusammen. „Das Expe­ri­ment zeigt ein­drucks­voll, dass Quanten­licht­quellen auf Basis von Halb­leiter-Quanten­punkten eine Schlüsseltechnologie für künftige Quanten­kommunikations­netzwerke darstellen können. Die erfolg­reiche Quanten­telepor­tation zwischen zwei ver­schie­denen Quanten­emittern ist ein wesentlicher Schritt in Richtung skalierbarer Quanten­relais und damit einer prak­ti­schen Um­setzung des Quanten­internets. Bisher stammten diese Photonen von ein und dem­selben Emitter. Die Nutzung verschie­dener Quanten­emitter zur Reali­sie­rung eines Quanten­relais zwischen von­ein­ander ent­fern­ten Parteien war bis dato un­er­reich­bar“, erklärt Jöns, 

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Bereits vor über zehn Jahren entwickelten Jöns und Trotta eine Road­map, wie Quanten­punkte als Quellen ver­schränk­ter Photonen­paare für Quanten­kommuni­kation und Tele­portations­proto­kolle einge­setzt werden können. „Dieses Ergebnis zeigt, dass unsere lang­fristige strate­gische Planung aufgegangen ist“, sagt Jöns und ergänzt: „Die Kombi­nation aus exzel­lenter Material­wissen­schaft, Nano­fabri­kation und optischer Quanten­techno­logie war der Schlüssel zum Erfolg.“

Dieser Erfolg beruht auf einem europaweiten Forschungs­verbund: Die Quanten­punkte wurden an der Johannes-Kepler-Univer­sität Linz mit höchster Präzision entwickelt. Die Nano­fabri­kation der Resona­toren erfolgte durch Partner an der Univer­sität Würzburg. Forschende der Sapienza Univer­sität Rom haben die Quanten­teleportations­experi­mente durch­ge­führt, einschließ­lich einer 270 Meter langen Frei­raum­verbin­dung zwischen zwei Univer­sitäts­gebäuden. GPS-gestützte Synchro­nisa­tion, ultra­schnelle Einzel­photonen­detek­toren und aktive Stabili­sierungs­systeme kompen­sierten dabei atmo­sphärische Turbu­lenzen. Die er­reich­te Tele­portations­fidelität von 82 ± 1 %, also die Güte, in der die Quanten­zustände bei der Tele­porta­tion erhalten bleiben, über­trifft den klassischen Grenz­wert um mehr als zehn Standard­abwei­chungen.

Mit diesem Erfolg wurde der Weg für die nächste große Etappe bereitet: die Demon­stra­tion eines „Entanglement-Swappings“ zwischen zwei Quanten­punkten. Dabei handelt es sich um das erste Quanten­relais mit zwei determinis­tischen Quellen verschränkter Photonen­paare. Zur Ein­ord­nung: Deter­minis­tische Quanten­quellen erzeugen – quasi auf Knopf­druck – relativ verläss­lich einzelne Photonen. Bislang war das mit größeren Heraus­forde­rungen verbunden.

Unabhängig und nahezu zeit­gleich hat ein For­schungs­team aus Stutt­gart und Saar­brücken unter Einsatz von Frequenz­konversion ein ähnliches Ergebnis erzielt (Link s. Kasten). Beide Arbeiten markieren gemein­sam einen wichtigen Meilen­stein für die europä­ische Quanten­forschung. [U Paderborn / dre]

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