20.10.2025 • Astrophysik

Mysteriöses dunkles Objekt im fernen Universum

Gravitationslinse weist auf unsichtbaren Masseklumpen hin wie von der Theorie der kalten Dunklen Materie vorhergesagt.

Ein internationales Team von Astronomen hat ein dunkles Objekt im fernen Universum entdeckt. Dies gelang nicht durch direkte Beobachtung des von ihm ausgestrahlten Lichts, sondern indirekt, da seine Gravitation das Licht einer anderen fernen Galaxie verzerrt. Dieses Objekt hat demnach etwa eine Million Sonnenmassen. Seine Entdeckung scheint mit der derzeit besten Theorie über die Entstehung von Galaxien wie unserer Milchstraße übereinzustimmen.

„Die Suche nach dunklen Objekten, die offenbar kein Licht ausstrahlen, ist eindeutig eine Herausforderung”, sagt Devon Powell vom Max-Planck-Institut für Astrophysik (MPA). „Da wir sie nicht direkt sehen können, verwenden wir sehr weit entfernte Galaxien als Hintergrundbeleuchtung, um nach ihren Gravitationsspuren zu suchen.” Dunkle Materie ist für das Verständnis der Entwicklung der vielfältigen Sternen- und Galaxienstrukturen von entscheidender Bedeutung. Als grundlegender Baustein des Universums ist für Astronomen die Frage von zentraler Bedeutung, ob dunkle Materie gleichmäßig verteilt oder klumpig ist, da dies Aufschluss über ihre Zusammensetzung geben könnte.

Mehr zu Dunkler Materie

Photo
Photo
Photo
Photo
Photo
Photo
Alexander Fieguth, Rafael F. Lang, Christian Weinheimer und Christian Wittweg • 3/2024 • Seite 40

Mehr als Dunkle Materie

Das Team nutzte ein Netzwerk von Tele­skopen aus aller Welt, darunter das Green Bank Tele­scope (GBT), das Very Long Baseline Array (VLBA) und das European Very Long Baseline Inter­fero­metric Net­work (EVN). Die Daten dieses inter­natio­nalen Netz­werks wurden am Joint Insti­tute for VLBI ERIC (JIVE) in den Nieder­landen korre­liert. Dadurch ent­stand ein virtuelles Super­teleskop, das die Größe der Erde hat und die subtilen Signale der Gravi­tations­linsen­effekte des dunklen Objekts erfas­sen konnte. Das Team entdeckte, dass das Objekt eine Million Mal so viel Masse hat wie unsere Sonne und sich in einer ent­fern­ten Region des Welt­raums befindet, die etwa zehn Milli­arden Licht­jahre von der Erde entfernt ist, als das Uni­ver­sum erst 6,5 Milliarden Jahre alt war. Es ist das Objekt mit der ge­rings­ten Masse, das je mit dieser Tech­nik gefunden wurde – um einen Faktor 100.

Um diese Empfind­lichkeit zu erreichen, musste das Team mithilfe von Radio­tele­skopen auf der ganzen Welt ein hoch­auflösen­des Bild des Himmels erstel­len. John McKean von der Univer­sität Gro­ningen (RuG), der Univer­sität Pre­toria (UP) und dem South African Radio Astro­nomy Obser­vatory (SARAO) leitete die Daten­erfas­sung. Er sagte: „Auf dem ersten hoch­auf­lösenden Bild sahen wir sofort eine Ver­engung im Gravita­tions­bogen. Das war ein ein­deu­tiges Zeichen dafür, dass wir auf der rich­ti­gen Spur waren. Nur eine weitere kleine Massen­ansamm­lung zwischen uns und der ent­fern­ten Radio­galaxie konnte dies verur­sachen.“

Um den riesigen Datensatz zu analysieren, musste das Team neue Model­lierungs­algo­rith­men ent­wickeln, die nur auf Super­computern ausge­führt werden konnten. „Die Daten sind so umfang­reich und komplex, dass wir neue numeri­sche Ansätze zu ihrer Model­lierung ent­wickeln mussten. Das war nicht einfach, da dies noch nie zuvor gemacht worden war“, sagt Simona Vegetti vom MPA. „Wir gehen davon aus, dass jede Galaxie, ein­schließ­lich unserer eigenen Milch­straße, mit Klum­pen dunkler Materie gefüllt ist. Um sie zu finden und die Fach­welt von ihrer Existenz zu über­zeugen, sind jedoch umfang­reiche Berech­nungen erforderlich.“ Das Team wandte eine spezielle Technik namens Gravi­tations­bild­gebung an, mit der es die unsicht­baren Klumpen Dunkler Materie „sehen“ konnte, indem es deren Gravi­tations­linsen­effekt gegen­über dem Licht­bogen abbildete.

„Angesichts der Empfind­lichkeit unserer Daten hatten wir erwartet, mindestens ein dunkles Objekt zu finden, sodass unsere Entdeckung mit der Theorie der kalten Dunklen Materie überein­stimmt, auf der ein Groß­teil unseres Verständ­nisses der Entstehung von Galaxien basiert“, sagt Powell. „Nachdem wir eines gefunden haben, stellt sich nun die Frage, ob wir weitere finden können und ob die Zahlen weiter­hin mit den Modellen überein­stimmen.“

Das Team analysiert die Daten nun weiter, um besser zu verstehen, was dieses mysteri­öse dunkle Objekt sein könnte. Es untersucht aber auch andere Teile des Himmels, um mit der­selben Technik nach weiteren dunklen Objekten mit geringer Masse zu suchen. Werden weitere dieser mysteriösen Objekte in anderen Teilen des Universums gefunden und sollte sich heraus­stellen, dass sie tatsäch­lich völlig frei von Sternen sind, könnten einige Theorien zur dunklen Materie ausge­schlos­sen werden. [MPA / dre]

Anbieter

Max-Planck-Institut für Astrophysik

Karl-Schwarzschild-Str. 1
85748 Garching
Deutschland

Kontakt zum Anbieter







Anbieter des Monats

Quantum Design GmbH

Quantum Design GmbH

Forschung lebt von Präzision. Seit über 40 Jahren steht Quantum Design für innovative Messtechnik auf höchstem Niveau – entwickelt in Kalifornien, betreut weltweit. Unsere Systeme sind der Goldstandard in der Materialcharakterisierung und ermöglichen tiefe Einblicke in die magnetischen, thermischen und optischen Eigenschaften von neuen Materialien.

Content Ad

Double-Pass AOM Clusters

Double-Pass AOM Clusters

Versatile opto-mechanical units that enable dynamic frequency control and amplitude modulation of laser light with high bandwidth, that can be combined with beam splitters, monitor diodes, shutters and other multicube™ components.

Meist gelesen

Themen