Spieglein, Spieglein an der Wand ...
Beim aktuellen Shanghai-Ranking schneiden auch einige deutsche Physik-Fachbereiche sehr gut ab.
Mehrere Institutionen stellen inzwischen regelmäßig Hitlisten der besten Universitäten weltweit auf. Da Aussagen quer über alle Fächer wenig aussagekräftig sind, gehören fachspezifische Rankings zum Standard. Die Kriterien, die dabei eingehen, unterscheiden sich je nach Ranking und umfassen in der Regel weiche Indikatoren wie Reputation und harte Fakten wie Zitationszahlen. Soll am Ende nicht nur eine Spitzengruppe, sondern eine Rangliste herauskommen, führt kein Weg daran vorbei, diese Indikatoren unterschiedlich zu gewichten - und je nach Gewicht kann die Platzierung einer Universität stark variieren.
Dies zeigt einmal mehr das kürzlich veröffentlichte „Academic Ranking of World University“ (ARWU, bekannt als Shanghai-Ranking) und der Vergleich mit dem „QS World University Ranking by Subject“ und dem „Times Higher Education Ranking“ (THE). Betrachtet man nur die ersten fünf Plätze, so ergibt sich ein sehr homogenes Bild mit nur geringfügigen Unterschieden (siehe Tabelle). Im Gegensatz zu den beiden anderen Rankings erfasst THE nur Fächergruppen, gezeigt ist das Ergebnis für „Physical Sciences“.
Platz | ARWU | THE | QS |
1 | UC Berkeley | Princeton | UC Berkeley |
2 | Princeton | MIT | Princeton |
3 | Harvard | Harvard | Harvard |
4 | MIT | Stanford | MIT |
5 | Caltech | Caltech | Caltech |
Wesentlich größer sind die Schwankungen, wenn man die Platzierung von deutschsprachigen Universitäten betrachtet, ausgenommen allein die ETH Zürich und die LMU in München, die im Vergleich zum letzten Ranking zur ETHZ aufgeschlossen hat (Tabelle). Einzig die Universitäten Heidelberg, Bonn und TU München tauchen zusätzlich in allen drei Rankings unter den 50 bzw. 100 besten auf, wobei die Platzierungen der TU München am stärksten variieren.
Universität | ARWU | THE | QS |
ETH Zürich | 19 | 11 | 9 |
LMU München | 21 | 16 | 13 |
Heidelberg | 43 | 43 | 27 |
Bonn | 51-75 | 59 | 51-100 |
Frankfurt | 51-75 | - | - |
KIT Karlsruhe | 51-75 | - | 28 |
Hamburg | 76-100 | - | 51-100 |
Mainz | 76-100 | - | - |
TU München | 76-100 | 49 | 14 |
Göttingen | - | 32 | - |
HU Berlin | - | 69 | 51-100 |
RWTH Aachen | - | 78 | 30 |
TU Dresden | - | - | 51-100 |
Die Qualität der wissenschaftlichen Veröffentlichungen geht bei allen Rankings stark ein, sei es als Zahl der Veröffentlichungen in Top-Zeitschriften, als Zahl der Zitierungen pro Veröffentlichung, in Form des H-Indexes oder als Anteil der „hoch zitierten“ Wissenschaftler. Anders als beim THE sind diese Kriterien für QS und ARWU im Detail, inklusive ihrer Gewichte, auf den Webseiten zu finden.
Eine Besonderheit des ARWU ist, dass die Zahl der Alumni sowie Wissenschaftler am Fachbereich, die mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden, mit dem beachtlichen Gewicht von 25 Prozent in die Gesamtnote eingeht. Bei der Zahl der Nobelpreisträger führt Stanford vor dem MIT, bei der Zahl der Alumni, die den Nobelpreis erhielten, Harvard vor dem MIT. Bei der Zahl aller vom Science Citation Index erfassten Publikationen liegt die Universität Tokio vorne, betrachtet man nur die Publikationen, die in den besten 20 Prozent aller Zeitschriften erschienen sind, so landet erstaunlicherweise die University of Mississippi auf Platz 1, die insgesamt "unter ferner liefen" einen Platz zwischen 151 und 200 einnimmt.
Angesichts solcher Ungereimtheiten sollte man die einzelnen Platzierungen sicher nicht überbewerten. Als Orientierung für Studienanfänger eignen sie sich ohnehin nicht, denn Kriterien wie die Betreuungsrelation gehen nicht ein. Bei dem kürzlich vom CHE durchgeführten Ranking zur Studiensituation fanden sich denn auch Universitäten wie Duisburg-Essen, Bayreuth oder Jena auf den vorderen Plätzen.
Stefan Jorda
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