18.09.2003

Das Verschwinden des Ettore Majorana

Sciascia

Das Verschwinden des Ettore Majorana

Von L. Sciascia.
Elster und Rio, Zürich 1996.98 S., DM 26,-.
ISBN 3-89151-235-X

Dieses Buch verdient besondere Beachtung. Der Held, Ettore Majorana (geb. 1906), war ein hochbegabter Physiker; er ist uns zumindestens durch die Majorana-Kraft bekannt geblieben. Majorana war mit den Arbeiten Heisenbergs und der Gruppe um Fermi bestens vertraut, unter den Kernphysikern seiner Zeit zeichnet er sich durch tiefes Verständnis und durch Weitblick aus. Am 25. März 1938 bestieg er ein Schiff von Neapel nach Palermo. Es ist nicht gewiß, ob er danach noch jemals gesehen wurde, und so wird 1938 als sein Todesjahr angegeben. Der Autor, Leonardo Sciascia (1921 - 1989), war zunächst Volksschullehrer, dann freier Schriftsteller und zeitweilig Parlamentsabgeordneter. Seine Romane, Erzählungen und Essays haben die politische und gesellschaftliche Situation Italiens zu seiner und früherer Zeit zum Thema oder zumindest als Hintergrund.

In diesem Büchlein geht Sciascia dem Schicksal des Ettore Majorana nach. Er beschreibt Leben, Arbeiten und Eigenarten Majoranas, schildert die Umstände seines Verschwindens und die kaum betriebene Suche nach ihm. Mit erstaunlichem Einfühlungsvermögen betrachtet Sciascia sowohl die physikalischen Fakten als auch die menschliche Situation und kommt so zu einer Deutung für das Verhalten Majoranas. Für jemanden, der mit der Geschichte der Kernphysik einigermaßen vertraut ist, ist Sciascias Deutung beeindruckend und außerordentlich einleuchtend. Sie soll hier aber nicht verraten werden, um dem Leser die Freude an der Lektüre nicht zu verkürzen.

Aber neben dem, was Sciascia zu Majorana schreibt, finden sich in dem kleinen Buch noch andere, sehr bemerkenswerte Facetten. Da ist einmal Heisenberg. Das wenige, was auf ein paar Seiten über Heisenberg geschrieben wird, ist so prägnant und treffend sonst nie gesagt worden. Oder da ist Los Alamos. Sciascias Sicht auf Los Alamos überrascht, macht betroffen, aber man eignet sie sich dann an. - Dieses Buch kann man nur mit Gewinn lesen. Es sollte viel verbreiteter sein. - Die italienische Ausgabe erschien schon im Jahre 1975, die erste deutschsprachige Ausgabe im Jahre 1978. Es ist dem Schweizer Elster-Verlag sehr zu danken, daß er das Büchlein im vorigen Jahr wieder aufgelegt hat.

K. Hübner, Heidelberg

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