Physik Journal: Am 14. Dezember 1900 verkündete Max Planck bei der Sitzung der Physikalischen Gesellschaft in Berlin seine Hypothese, dass es Sie gibt. Wie war Ihnen da zumute?
Quant: Ehrlich gesagt, etwas unbestimmt. Plancks Unwille, meine Existenz anzuerkennen, war für mich deutlich spürbar. Mich hat das aber nicht gekränkt.
Warum?
Das war letztlich ein Groll gegen Ludwig Boltzmann. Planck hatte nur sehr widerwillig dessen Methoden bei der Suche nach dem richtigen Strahlungsgesetz angewendet. Als es funktionierte, gab er seinen Widerstand auf, das rechne ich ihm hoch an.
Haben Sie also einen klassischen Hintergrund?
Wahrscheinlich schon, lasse mich da aber ungern festlegen. Die Begegnung mit Boltzmanns Entropie war definitiv mehr als eine Zufallsbekanntschaft, aber auch der Kontakt mit dem Schwarzen Körper war für mich prägend.
Die 25 Jahre nach Ihrem Debüt waren aber eine eher unstete Zeit für Sie, oder?
Nun, für mich galten ja noch keine vernünftigen Gesetze, ich fühlte mich wie ein Outlaw. Immerhin hat Einstein etwas Licht ins Dunkel brachte.
Und das Bohr-Modell?
Wir hatten eine kurze Affäre, letztlich hat das nicht funktioniert, auch wenn Sommerfeld hartnäckige Versuche unternommen hat, uns zu versöhnen. Aber mich wirft so schnell nichts aus der Bahn.
Wieso?
Ich habe keine.
Sie wollten sich also nicht festlegen?
Ja und nein. Aber da waren beispielsweise Franck und Hertz sowie Stern und Gerlach, die haben mich aus der Reserve gelockt. Das war aber nicht so einfach.
Sie schmunzeln…
Na ja, die ersten beiden dachten anfangs, etwas ganz anderes als meine Sprünge im Atom nachgewiesen zu haben; und Stern und Gerlach versuchten, mich von der Richtung abzubringen. Das klappte aber nicht und legte zudem die Grundlage für halbe Quantenzahlen.
Die dann zum Ausschließungsprinzip von Pauli führten.
Genau! … Pauli mochte ich, der war nicht so steif. Wir waren oft unterwegs … aber das gehört jetzt nicht hierher.
Waren Sie eigentlich jemals auf Helgoland?
Wenn, dann nur so kurz, dass ich mich kaum erinnern kann. Ich bin sowieso eher eine Landratte. In den 1920er-Jahren habe ich mich vor allem in Göttingen und Kopenhagen wohlgefühlt.
Was halten Sie von der zweiten Quantenrevolution?
Ich mag es zwar nicht, überinterpretiert zu werden, fühle mich aber gern gebraucht, etwa im EU-Flagship. Wenn ich etwas Nützliches beitragen kann, stehe ich zur Verfügung, selbst wenn mir mir oft nachsagt, ich sei schwierig zu handhaben. Okay, ich bin nicht ohne Fehler, aber da müssen sich Forschung und Entwicklung halt anstrengen. Ich sehe da aber vielfach erfreuliche Ansätze!
Wo liegen heute Ihre Interessen?
Über Atom- und Molekülphysik hinaus? Da ist in den Jahrzehnten einiges zusammengekommen: Biophysik, Chemie, Computing, Kommunikation, Kryptographie, Laser, Materialien, Metrologie, medizinische Bildgebung, Optik, Photonik, Sensorik, Simulation, aber auch Wissenschaftsphilosophie und Kunst … haben wir den ganzen Tag Zeit?
Nein, das genügt schon, sehr beeindruckend, vielen Dank. Eine Frage noch: Wie stehen Sie eigentlich zur Gravitation?
Da tue ich mich schwer, wenn ich ehrlich bin. Sie lässt sich eigentlich nie richtig auf mich ein. Bei den Versuchen der Annäherung habe ich manchmal die Fäden verloren, wenn ich das mal so ausdrücken darf.
Herzlichen Dank für das kohärente Gespräch!
Gerne, heute befand ich mich ausnahmsweise in einer stabilen Superposi…
Hallo?
Kleiner Scherz. Was wollte ich noch sagen? Ach ja: 125 Jahre sind erst der Anfang!
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