24.06.2003

Die wichtigsten Erfindungen der letzten 2000 Jahre

Brockman


Hrsg. von J. Brockman. Ullstein, München 2000. 215 S., geb.,  ISBN 3-550-07109-4


Zu den beliebtesten Fragen intellektueller Stammtische gehört sicher die nach den wichtigsten Erfindungen der Menschheit. Der Buchautor und Literaturagent John Brockman stellte sie, eingeschränkt auf die letzten 2000 Jahre, auf seiner Internetseite zur Debatte. Das Ergebnis der Umfrage (für die deutschsprachige Ausgabe um einige Beiträge deutscher Wissenschaftler ergänzt) liegt als Buch vor und umfasst - wie nicht anders zu erwarten - die verschiedensten Antworten: kurze und lange, witzige und trockene, unterhaltende und belehrende. Manche Autoren nehmen die ganze Angelegenheit sehr ernst und legen sich tatsächlich auf eine Erfindung im engeren Sinne fest; die Druckerpresse Gutenbergs wird hier am häufigsten genannt, aber natürlich auch der Computer, die Anti babypille, die Atombombe, das Fernsehen, der Radiergummi usw. Andere Autoren hingegen fragen zunächst nach dem Sinn und vor allem Unsinn solcher Umfragen und suchen dann nach einer möglichst überraschenden und originellen Antwort, beispielsweise dem Pferd oder der Erziehung, also "Erfindungen", die diesen Begriff schon arg strapazieren und dehnen. Oder sie liefern - wie Hubert Markl - eine ganze Liste zurück, natürlich nicht ohne den Hinweis, dass die Frage eigentlich falsch gestellt sei. Ein paar Antworten warten mit hübschen historischen Anekdoten auf, andere geben zwar eine Erfindung an, ergehen sich dann aber in nebu lösen Erklärungen und philosophischen Rund umschlägen. Alles in allem handelt es sich um ein kurzweiliges Lesebuch, gut geeignet für den Nachttisch (eigentlich auch eine wichtige Erfindung?!). Einige Beiträge umfassen nur zwei, drei Sätze; kaum einer ist länger als zwei Seiten. Brockman hat das Buch in die beiden Teile "Wie wir leben" und "Wie wir denken" gegliedert, wobei der erste Teil die eher gegenständlichen Erfindungen wie oben aufgezählt enthält und der zweite Teil herausragende geistige Leistungen, von der "Ablehnung des Übernatürlichen" (M. Gell-Mann) über die Evolutionstheorie bis zum "Marketing" (G. Miller). Die Zuordnung der Texte zu den beiden Kapiteln ist manchmal fragwürdig, was aber auch daran liegt, dass manche Umfrageteilnehmer eben mehrere Erfindungen nennen. Bei manchen Antworten befällt einen der Verdacht, dass der Autor seine Wahl gerade deshalb getroffen hat, weil er oder sie sich zufällig gut damit auskennt. Das ist aber eigentlich alles nicht so wichtig, da es sich bei dem Buch nicht um ein "Nachschlagewerk" handelt, wie es der Klappentext verkündet, sondern einfach nur um einen überwiegend intelligenten Lesespaß.
Dr. Ulrich Kilian, science & more redaktionsbüro, Oestrich-Winkel

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