17.11.2003

Einstein, die Geschichte und andere Leidenschaften

Holton

Einstein, die Geschichte und andere Leidenschaften

Von G. Holton.
Vieweg, Wiesbaden 1998. XIV + 295 S., Gebunden,
ISBN 3-528-06947-3

Die vorliegende Übersetzung des 1996 erschienen Buches des bekannten Wissenschaftshistorikers und Physikers an der Harvard Universität, G. Holton, verbindet eine Reihe seiner Aufsätze und Vorträge aus den Jahren 1973-1994 zu einem thematischen Ganzen. Holton will den der Naturwissenschaft gebührenden Platz in unserer Kultur deutlich machen und sie gegen Angriffe aus den verschiedenen Lagern verteidigen. Das gelingt ihm in verständlicher und überzeugender Weise, auch wenn der Duktus der Darstellung manchmal der des von einem Podest aus sprechenden Kenners ist. Vielleicht hängt das damit zusammen, daß die Gedankenwelt eines (anscheinend) unangreifbaren, genialen Wissenschaftlers in starkem Umfang zur Analyse herangezogen wird, eines Physikers, der schon in anderen Büchern des Verfassers eine große Rolle spielte: Albert Einstein.

Das Buch gliedert sich in zwei Teile: "Die Wissenschaft in der Geschichte" und "Von Einstein lernen". Themen wie das öffentliche Bild der Wissenschaft, seine geschichtliche Entwicklung, das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft, die Stellung der Naturwissenschaft am "Ende der Moderne", Vertrauen in die Resultate der Wissenschaft und Zweifel an ihrer Zuverlässigkeit werden an Beispielen der jüngsten Zeit ausführlich und kritisch behandelt. Allerdings ist die "Sokal-Affäre" unserer Tage nicht mehr direkt erfaßt, wohl aber damit zusammenhängende Fragen wie die nach dem Erkenntniswert der Physik oder dem Beitrag der Naturwissenschaft zur gesellschaftlichen Diskussion. Im direkt auf Einstein bezogenen Teil geht Holton dem Einfluß Einsteins auf die Kultur des 20. Jahrhunderts und seiner Vorstellung vom Ziel der Wissenschaft nach. Als Beweis dafür, daß Physiker nicht leidenschaftslos sein müssen, dienen die Liebesbriefe zwischen Albert Einstein und seiner ersten Frau Mileva Mari ¿c. Der mit der Geschichte der Physik vertraute Leser muß leider feststellen, daß die neuere Literatur in Holtons Darstellung nicht immer berücksichtigt wird. Drei Beispiele: Im Abschnitt über Einsteins Einfluß auf die Philosophie wird das kenntnisreiche und in diesem Punkt un übertroffene Buch Klaus Hentschels von 1990 (Birkhäuser Verlag) nicht erwähnt. Oder: In dem über thematische Imagination im Zusammenhang mit Galilei Gesagten wird die Galileiforschung der letzten Jahre nicht wahrgenommen. Schließlich müßte der auf Seite 162 behauptete Vorsprung Deutschlands bei der Konstruktion einer Atombombe während der Naziherrschaft im Licht der neueren Literatur relativiert werden. Dennoch bietet Holtons Buch eine lesenswerte und leicht lesbare Hilfe nicht nur für diejenigen, die ihre Rolle als Physiker in der Gesellschaft unterbewertet sehen.
Prof. Dr. Hubert Goenner, Institut für Theoretische Physik, Universität Göttingen

Dieses Buch können Sie direkt bei amazon.de  

Virtuelle Jobbörse

Virtuelle Jobbörse
Eine Kooperation von Wiley-VCH und der DPG

Virtuelle Jobbörse

Innovative Unternehmen präsentieren hier Karriere- und Beschäftigungsmöglichkeiten in ihren Berufsfeldern.

Die Teilnahme ist kostenfrei – erforderlich ist lediglich eine kurze Vorab-Registrierung.

ContentAd

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Die HiPace 10 Neo ist ein effizienter, kompakter Allrounder für den Prüfalltag, der geräuscharm und besonders energieeffizient ist.

Meist gelesen

Themen