Kernphysik - Eine Einführung

Von K. Bethge.
Springer, Heidelberg 1996. XVIII + 342 S., 177 Abb., 24 Tab., 1 Falttaf., Broschiert,
ISBN 3-540-61236-X

Das vorliegende Lehrbuch "Kernphysik" faßt den gegenwärtigen Stand unseres Wissens über den Atomkern zusammen. Es wendet sich gleichermaßen an den Studenten, der sich einen Überblick über die Eigenschaften des Atomkerns und über Methoden der sogenannten "klassischen" Kernphysik verschaffen will, als auch an den Praktiker, der als Chemiker, Biologe oder Ingenieur kernphysikalische Begriffe und die entsprechenden Prozesse in seinen eigenen Arbeiten anwenden möchte.

Das Werk ist gut und übersichtlich gegliedert: Im ersten Teil (Kap. 1 bis 4) werden die grundlegenden äußeren und inneren Eigenschaften des Atomkerns beschrieben, im zweiten umfassenden Teil (Kap. 5 bis 7) werden wichtige Kernreaktionen erläutert und die geläufigen experimentellen Verfahren an eindrucksvollen Beispielen dargestellt. Im letzten Kapitel wird auf die Schwerpunkte der Anwendungen in der Festkörperphysik, in der Astronomie und bei der Energiegewinnung näher eingegangen.

Das vorliegende Lehrbuch zeichnet sich durch eine übersichtliche Gliederung, durch sorgfältig ausgewählte Beispiele experimenteller Daten und durch gelungene schematische Darstellungen von Meßanordnungen aus. Besonders hilfreich sind die zahlreichen, sorgfältig ausgewählten Übungsaufgaben, die dem Leser die Möglichkeit geben, den Stoff an konkreten und i. a. wichtigen Beispielen anzuwenden; damit kann er sich die erwünschte Kompetenz selbst aneignen. Gut gelungen ist auch der historische Überblick über die Entwicklung der Kernphysik während der vergangenen 100 Jahre, d. h. von der Entdeckung der Röntgenstrahlung bis zur Herstellung des Elementes mit Z = 112.

Die modernen Entwicklungen der Kernphysik, bei denen die subnuklearen Freiheitsgrade relevant sind - etwa die Quarkstruktur der Nukleonen, die nuklearen Mesonenfelder und die Zustände hoher Materie- und Energiedichte ("Quark-Gluon Plasma") - werden im vorliegenden Buch ganz bewußt nur kurz erwähnt. Auf diese, für ein tieferes Verständnis der starken Wechselwirkung wichtigen Aspekte wird hier zugunsten des erwähnten Anwendungsbezugs verzichtet.

Als Einführung in die Kernphysik ist das vorliegende Lehrbuch gut geeignet. Die jahrelangen Erfahrungen des Autors im Hörsaal und in verschiedenen Labors im In- und Ausland machen das vorliegende Werk zu einem wichtigen, anregenden und nützlichen Arbeitsbuch. Der Autor richtet sich pragmatisch vor allem an den jungen Physikstudenten und an den Kollegen, der die kernphysikalischen Methoden als Instrument verwenden will. Diesem Leserkreis ist mit diesem Lehrbuch ein gelungenes, übersichtliches und brauchbares Kompendium an die Hand gegeben.

M. G. Huber, Bonn

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