Panofsky on Physics, Politics and Peace
Panofsky, W. K. H.
Der Sohn des berühmten Hamburger Kunsthistorikers Erwin Panofsky musste Deutschland 1934 wegen seiner jü-dischen Herkunft verlassen. Er studierte in Princeton und am Caltech, war Mitarbeiter am Manhattan Project und ging nach dem Krieg zunächst nach Berkeley, wo er u. a. die Eigenschaften von Pionen erforschte. Seit 1951 arbeitete er in Stanford, wo er Beiträge zur Theorie von Linearbeschleunigern lieferte und maßgeblich an Planung und Bau des SLAC beteiligt war. Panofsky lässt den Leser die Entwicklungsdynamik der frühen beschleunigerbasierten Elementar-teilchenphysik miterleben, er beschreibt aber auch ausführlich die organisatorischen Schwierigkeiten beim Bau des Beschleunigerzentrums, dessen Direktor er von 1961 bis 1984 war. Auch auf die Rolle des SLAC bei der Entstehung des Standard-Modells geht er ein. Er berichtet von Begegnungen mit bedeutenden Physikern seiner Zeit wie z. B. Einstein, Lawrence, Alvarez, McMillan, Serber, Teller, Rabi und Steinberger.
Für viele wurde der Wissenschaftsweltbürger Panofsky zu einem Vorbild, vor allem wegen seiner moralischen Inte-grität und Überzeugungskraft. Als überzeugter Demokrat und kritischer Bürger war er bereit, sich einzumischen und Verantwortung zu übernehmen, sei es in zahlreichen Beratergremien, beim ersten Nachkriegsbesuch amerikanischer Wissenschaftler in der UdSSR oder bei den Vorbereitungsverhandlungen zum Atomteststoppabkommen. Sein Ver-antwortungsgefühl war dabei stets von Realismus geprägt. So äußerte er sich dem Rezensenten gegenüber zutiefst enttäuscht über den in den letzten Jahrzehnten geschwundenen Einfluss der Wissenschaft auf nationaler Entschei-dungsebene. Die Abschaffung aller Atomwaffen hielt er für unrealistisch, sah aber Chancen für eine „Prohibition“ die-ser Waffen. Nennenswerte Fortschritte in Abrüstungsfragen werde es seiner Überzeugung nach aber wohl erst geben, wenn die USA ihre Politik in Bezug auf Kernwaffen grundsätzlich änderten und sowohl ihren Vorsprung als auch die Zahl ihrer Kernwaffen drastisch reduzierten.
Ein lesenswertes Buch, das mit mehr als 80 zum Teil farbigen Fotos illustriert ist, für das man allerdings Grund-kenntnisse der Beschleuniger- und Hochenergiephysik mitbringen sollte.
Dr. Michael Schaaf, Finnentrop
W. K. H. Panofsky: Panofsky on Physics, Politics and Peace. Pief Remembers. Springer, New York 2007, 192 S., geb., ISBN 9780387697314