18.09.2003

Physicists in Conflict

Porter

Physicists in Conflict

Von N. A. Porter.
IOP, Bristol 1998. XV + 275 S., Hardcover,£ 25,-.
ISBN 0-7503-0509-6

Das schön illustrierte und ausgestattete Buch weckt bereits mit seinem Titel Interesse: Physik als eine konfliktreiche Tätigkeit von der Antike bis zum neuen Jahrtausend - als Physiker mag man sofort eine Vielzahl von Assoziationen haben, in welchen Bereichen die Physik und ihre Persönlichkeiten in der Geschichte mit staatlichen und kirchlichen Autoritäten, mit Vertretern anderer Fächer und untereinander in Konflikte geraten sind.

Die Antike, Roger Bacon und Giordano Bruno, sind in Kürze behandelt, für Galileo, Kepler, Boltzmann, Einstein und Oppenheimer gibt es eigene Kapitel; weitere folgen über N-Strahlen, Urknalltheorie, Teilchenerzeugung und magnetische Monopole. So interessant die einzelnen Fälle sind, es gelingt dem Autor nicht recht, Personen und Themen in schlüssige Schilderungen zu verweben. Es entsteht der Eindruck, der Autor sei teilweise im Stadium von Vorarbeiten stehen geblie ben. Aneinanderreihungen von Kurzbiographien, Aufzählungen von Gedanken und Jahreszahlen und vor allem übermäßig lange Zitate aus der (im Wesentlichen nur aus den 50er bis 70er Jahren stammenden) Sekundärliteratur lassen den eigenen Gedankengang zuweilen unklar werden. Wiederholt fehlt die historische Perspektive, zu sehr wird vom heutigen Wissensstand aus geurteilt. Leider argumentiert der Autor in seinen historischen (Re-)Konstruktionen nicht mit der gleichen Strenge, die er für seine Wissenschaft fordern würde. Während zunächst festgestellt wird, dass Boltzmann "vermutlich" durch Selbstmord starb, gilt später als sicher, dass ihn Mach und Ostwald in den Freitod getrieben haben. Planck hingegen hätte ihn mit mehr Unterstützung retten können. Wenn Kelvin im April 1900 das Problem der mit der kinetischen Gastheorie nicht versöhnbaren spezifischen Wärmen diskutiert, wird ihm vorgehalten, dass doch die Quantentheorie bereits entdeckt worden sei. Pascual Jordan wird als Mathematiker tituliert und Niels Bohr erscheint im Text meist mit dem Attribut "great".

Am Ende des Buches versucht der Autor seine Ergebnisse in fünf "final conclusions" zusammenzufassen: Die Abfolge der Ereignisse sei in den Fällen ähnlich gewesen, man habe keine Evidenz für böswillige Konspirationen gefunden, Personen, die einflussreiche Protektoren hatten, seien nachsichtig behandelt worden etc. Es wird klar, dass eine fruchtbare Fragestellung nicht entwickelt wurde und leider nur die Assoziationen, so interessant und kurzweilig sie auch sind, übrigbleiben.
Dr. Arne Schirrmacher, Deutsches Museum München

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