Physics and National Socialism An Anthology of Primary Sources
Hentschel
Physics and National Socialism An Anthology of Primary Sources
Von K. Hentschel (Hrsg.).
Birkhäuser, Basel 1996. 616 S., Hardcover, DM 178,-.
ISBN 3-7643-5312-0
Bei der vorliegenden Publikation handelt es sich eigentlich um mehr, als der Titel vermuten läßt. Das Buch ist nämlich nicht nur eine höchst lesenswerte Anthologie von über hundert Dokumenten zur Rolle, die Physik und Physiker im Dritten Reich gespielt haben; mit seiner umfänglichen Einleitung wagt der Herausgeber Klaus Hentschel zugleich den Versuch, dieses Verhältnis zu systematisieren und historisch zu bewerten. Gelungen ist beides: sowohl die Auswahl der Dokumente als auch die sachkundige Einleitung liefern einen instruktiven Überblick bzw. Einblick, wie die Physik und ihre Vertreter im nationalsozialistischen Deutschland funktioniert und zuweilen auch opponiert haben. Hentschel vermeidet dabei jegliche Schwarz-Weiß-Malerei, und auch die üblichen Klischees werden nicht bedient, doch werfen die Dokumente auf einige Legenden und Heldenfiguren deutscher Physik ein deutlich differenzierteres Bild, als bislang häufig bekannt war. Beispielsweise wird deutlich, daß in der Physikalischen Gesellschaft auf die national-sozialistischen Rassengesetze und Gleichschaltungsbestrebungen nicht nur reagiert, sondern auch agiert wurde. So gab es in der DPG eine nicht ganz einflußlose Gruppe eifriger Parteigenossen, die mit Engagement und Intrigen versuchten, die Politik der Gesellschaft im Sinne ,,positiver und rückhaltloser Einstellung zum Dritten Reich" zu ordnen. Physiker, deren technokratische Unschuld auch nach 1945 wieder so konsensfähig war, daß sie fast bruchlos ihre im Nationalsozialismus begonnene Karriere fortsetzen konnten - übrigens in beiden Teilen Deutschlands.
Wer sich über solche und andere beschämend-traurige Episoden deutscher Wissenschaftsge-schichte informieren will oder auch ,,nur" am Phänomenen ,,Drittes Reich und Physik" interessiert ist, sollte das Buch unbedingt in die Hand und zur Kenntnis nehmen - ein umfangreicher Anmerkungsapparat fordert zudem geradezu zur Weiterbeschäftigung mit diesem Thema auf.
D. Hoffmann, Berlin
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