18.09.2003

Yakov Ilich Frenkel. His work, life and letters

Frenkel

Yakov Ilich Frenkel. His work, life and letters

Von V. Frenkel.
Birkhäuser, Basel 1996. 332 S., Hardcover,
ISBN 3-7643-2741-3

Mit diesem Buch liegt erstmalig außerhalb Rußlands eine umfassende Biographie des russischen theoretischen Physikers Jakov Frenkel (1894 - 1952) vor. Autor ist dessen jüngerer Sohn Viktor, der im vorigen Jahr verstorbene Physikhistoriker.

Frenkel schloß seine akademische Ausbildung im Revolutionsjahr 1917 ab und trat seine Laufbahn unter dem neuen Regime nicht ohne Sympathie für dieses an. Als Informationsquelle nutzt der Verfasser ausgiebig Frenkels Briefe, insbesondere von dessen Aufenthalt 1918 - 20 als Dozent an der Krim-Universität, 1925 - 26 im Ausland, u.a. in Göttingen, und 1930 - 31 als Gastprofessor in Minneapolis. In diesen Jahren der Quantenrevolution und des Aufschwungs der sowjetischen Physik entstehen bleibende Beiträge Frenkels: Frenkel-Exziton, Frenkel-Fehlordnung, der Begriff des Phonons. Nicht zu vergessen seine Lehrbücher, ihrer klaren, bildhaften Sprache wegen damals auch im Westen geschätzt. Kernphysiker erinnern sich der von Frenkel unabhängig von Bohr und Wheeler gegebenen Beschreibung der Kernspaltung mittels des Tröpfchenmodells. Zuvor hatte er als erster die Idee geäußert, die Neutronen emission beim Compoundkernzerfall als Verdampfungsprozeß aufzufassen. Dies ist nur eines der Beispiele für Frenkels konstruktiven Gebrauch von Analogien.

Atemlos liest man die Zeugnisse von Frenkels couragiertem Auftreten in den Debatten um philosophischen Idealismus in der Physik, die in den 30er Jahren in der Sowjetunion inszeniert wurden und Ende der 40er Jahre kulminierten; sie richteten sich immer wieder auch gegen seine Person.
Ganz selten stößt man sich an Formulierungen, offenbar Relikt der Buchfassung aus Sowjetzeiten, z.B. an der Feststellung (S. 259), erst der Krieg habe 1941 normale internationale wissenschaftliche Beziehungen unterbrochen. Sah sich Frenkel nicht bereits 1936 (S. 205) veranlaßt, an Bohr zu schreiben, er werde kaum die Genehmigung erhalten, der Einladung nach Kopenhagen zu folgen?

Aus der Biographie Frenkels erfährt man neben Physik- viel an Sowjetzeitgeschichte aus der Sicht eines Physikers. Nicht zuletzt wird dem Leser Jakov Frenkel als Mensch nähergebracht. Das geschieht vor allem im Schlußkapitel mit Erinnerungen des Sohnes an den Vater, in denen die Gefährdungen dieses Lebens im totalitären Staat das Grundthema bilden. Sehr zu wünschen ist, daß Frenkels Biographie ihre Leser findet.
H. Rotter, Dresden

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