4MOST-Teleskop schaut in südlichen Himmel
Beiträge zur Untersuchung der dynamischen und chemischen Entwicklung der Milchstraße erwartet.
Die Europäische Südsternwarte ESO und das Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam AIP haben eine Vereinbarung zum Bau von 4MOST unterzeichnet. Das 4-Meter spektroskopische Multi-Objekt-Teleskop (4MOST) wird am VISTA-Teleskop (Visible and Infrared Survey Telescope for Astronomy) am Paranal Observatorium der ESO im Norden Chiles installiert werden und über eine Laufzeit von 15 Jahren rund 75 Millionen Spektren von Objekten im südlichen Himmel erfassen.
Abb.: Am VISTA-Teleskop in Chile wird das 4-Meter spektroskopische Multi-Objekt-Teleskop (4MOST) installiert werden und ab 2022 seine Beobachtungen beginnen. (Bild: ESO)
Die Vereinbarung wurde in Potsdam durch den Generaldirektor der ESO, Tim de Zeeuw, sowie die Vorstandsmitglieder des AIP, Matthias Steinmetz und Matthias Winker, unterzeichnet. Die Arbeiten des AIP an 4MOST werden durch die Verbundforschung des BMBF unterstützt. „Die heutige Unterzeichnung ist ein Meilenstein für unser Institut. Erstmals übernimmt das AIP die Konsortialführung für ein Großprojekt der ESO. Wir verdanken diesen Erfolg sowohl der wissenschaftlichen Expertise, die wir in unserem Institut vereinen, als auch dem großen Engagement unserer Wissenschaftler, Ingenieure und Mitarbeiter“, sagt Steinmetz.
Roelof de Jong, Principal Investigator des 4MOST-Projekts, ergänzt: „Es liegen spannende Jahre vor uns: Mit 4MOST werden wir zahlreiche astronomische Fragestellungen neu adressieren können, beispielsweise zur Geschichte und Zukunft unserer Milchstraße oder zur Entwicklung massiver Schwarzer Löcher in den Zentren von Galaxien.“ Das 4-Meter spektroskopische Multi-Objekt-Teleskop wird für das VISTA-Teleskop der ESO am Paranal Observatorium in Chile gebaut. 2022 soll 4MOST den Betrieb aufnehmen und dazu beitragen einige der drängendsten Fragen der Astrophysik zu klären. 4MOST wird wichtige Beiträge zur Untersuchung der dynamischen und chemischen Entwicklung der Milchstraße liefern, aktive Galaxien und Galaxienhaufen vermessen und Modelle des sich beschleunigt ausdehnenden Universums überprüfen können.
4MOST wird zeitgleich Spektren von etwa 2.400 Objekten erfassen, die über eine Fläche von vier Quadratgrad im südlichen Himmel verteilt sind. Innerhalb von fünf Jahren werden so 25 Millionen Spektren in einem Gebiet von etwa 17.000 Quadratgrad erfasst werden. Dies entspricht mehr als 40 Prozent des gesamten Himmels. Mit einer geplanten Laufzeit von 15 Jahren wird 4MOST so etwa 75 Millionen Spektren erfassen, die der astronomischen Forschung zur Verfügung stehen werden. Durch seine breite Wellenlängenabdeckung kann 4MOST die Geschwindigkeiten extragalaktischer Quellen über einen weiten Rotverschiebungsbereich messen und so die Entwicklung von Galaxien und die Entwicklung der großräumigen Struktur des Kosmos bestimmen.
Das Design des Instruments ist explizit auch auf die europäischen Satelliten für "all-sky"-Durchmusterungen – die beiden europäischen Missionen Gaia und EUCLID sowie die russisch-deutsche Mission eROSITA – ausgerichtet und wird die mit ihnen verbundenen Forschungsaufgaben maßgeblich unterstützen. Darüber hinaus wird 4MOST auch weitere großflächige Durchmusterungen wie VST, Pan-STARRS, the Dark Energy Survey, LSST, ASKAP, WISE und PLATO spektroskopisch ergänzen. Das 4MOST-Konsortium besteht aus 15 Instituten aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Schweden, der Schweiz und den Niederlanden.
AIP / JOL