25.03.2013

Bewohnbar durch Bombardement?

Vor etwa vier Milliarden Jahren lösten Einschläge auf der Erde möglicherweise die Entwicklung des Lebens aus.

Die Entstehung des Lebens auf der Erde ist unmittelbar mit der Rekonstruktion der Entwicklungsgeschichte der Planeten verbunden. Neue Computersimulationen von der Bildung des Planetensystems deuten nun darauf hin, dass vor allem die großen Gasplaneten Jupiter und Saturn nach ihrer Entstehung durch gravitative Störungen ihren Abstand zur Sonne zunächst verringert haben, um später wieder weiter nach außen zu wandern. Die Wanderung der großen Gasriesen hat dabei viele kleinere Körper mit Durchmessern von bis zu mehreren 100 Kilometern auf exzentrische Bahnen gelenkt und damit Kollisionen mit den Planeten des inneren Sonnensystems verursacht.

Abb.: Eines der letzten Bilder, die Dawn von Vesta aufgenommen hat, bevor sich die Raumsonde wieder von dem Asteroiden entfernte. (Bild: NASA JPL / Caltech / UCLA / MPS / DLR / IDA)


Die Spuren eines starken Anstieges des extraterrestrischen Bombardements vor zirka vier Milliarden Jahren sind auf der Erde nicht mehr erhalten, spiegeln sich jedoch in den kraterübersäten Oberflächen von Mond, Merkur und größeren Asteroiden wie Vesta wider. Letzteren erkundete 2011/2012 die Dawn Mission der NASA.

Beim Einschlag werden Gesteinsbrocken ausgeworfen, die als Meteoriten auf die Erde regnen. Aufgrund der hohen Temperaturen, die bei Einschlaggeschwindigkeiten von mehr als zehn Kilometern pro Sekunde auftreten, kann anhand radiometrischen Altersdatierungen (40Ar-39Ar-Methode) das Auswurfalter bestimmt werden. Meteoriten von Vesta zeigen eine auffällige Häufung von Altersdatierungen zwischen 3,4 und 4,1 Milliarden Jahren.

Ein internationales Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Simone Marchi vom Lunar Science Institute der NASA interpretiert diese Häufung als Anzeichen für eine Phase eines besonders heftigen Bombardements von Körpern mit ungewöhnlich hoher Geschwindigkeit größer zehn Kilometer pro Sekunde. Computersimulationen beim Museum für Naturkunde in Berlin halfen nachzuweisen, dass sich bei hohen Geschwindigkeiten die Menge des ausgeworfenen und dabei stark erhitzen Materials um das Hundert- bis Tausendfache erhöht.

Die Daten von Vesta liefern somit einen indirekten Beweis für die Wanderung der großen Gasriesen Jupiter und Saturn und für die dadurch ausgelöste Phase eines intensiven Bombardements der Planeten des inneren Sonnensystems. Durch diese Häufung von Einschlagprozessen auf der Erde veränderte sich die Umwelt weitreichend. Somit sind die lebensfreundlichen Bedingungen auf unserem Planeten möglicherweise nur das Produkt eines kosmischen Zufalls in der Frühzeit der Entwicklung unseres Sonnensystems.

MfN / PH

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