Der schnellste Stern im Universum
Astronomen entdecken ersten rasenden Stern außerhalb der Milchstraße – Supernova lässt Rückschlüsse aufs Tempo zu.
Auf der Suche nach bisher unbekannten „Geistergalaxien“ haben Astronomen der Ruhr-Universität-Bochum einen außergewöhnlichen Fund gemacht: Sie entdeckten einen rasend schnellen massereichen Stern, den ersten außerhalb unserer eigenen Galaxie. Und er ist auch noch der schnellste, den man bisher nachweisen konnte. 850 Kilometer pro Sekunde muss er mindestens zurückgelegt haben, bevor er in einer Supernova explodiert ist.
Abb.: Hier starb der schnellste bisher bekannte Stern im Universum, weit entfernt von seiner Ursprungsgalaxie. Nach der Supernova 2006bx ist nichts mehr von ihm zu sehen. Verbleibende Gaswolken oder ein Neutronenstern als Überrest sind nicht erkennbar, dafur ist 2006bx schlicht zu weit von der Erde entfernt. (Sloane Digital Sky Survey / Calar Alto Astronomical Observators / RUB)
Um Low Surface Brightness (LSB) Galaxien zu finden, suchten sich die Forscher Supernovae-Explosionen massereicher Sterne mit extremer Helligkeit – aus einem internationalen Katalog heraus, die scheinbar im Nichts stattgefunden haben. Denn Sterne entstehen natürlich nicht im Nichts, sie brauchen Materie. Eine mögliche Lösung ist, dass die Sterne zuvor Teil einer LSB-Galaxie waren, der man so auf die Spur kommen könnte. In keinem der fünf untersuchten Fälle fanden die Forscher aber eine solche LSB-Galaxie. Weiter beobachteten sie die entsprechenden Himmelsregionen im Bereich von UV- und Radiowellen. So kann man feststellen, ob Galaxien vielleicht jenseits des sichtbaren Lichts viel größer sind als bisher angenommen, so dass eine scheinbar entfernt von der Supernova liegende Galaxie sich aufgrund ihrer Ausdehnung doch noch als Heimat des explodierten Sterns entpuppen kann. Einige Fälle konnten sie so aufklären.
Doch ein Fall, die Supernova 2006bx, blieb weiter ungelöst. Der zugrunde liegende Stern war mit hoher Wahrscheinlichkeit superschnell, ein so genannter Hyper Velocity Star. Solche Sterne nehmen vermutlich eine extrem hohe Geschwindigkeit auf, wenn sie besonders nah am zentralen Schwarzen Loch einer Galaxie vorbei fliegen. Anhand der Supernova berechneten die Forscher die Masse der Sterns – etwa acht bis 20 Sonnenmassen. Solche massereichen Sterne sind mit „nur“ ca. 30 Millionen Jahren Lebensdauer vergleichsweise kurzlebig. Setzt man nun die wahrscheinliche Lebensdauer des Sterns in Relation mit der Entfernung von seiner Ursprungsgalaxie, kann man auf sein Tempo zurückschließen: 850 Kilometer pro Sekunde muss der Stern zurückgelegt haben – mindestens. Denn je nachdem, in welchem Winkel er sich zum beobachteten Ort seiner Supernova bewegt hat, könnte die Strecke, die er in seinem Leben zurückgelegt hat, sogar noch länger sein. Damit ist er der schnellste bisher bekannte Stern überhaupt.
RUB / PH