Desy und IBM entwickeln Speicherlösungen der nächsten Generation
Strategische Kooperation für innovative Technologien im Big-Data-Umfeld
Bei der Forschung an den Teilchenbeschleunigern von Desy in Hamburg fallen unvorstellbar große Datenmengen an – Informationen im Petabyte-Bereich, die erfasst, gespeichert, verwaltet und ausgewertet werden müssen. Dies erfordert absolute Höchstleistungen von Speichermedien. Das größte deutsche Beschleunigerzentrum und der Computerkonzern IBM haben jetzt eine strategische Kooperation vereinbart, um gemeinsam innovative Datenspeicherlösungen der nächsten Generation zu entwickeln. Ziel ist das Höchstleistungs-Datenmanagement im Petabyte-Bereich, um für die zukünftigen Anforderungen im Big-Data-Umfeld optimal gewappnet zu sein. Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung wurde auf der Computermesse Cebit unterzeichnet.
Mit IBMs Scale Out Network Attached Storage (Sonas) hat das Desy kürzlich eine Speicherlösung der neuesten Generation in Betrieb genommen, die sich durch hohe Skalierbarkeit, schnelle Speicherung und eine effiziente Verwaltung auch mehrerer Petabyte auszeichnet. Sonas muss dabei Datenmengen jenseits der 20 Petabyte bewältigen, das entspricht der Kapazität von vier Milliarden herkömmlicher DVDs. Doch nicht nur das Datenvolumen, auch die Zugriffszeit und die Übertragungsgeschwindigkeit sind entscheidende Faktoren. Für die Auswertung der wissenschaftlichen Messdaten sind Transferraten von bis zu 10 Gigabyte pro Sekunde nötig.
Gemeinsam entwickeln und erproben Desy und IBM nun neue Verfahren zum weltweiten Datenaustausch zwischen Forschungszentren. Forscher aus aller Welt sollen etwa über Web-Protokolle wie HTTPS und REST sicher auf große Mengen unstrukturierter Daten zugreifen können, die in Sonas gespeichert sind. Ziel ist es auch, die Eignung des Systems für sogenannte Cloud-Speicher im Forschungsumfeld zu testen.
„Desy hat eine lange, fast 50 Jahre alte Tradition im Management größter Datenmengen“, betont der Leiter der IT-Abteilung bei Desy, Volker Gülzow. Es speichert und verwaltet nicht nur die Daten der eigenen Großforschungsanlagen, sondern ist auch ein sogenanntes Tier-2-Rechenzentrum für die Experimente des Large Hadron Colliders (LHC). Die LHC-Detektoren können vom Desy aus gesteuert werden, und LHC-Messdaten werden in Hamburg gespeichert und von Forschern aus aller Welt analysiert. Mit dem System dCache hat Desy gemeinsam mit dem US-Beschleunigerzentrum Fermilab und der Nordic DataGrid Facility NDGF bereits eine Pionierlösung für das Management großer Datenmengen entwickelt.
Mit dem europäischen Röntgenlaser European XFEL steigen die Anforderungen an das Datenmanagement künftig weiter. Jeder einzelne der European-XFEL-Detektoren wird 10 bis 40 Gigabyte Daten pro Sekunde liefern, das jährliche Datenvolumen erreicht damit allein beim European XFEL bis zu 50 Petabyte – umgerechnet ein DVD-Stapel von zwölf Kilometern Höhe.
Teil der Vereinbarung ist auch eine intensive technische Unterstützung des Projekts durch die Sonas-Experten des deutschen IBM Forschungs- und Entwicklungszentrums. „Wir sehen weitere Einsatzgebiete in datenintensiven Web 2.0-Applikationen, unter anderem im Gesundheitsbereich sowie bei digitalen Medien“, sagt Frank Bröde, Leiter IBM-Sonas-Entwicklung in Mainz.
Desy / OD