15.01.2016

Die Frau in der zweiten Reihe

Im neuen Rätsel von Physik in unserer Zeit geht es um eine Frau, die stets im Schatten ihres berühmten Mannes lebte. Wir verlosen drei Buchpreise.

Als Tochter eines wohlhabenden Juristen im Königreich Österreich-Ungarn genießt sie zunächst eine exzellente Ausbildung: Sie geht in Novi Sad, Sremska Mitrovica und Šabac zur Schule und besucht schließlich – als einziges Mädchen – das Gymnasium Classicum in Zagreb. Dort schafft sie aufgrund guter Noten die Eingangstests für eine spezielle Förderung in Physik, zu einer Zeit, in der die meisten Frauen in der "Gartenlaube" blättern und von einem Studium nur träumen. Sie siedelt in die Schweiz um, beginnt erst ein Medizinstudium und wechselt dann an die ETH und in die Fächer Mathematik und Physik, um das Diplom für das höhere Lehramt zu erwerben. Eine Zeit lang studiert sie auch in Heidelberg, bevor sie an der ETH einige Prüfungen abschließt; ihre Leistungen sind vielversprechend.

Doch dann wird sie schwanger, und das ändert offenbar vieles. Sie rasselt wegen Funktionentheorie durchs Examen und kehrt kurzzeitig nach Novi Sad zurück, wo sie eine Tochter zur Welt bringt, deren Spur sich bald darauf verliert. Erst 30 Jahre nach dem Tod der Gesuchten wird aus ihren Briefen klar, dass es dieses Kind überhaupt gegeben hat. Ob es an Scharlach verstorben ist, zur Adoption freigegeben wurde oder beides, ist bis heute ein Rätsel.

Sicher ist, dass die Physikerin zurückkehrt, den Vater der Tochter heiratet und fortan beider Wohnung in Schuss hält. Nur wenige Jahre später kommen zwei weitere Söhne auf die Welt. Die Gesuchte organisiert den nomadisierenden Haushalt in Bern, Zürich, Prag und Berlin, während sie den Aufstieg ihres Gemahls zum Physiker von Weltruhm verfolgt. Fachlich hilft sie ihm dabei wohl nie auf die Sprünge, aber sicher steigt sie nicht aus, wenn das Gespräch auf Physik kommt.

Das geht so lange gut, bis der Gatte eine Beziehung mit seiner Cousine beginnt. Die Ehe zerbricht, und die Gesuchte geht mit den Söhnen zurück nach Zürich. Ihr Mann unterstützt sie zwar finanziell weiter, doch nach der Scheidung beginnt ein langsamer Abstieg in eine Tragödie: Der jüngere der Söhne erkrankt an „Defektschizophrenie“, wie die Ärzte es nennen, und wird immer wieder in einer Nervenheilanstalt eingewiesen, was die Mutter viel Geld kostet und ihr das Herz zerreißt. Sie stirbt schließlich – immer noch unter dem Namen des Gatten – wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Andreas Loos, FU Berlin

Wer war die Frau in der zweiten Reihe? Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte an: Physik in unserer Zeit, Wiley-VCH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, oder per Email an: thomas@buehrke.com. Absender bitte nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 15.2.2016. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlosen drei Exemplare des Buches Vom Urknall zum Gummibärchen von Roland Full.

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