Dünnes Eis
Das Eis rund um den Nordpol ist derzeit stellenweise deutlich dünner als noch vor sechs Jahren. Das ergaben Messungen auf der jüngsten Arktis-Expedition des Forschungseisbrechers «Polarstern».
Bremerhaven (dpa) - Das Eis rund um den Nordpol ist derzeit stellenweise deutlich dünner als noch vor sechs Jahren. Bei der jüngsten Arktis-Expedition sei der Forschungseisbrecher «Polarstern» auf große Meereis-Flächen gestoßen, die mit etwa einem Meter nur halb so dick gewesen seien wie im Jahr 2001, teilte das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung am Donnerstag in Bremerhaven mit. An anderen Stellen sei das Eis aber so stark, dass eine dänische Nordpol-Expedition sogar darin steckenblieb, berichtete der stellvertretende AWI-Direktor Prof. Heinrich Miller. Ob die Veränderungen im Bereich natürlicher Schwankungen liegen oder aber bereits eine Folge des Klimawandels sind, sei unklar.
Die dünnen Meereisschichten entdeckten die Wissenschaftler nahe des geographischen Nordpols auf der Sibirien zugewandten Seite. Nördlich von Spitzbergen waren die Forscher zuvor auf sehr dicke Eisflächen gestoßen. Die Messungen entsprechen nach Einschätzung Millers zwar grundsätzlich dem langfristigen Trend zum Abschmelzen der Arktis. Dennoch seien sie mit Vorsicht zu interpretieren, da die Eisstärken innerhalb kurzer Zeit starken Schwankungen unterliegen können. Außerdem handele es sich um punktuelle Erkenntnisse.
Während der Expedition mit der «Polarstern» stellten die AWI-Wissenschaftler außerdem fest, dass derzeit kühlere Wassermassen aus dem Atlantik in das Arktische Becken einströmen. In den vergangenen Jahren hatten sie höhere Temperaturen dieser Meeresströmungen gemessen.
Modellrechnungen gehen nach Angaben des AWI davon aus, dass der arktische Ozean bereits in weniger als 50 Jahren während der Sommermonate vollständig eisfrei sein könnte. Derzeit sind nach Angaben des Zentrums für Marine- und Atmosphärische Wissenschaften (ZMAW) der Universität Hamburg rund drei Millionen Quadratkilometer mit Meereis bedeckt.
Sowohl die Nordwestpassage vor der Küste Kanadas und das Arktische Archipel sowie die Ostsibirische See seien momentan weitgehend eisfrei. Damit sei die Eisfläche kurz vor Ende des arktischen Sommers so klein wie noch nie seit Beginn der Satellitenbeobachtung in den achtziger Jahren, sagte der ZMAW-Physiker Lars Kaleschke. Damals seien rund 5,5 Millionen Quadratkilometer mit Meereis bedeckt gewesen.
Weitere Infos:
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Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung:
http://www.awi.de -
Zentrum für Marine- und Atmosphärische Wissenschaften (ZMAW) der Universität Hamburg:
http://www.zmaw.de