07.11.2006

Eindringliche Warnungen zur Weltklimakonferenz

Mit eindringlichen Appellen zur Verhinderung einer globalen Klimakatastrophe hat am Montag in Nairobi die zwölfte internationale Klimakonferenz begonnen.


Nairobi/Berlin (dpa) - Mit eindringlichen Appellen zur Verhinderung einer globalen Klimakatastrophe hat am Montag in Nairobi die zwölfte internationale Klimakonferenz begonnen. «Der Klimawandel wird immer mehr zu einer der größten Bedrohungen, der sich die Menschheit jemals gegenüber sehen könnte», sagte der Präsident der Konferenz, der kenianische Umweltminister Kivutha Kibwana, vor den rund 6000 Delegierten aus mehr als 150 Ländern.

Die Erderwärmung gefährde die Entwicklungsziele für Milliarden der ärmsten Menschen der Welt, sagte Kibwana bei der Konferenz in der kenianischen Hauptstadt. «Wir stehen vor der konkreten Gefahr, dass sich bereits erreichte Erfolge in der Armutsbekämpfung in den kommenden Jahrzehnten umkehren könnten, ganz besonders auf dem afrikanischen Kontinent», fügte er hinzu.

«Millionen Menschen in der ganzen Welt sind von Not und Elend bedroht, wenn wir den Klimaschutz jetzt nicht entschieden verstärken», sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) der «Bild»- Zeitung (Montag). Mit Blick auf das Auslaufen der Kyoto-Vereinbarung 2012 kündigte Merkel an: «Die EU muss wieder eine Vorreiterrolle übernehmen, um zu einem guten Nachfolgeabkommen zu gelangen.» Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte: «In den kommenden 10 bis 15 Jahren müssen wir eine Trendumkehr bei den Emissionen erreichen, um den globalen Temperaturanstieg auf 2 Grad zu begrenzen und zugleich mit den Folgen des unabwendbaren Klimawandels umzugehen.»

Der Klimagipfel, der bis zum 17. November dauert, ist die zwölfte Konferenz der 189 Mitgliedstaaten der «Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen» (UNFCC). In den kommenden Tagen soll es auch um die Verlängerung des Kyoto-Protokolls zur Verringerung der Treibhausgase über das Jahr 2012 hinaus gehen. Der Chef des UN- Klimasekretariats, Yvo de Boer, zeigte sich jedoch schon im Vorfeld wenig optimistisch und meinte, er erwarte «keine wirklichen Resultate» mit Blick auf die Zeit nach 2012.

Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Physik-Professor an der Universität Oxford, Hans-Joachim Schellnhuber, forderte die Industrieländer zu schnellem Handeln angesichts des fortschreitenden Klimawandels auf. Die Regierungen dieser Staaten hätten das Problem nicht ernst genug genommen, sagte Schellnhuber im Deutschlandradio Kultur. Man habe durch die lange Diskussion fast ein Jahrzehnt verloren. «Wir müssen jetzt in den Industrieländern aggressive Programme entwickeln, um unsere Energiesysteme umzustellen.» Er sei hingegen optimistisch, dass man den Klimawandel auf einem beherrschbaren Maß halten könne, sagte Schellnhuber. «Allerdings ist dafür kraftvolles, politisches Handeln notwendig. Es ist noch nicht Mitternacht. Die Uhr gibt uns noch zehn, 15 Jahre Zeit.»

Elf deutsche Entwicklungs- und Umweltorganisationen forderten in einer gemeinsamen Erklärung eine drastische Verringerung der Treibhausgasemissionen in den Industrieländern und eine stärkere Unterstützung für die vom Klimawandel besonders betroffenen Länder. «Deutschland kommt im Rahmen seiner 2007 anstehenden G-8- und EU- Präsidentschaft eine politische Schlüsselrolle bei diesen Themen zu», heißt es darin. Der Kieler Klimaforscher Mojib Latif sieht vor allem die USA und China in der Pflicht, wenn es um eine drastische Reduzierung von Treibhausgasen geht.

Der Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg, Professor Hartmut Graßl, warnte vor einer zunehmenden Gefährdung der biologischen Vielfalt. «Wir graben uns von zwei Seiten die Lebensgrundlage ab», sagte Graßl im «ZDF-Mittagsmagazin». Ursache sei nicht allein der Klimawandel, sondern auch die Zerstörung der Lebensräume für viele Tiere. «Wir wissen, dass wir von der biologischen Vielfalt abhängen. Je mehr wir davon haben, desto stabiler sind die Ökosysteme.»

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