14.01.2025

Erdbebensensoren ertasten längste Tiefsee-Sedimentströme der Welt

Zwei massive Sedimentlawinen vor der Westküste Afrikas aufgezeichnet.

Wie beeinflussen große Schlamm- und Sandströme den Lebensraum Tiefsee? Und wie lassen sie sich besser nachvollziehen? Diesen Fragen ist ein internationales Forschungsteam mit nachgegangen und hat mithilfe von Messgeräten, die sonst hauptsächlich bei Erdbeben eingesetzt werden, den Meeresboden untersucht. Damit nutzten die Forscher einen neuen Ansatz, mit dem sie zwei massive Sedimentlawinen vor der Westküste Afrikas aufzuzeichnen konnten.

Abb.: Das mit den Messinstrumenten ausgestattete Forschungsschiff.
Abb.: Das mit den Messinstrumenten ausgestattete Forschungsschiff.
Quelle: M. Baker, U. Durham

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Untermeerische Sedimentlawinen, auch Trübeströme genannt, erzeugen die tiefsten Canyons der Erde, lagern immense Sedimentmengen ab und zerstören immer wieder Telekommunikationskabel. Bisher war das Wissen über diese Prozesse stark begrenzt, da Messgeräte, die sich in ihrem Weg befinden, von den Trübeströmen zerstört werden. Deshalb installierte das Team 2019 erstmals ein Dutzend Ozean-Boden-Seismometer im Kongo-Canyon vor der Westküste Afrikas. Die Messgeräte erfassen Signale, die von der Oberfläche und dem Meeresboden unseres Planeten ausgehen.

Die Forscher konnten damit in mehreren Kilometern sicherer Entfernung zunächst etliche Einzelströme messen, die schließlich als zwei massive Trübeströme vereint den Kongo-Canyon hinabwälzten. Weiter als tausend Kilometer tosten sie mit einer Geschwindigkeit von 13 bis 27 Kilometern pro Stunde über viele Tage durch die untermeerischen Schluchten. Zusätzlich transportierten sie nicht nur warmes Oberflächenwasser in die Tiefsee, sondern auch große Mengen an Kohlenstoff – fast ein Viertel der Menge, die alle Flüsse der Welt pro Jahr in die Ozeane entlassen.

„Damit leisten Trübeströme einen bedeutenden Beitrag zum Kohlenstoffentzug aus der Umwelt, aber sorgen auch dafür, dass das Ökosystem Tiefsee immer wieder durch massive Abtragung und Ablagerung neuen Materials sowie Pulse von warmem Oberflächenwasser gestört wird“, erklärt Michael Dietze von der Abteilung Physische Geographie der Uni Göttingen, einer der beteiligten Forscher. „Anhand der seismischen Daten lassen sich auf die Sekunde genau der Beginn solcher Ereignisse erfassen, der Kurs verfolgen, die Geschwindigkeit ermitteln und die Größe eines Ereignisses rekonstruierten. Dadurch kommen wir vielen Fragen näher, wie zum Beispiel: Wie oft finden solche Ereignisse statt? Was sind ihre Auslöser? Und wie und mit welchen Folgen breiten sie sich aus?“

GAU Göttingen / RK

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