Euclid ist beschlossene Sache
Der ESA-Satellit soll Ende des Jahrzehnts starten, um die rätselhafte Dunkle Materie und Dunkle Energie zu untersuchen.
Die europäische Weltraumagentur ESA hat jetzt offiziell die Euclid-Mission in ihr „Cosmic Vision“-Programm aufgenommen und unterstützt damit die größte Kollaboration von Astronomen weltweit. An dem Projekt sind Wissenschaftler des Argelander-Instituts für Astronomie der Universität Bonn (AIfA) maßgeblich beteiligt. Nun kann mit der wissenschaftlichen Vorbereitung und dem Bau des Satelliten begonnen werden, der Ende dieses Jahrzehnts ins All starten soll. Euclid wird das „Dunkle Universum“ sehr genau untersuchen und insbesondere die Verteilung und Entwicklung der rätselhaften Dunklen Materie und Dunklen Energie im Universum aufspüren.
Abb.: Euclid erinnert nicht nur entfernt an das Weltraumteleskop Herschel, es beobachtet auch vom selben Standort aus, dem Lagrange-Punkt L2, 1,5 Millionen Kilometer hinter der sonnenabgewandten Seite der Erde. (Bild: ESA, C. Carreau)
„Wir haben es geschafft“, sagt Yannick Mellier vom Institut Astrophysique de Paris (IAP), der das nun ausgewählte Euclid-Konsortium (EC) leitet. „Die ESA und das Euclid-Konsortium haben seit über fünf Jahren daran gearbeitet und nun wurden wir tatsächlich formell ausgewählt, diese aufregende Weltraummission durchzuführen.“ Die ESA verabschiedete jetzt ein multilaterales Abkommen zwischen elf europäischen Raumfahrtagenturen, der NASA sowie dem Euclid-Konsortium zum Bau der wichtigsten Elemente für den Euclid-Satelliten, insbesondere der Instrumente an Bord, der Software zur Datenanalyse und der wissenschaftlichen Leitung für den Satelliten.
Fast tausend Wissenschaftler aus ganz Europa und anderen Teilen der Welt arbeiten zusammen, um diese Mission zu ermöglichen. „Unser Team umfasst Experten aus allen Feldern der Astronomie, der Physik, des Satelliten- und Software-Designs“, sagt Mellier. Das Konsortium steuert zwei Instrumente bei: Eine abbildende Kamera für den sichtbaren Teil des Lichts (VIS) und einen abbildenden Nahinfrarot-Spektrographen (NISP). Mit ihrem großen Sichtfeld werden diese hochmodernen Instrumente eine große Menge an Daten in außergewöhnlich hoher Qualität liefern und mehr als ein Drittel des Himmels kartieren.
Das Argelander-Institut für Astronomie der Universität Bonn (AIfA) konzentriert sich im Projekt Euclid vor allem auf die Analyse der optischen Beobachtungsdaten. In enger Kooperation insbesondere mit Kollegen in Edinburgh und Oxford entwickelt die Arbeitsgruppe um Peter Schneider Analyseverfahren zur Vermessung des schwachen Gravitationslinseneffektes. Dabei handelt es sich um eine Analysemethode, für die die Bonner Wissenschaftler langjährige umfangreiche Erfahrung vorzuweisen haben. Bei diesem durch die allgemeine Relativitätstheorie beschriebenen Phänomen werden die Bilder weit entfernter Galaxien durch das Schwerefeld der großräumigen Materieverteilung im Universum leicht verzerrt. Aus der statistischen Untersuchung der Verzerrung unzähliger Galaxienbilder lässt sich dann ein Bild dieser kosmischen Materieverteilung konstruieren. Die Satellitenmission Euclid bringt deutlich präzisere Bilder hervor, als dies mit Bodenteleskopen möglich wäre. Die Qualität der Aufnahmen ist der des berühmten Hubble-Weltraumteleskops ähnlich – wobei Euclid jedoch eine Fläche des Himmels abbilden wird, die etwa zehntausend Mal größer ist als das größte jemals mit Hubble aufgenommene Gebiet.
Ebenfalls beteiligt sind das Max-Planck-Institut für Extraterrestrische Physik in Garching (MPE), zuständig für das optische Gesamtdesign des Nahinfrarot-Instruments und den Aufbau des wissenschaftlichen Datenzentrums, die Ludwig-Maximilians-Universität in München (LMU), die federführend an der Vorbereitung der ergänzenden bodengebundenen Daten beteiligt ist, und das Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg mit der Entwicklung und dem Bau der Breitbandfilter. Euclid ist mit der jetzigen Genehmigung eine offizielle ESA-Mission und stärkt damit das Euclid-Konsortium an der Spitze der weltweiten Forschung über das dunkle Universum. Die deutschen Beiträge zur Mission fördert das Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie.
U. Bonn / OD