27.04.2010

Europa will größtes Teleskop der Welt in Chile bauen

ESO-Council einigt sich auf Standort des geplanten European Extremely Large Telescope mit einem Spiegeldurchmesser von 42 Metern.

Cerro Armazones in Chile wird Standort des größten Teleskops der Welt

ESO-Council einigt sich auf Standort des geplanten European Extremely Large Telescope mit einem Spiegeldurchmesser von 42 Metern.

Am 26. April 2010 hat der Council der Europäischen Südsternwarte (ESO) den Cerro Armazones als Standort des geplanten 42m-Teleskops, des European Extremely Large Telescope (E-ELT) ausgewählt. Der Cerro Armazones ist ein 3060 Meter hoher Berg in der chilenischen Atacamawüste, rund 130 Kilometer südlich der Stadt Antofagasta. Der vorgesehene Standort ist 20 Kilometer vom Cerro Paranal entfernt, wo sich das Very Large Telescope der ESO befindet.

 

 

Abb.: Der Cerro Armazones bei Nacht (Bild: ESO)

Tim de Zeeuw, Generaldirektor der ESO, kommentiert: “Dies ist ein Meilenstein für dieses ehrgeizige Projekt, das einen gewaltigen Zuwachs an astronomischem Wissen zur Folge haben wird. Jetzt können wir die grundlegende Planung abschließen. Mein Dank gilt dem mit der Standortwahl befassten Team, das in den letzten beiden Jahren hervorragende Arbeit geleistet hat.”

Das “European Extremely Large Telescope” (wörtlich “europäisches extrem großes Teleskop”, E-ELT) ist als optisches und Infrarotteleskop mit einem Hauptspiegeldurchmesser von 42 Metern angelegt – als weltweit einziges Teleskop dieser Größe. Das bis ins Einzelne durchgeplante Design für dieses Teleskop der Extraklasse hat die ESO gemeinsam mit einer Vielzahl forschender Astronomen entwickelt. Das E-ELT wird sich einigen der drängendsten offenen Fragen der astronomischen Forschung widmen, und könnte unser Bild des Universums in ähnlich drastischer Weise verändern wie Galileis Teleskop vor 400 Jahren. Die endgültige Entscheidung über den Bau des Teleskops wird Ende 2010 erwartet. Das Teleskop soll 2018 seinen wissenschaftlichen Beobachtungsbetrieb aufnehmen.

Die Wahl des Teleskopstandorts lag in den Händen der Delegierten der 14 Mitgliedsländer der ESO, die den so genannten “Council” bilden – das Leitungsgremium der Europäischen Südsternwarte. Der Entscheidung liegt eine mehrjährige Vergleichsstudie der Wetterverhältnisse verschiedener möglicher Standorte zugrunde. Der Großteil der dabei gesammelten Daten soll noch dieses Jahr veröffentlicht werden.

Bei der Auswahl spielen unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Am wichtigsten ist die “astronomische Qualität” der Atmosphäre: die Anzahl der klaren Nächte pro Jahr, der Wasserdampfgehalt der Atmosphäre und die “Stabilität” der Luft über dem Beobachtungsort (das so genannte “Seeing”). Allerdings spielen auch die Bau- und Betriebskosten eine Rolle, sowie die gesteigerte Effektivität sowohl beim Betrieb wie auch bei der wissenschaftlichen Arbeit, die sich durch die Nähe zu bereits existierenden Observatorien ergibt (VLT/VLTI, VISTA, VST, ALMA und SKA usw.).

Bereits im März 2010 hatte die mit der Vorbereitung der Standortwahl beauftragte Kommission, das “E-ELT Site Selection Advisory Committee” (SSAC), dem ESO-Council einen vorläufigen Bericht vorgelegt. In die Endauswahl waren Armazones, Ventarrones, Tolonchar und Vizcachas in Chile, sowie La Palma in Spanien gekommen. Jeder dieser Standorte bietet sehr gute astronomische Beobachtungsbedingungen. Dennoch gab es bezüglich der charakteristischen Stärken der Standorte durchaus Unterschiede, und der Bericht kam zu dem Schluss, dass es sich beim Cerro Armazones nahe Paranal um einen besonders guten Standort handle. Dort sei die Kombination der verschiedenen für die Himmelsbeobachtung günstigen Eigenschaften besonders ausgewogen; zudem könne das Observatorium gemeinsam mit dem Paranal-Observatorium der ESO betrieben werden. Cerro Armazones und Paranal weisen sehr ähnliche, für astronomische Forschung ideale Beobachtungsbedingungen auf. Insbesondere gibt es dort pro Jahr mehr als 320 klare Nächte.

Unter Berücksichtigung der klaren Empfehlungen des Site Selection Advisory Committee und aller anderen relevanten Umstände, insbesondere der wissenschaftlich relevanten Standorteigenschaften, fiel die Wahl des ESO-Council nun auf den Cerro Armazones.

De Zeeuw fügt hinzu: “Durch die Kombination der bahnbrechenden wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit des E-ELT mit den bereits bestehenden Kapazitäten des VLT ist die Zukunft des Paranal als weltweit fortschrittlichstes Observatorium im Bereich des optischen und Infrarotlichts langfristig gesichert. Auch die Stellung der ESO als weltweit führende Organisation für bodengebundene Astronomie wird damit weiter gestärkt.”

Bereits im Vorwege hatte die chilenische Regierung für den Fall, dass Cerro Armazones als zukünftiger E-ELT-Standort ausgewählt werden würde, zugesagt, der ESO ein weitläufiges Gebiet zu übereignen, das den Cerro Armazones enthält und an den bestehenden ESO-Grundbesitz rund um das Paranal-Observatorium angrenzt. So sind beide Observatorien langfristig vor ungünstigen Einflüssen geschützt, insbesondere vor Lichtverschmutzung und den Folgen von Bergbauaktivitäten.

Max-Planck-Institut für Astronomie

  

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