Gestauchte Elektronenwolken erzeugen starke Röntgenblitze
Attosekundenpulse mit Energien von mehr als 100 Mikrojoule nachgewiesen.
Einem Team von Forschenden von European XFEL und Desy ist es gelungen, die Forschung mit Röntgenlicht einen großen Schritt voranzubringen: Sie können in einer Sekunde Millionen leistungsstarker Röntgenpulse erzeugen, die nur einige hundert Attosekunden lang sind. Diese Zeitskala ermöglicht Forschenden, schnellste Bewegungen – beispielsweise von Elektronen in Atomen oder Molekülen zu erfassen. Die Forschenden haben nun einzelne Röntgenpulse mit Energien von über 100 Mikrojoule nachgewiesen. Umgerechnet auf die Attosekundenzeitskala sind das kurzfristig Leistungen von über eintausend Watt.
„Mit dieser einzigartigen Methode können wir schadensfreie Messungen von strukturellen und elektronischen Eigenschaften durchführen“, sagt Jiawei Yan, Physiker am European XFEL. „Dies ebnet den Weg für fortschrittliche Studien wie die Attosekunden-Kristallographie, mit der wir die elektronische Dynamik im realen Raum beobachten können.“ Herkömmliche Methoden zur Erzeugung ultrakurzer harter Röntgenpulse erforderten bislang eine drastische Reduzierung der Ladung in den Elektronenpaketen, was die Pulsenergie und den praktischen Nutzen begrenzte.
Das Team erreichte die hohen Werte, indem sie die Strahloptik eines speziellen Strahltransportsystems zu diesem Zweck optimierten. „Durch die Kombination ultrakurzer Pulse mit Megahertz-Wiederholraten können wir extrem schnell Daten sammeln und so Prozesse beobachten, die uns bisher verborgen blieben“, sagt Gianluca Geloni, Leiter der Gruppe „Freie Elektronen Laser“. „Diese Entwicklung verspricht, die Forschung in vielen wissenschaftlichen Disziplinen zu verbessern, insbesondere bei Aufnahmen von Proteinmolekülen oder Materialien im atomaren Maßstab sowie bei der Untersuchung nichtlinearer Phänomene.“
Europ. XFEL / JOL