09.06.2008

«GLAST» späht in verborgenes All

Das Weltraumteleskop «GLAST» soll am 11. Juni 2008 ins All starten. Astronomen erwarten von dem Instrument einen der bislang tiefsten Blicke ins All.

«GLAST» späht in verborgenes All

Cape Canaveral/Garching (dpa) - Das Funkeln der Sterne am Nachthimmel zeigt nur einen kleinen Teil des Universums. So sind selbst die gewaltigsten Explosionen im Weltall für das bloße Auge meist unsichtbar. Solche und andere verborgene kosmische Katastrophen wird künftig das Weltraumteleskop «GLAST» der US-Raumfahrtbehörde NASA erforschen, das nach mehreren Startverschiebungen wegen Problemen mit der Raketenbatterie am nächsten Mittwoch (11. Juni) vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida abheben soll. Von dem fast 700 Millionen US-Dollar (knapp 450 Millionen Euro) teuren Instrument erwarten Astronomen auch einen der bislang tiefsten Blicke ins All.

Das GLAST - «Gamma-ray Large Area Space Telescope» - beobachtet den Himmel im Bereich der energiereichen kosmischen Gammastrahlung. Dieses für das bloße Auge unsichtbare Licht stammt meist aus exotischen Quellen: Sternleichen, die ihre Umgebung mit der intensiven Strahlung rösten, gigantische Schwarze Löcher, die reihenweise ganze Sternsysteme verschlingen, und möglicherweise auch von der immer noch rätselhaften Dunklen Materie. Die ist zwar rund vier Mal häufiger als gewöhnliche Materie, aus der Sterne, Planeten und auch Menschen bestehen, ihre Natur ist jedoch völlig unbekannt. Außer über ihre Schwerkraft könnte sie sich jedoch auch über Gammastrahlung bemerkbar machen, wenn zwei ihrer Partikel miteinander reagieren und zerstrahlen.

«Mit "GLAST" werden wir diese Phänomene sehr viel empfindlicher untersuchen können», sagt Roland Diehl vom Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching bei München, das als einzige deutsche Einrichtung an dem Teleskop beteiligt ist. Die Garchinger Gruppe blickt mit Anspannung auf den Start der Mission.

Die Erdatmosphäre schützt Menschen, Tiere und Pflanzen vor der kosmischen Strahlung. Auf der Erde sind nur die Folgeteilchen nachweisbar, die durch das unentwegte Bombardement entsteht. Ein Teleskop, das kosmische Gammastrahlung direkt untersuchen will, muss deshalb außerhalb der Atmosphäre im All stationiert werden. Das deutsche Max-Planck-Institut hat maßgeblich den Sensor für Gammastrahlenblitze («Gamma Ray Bursts») auf dem Weltraumteleskop entwickelt. Die meisten dieser Blitze sind nach heutigem Wissen gewissermaßen das «Abschiedsfeuerwerk» ferner Riesensonnen, die am Ende ihrer Existenz in einer spektakulären Explosion zu einem Schwarzen Loch zusammenstürzen.

«Ein einzelner Gammastrahlenblitz kann in wenigen Sekunden dieselbe Energie freisetzen, die unsere Sonne in ihren gesamten zehn Milliarden Jahren Lebenszeit abstrahlt», erläutert NASA-Forscher Neil Gehrels vom Goddard Space Flight Center in Greenbelt (US-Staat Maryland). Die Ausbrüche sind damit noch heller als Supernova- Explosionen und die extrem leuchtkräftigen, weit entfernten aktiven Galaxien namens Quasare, die sonst als hellste Objekte im All gelten, wie Diehl erläutert. Sie sind aus noch größerer Entfernung zu sehen und damit aus einer noch früheren Vergangenheit - von einem zwölf Milliarden Lichtjahre entfernten Objekt benötigt das Licht zwölf Milliarden Jahre zur Erde. «Die Blitze können uns eine Epoche des Universums erhellen, in der sich die ersten Sterne gebildet haben», betont Diehl.

Insgesamt erwarten die Astronomen von der auf mindestens fünf Jahre angelegten «GLAST»-Mission die Entdeckung tausender neuer Gammastrahlen-Quellen, hauptsächlich sogenannter Blazare. Dabei handelt es sich nach der aktuellen Theorie um weit entfernte Galaxien, in deren Zentrum sich ein monströses Schwarzes Loch Materie einverleibt und dabei intensive Gammastrahlung produziert. Die Strahlung beleuchtet damit die energiereiche Vergangenheit des Universums, wie Charles Dermer vom US-Marineforschungslabor in Washington erläutert. Der «GLAST»-Forscher spricht daher auch von einer «Archäologie an Schwarzen Löchern».

Von Till Mundzeck, dpa

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