18.12.2006

Kampf gegen Sonnensegel-Flügel

Wegen eines verklemmten Sonnensegels an der Internationalen Raumstation ISS wird der deutsche Astronaut Thomas Reiter einen Tag länger als geplant im All bleiben.

Washington (dpa) - Wegen eines verklemmten Sonnensegels an der Internationalen Raumstation ISS wird der deutsche Astronaut Thomas Reiter nun doch einen Tag länger als geplant im All verbringen müssen. Seinen Kollegen Robert «Beamer» Curbeam und Sunita Williams gelang es trotz eines ungewöhnlich langen Außeneinsatzes in der Nacht zum Sonntag (MEZ) nicht, das Segel einzuholen.

Nun werden der Amerikaner Curbeam und der Schwede Christer Fuglesang nach Angaben der Weltraumbehörde NASA in Houston am Montagabend (MEZ) erneut von Bord gehen, um das widerspenstige Modul der alten Stromversorgungsanlage zusammenzufalten und in einer Kiste mitzunehmen. Beim vierten Außeneinsatz binnen einer Woche würden die Astronauten mit Spezialwerkzeugen versuchen, das Problem zu lösen. Die Arbeiten seien aber heikel, weil das Modul teilweise elektrisch aufgeladen sei und deshalb zuvor mit Spezialbändern abgedeckt werden müsse.

Für die Ex-Marinetaucherin Williams war es der erste Weltraumspaziergang in ihrem Leben. «Willkommen im Club», ermunterte sie der erfahrene Curbeam beim Ausstieg. «Es wird ein großer Spaß», meinte die Astronautin vor Beginn der mühsamen Arbeiten. Sie ist in der Geschichte der Weltraumfahrt die neunte Frau, die im All umherschwebte - vorher hatten das schon sieben andere Amerikanerinnen und eine Russin getan. Insgesamt gab es nach NASA-Angaben bisher 281 Weltraumspaziergänge von Astronauten.

Williams und Curbeam gelang es zwar wie geplant, die Kabelarbeiten zu beenden, so dass die ISS nun über ein neues stabiles Stromversorgungsnetz verfügt. Auch die Sorgen über die Umstellung des Kühlsystems entpuppten sich als grundlos - bei einem ähnlichen Einsatz 2001 war es zu einer kritischen Situation gekommen, bei dem giftiges Ammoniak freigesetzt worden war und eine Überhitzung der Kühlpumpen gedroht hatte.

Die über zweistündigen Bemühungen im Anschluss an die Kabelarbeiten, das verklemmte, 35 Meter breite Sonnensegel vollständig einzuholen, hatten aber trotz der außergewöhnlich langen Zeit von sieben Stunden und 31 Minuten außerhalb der Station keinen Erfolg. «Sie schüttelten und rüttelten ohne, dass es sich bewegte», hieß es. «Beamer, ihr ward unglaublich effizient», lobte dennoch NASA-Astronaut Steve Robinson in Houston. Nur der Zeitmangel habe die Bemühungen der beiden Astronauten scheitern lassen, sagte eine NASA- Sprecherin.

«Das war eine olympische Leistung», kommentierte die Bodenkontrolle aus der Ferne den Arbeitstag außerhalb der ISS. Der längste Außenbordeinsatz in der Geschichte der ISS-Raumstation hatte der NASA zufolge im März 2001 genau acht Stunden und 56 Minuten gedauert.

Zwar sind nun die alten Solarsegel soweit zusammengefaltet, dass die im September montierten Solarflügel ausreichend Platz zum Rotieren haben und sich damit zur Sonne hin ausrichten können. Allerdings will die NASA versuchen, die Segel vollständig einzuholen, um sie möglicherweise an einer anderen Stelle der Weltraumstation anzubringen.

Für die Arbeiten am Samstag waren erneut weite Teile der Stromversorgung der ISS vorübergehend als Vorsichtsmaßnahme ausgeschaltet worden. Die Umstellung des bisher nur provisorischen ISS-Stromversorgungsnetzes ebnet nach NASA-Angaben den Weg zum weiteren Ausbau der Station. Die bessere Stromversorgung erlaube es vor allem auch, ein europäisches sowie ein japanisches Forschungslabor in den Jahren 2007 und 2008 an die ISS anzuschließen.

Reiter freut sich nach fünfeinhalb Monaten im Weltraum auf die Heimkehr nach Deutschland. Schon vergangenen Montag war der 48- Jährige mit Sack und Pack in die kurz zuvor angedockte Weltraumfähre «Discovery» umgezogen. Nun soll es am kommenden Freitag mit der Fähre in Richtung Heimat gehen - zunächst natürlich erst mal in die USA.

Laszlo Trankovits, dpa

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