Knoten im Chromosom
Mathematische Analyse liefert Hinweis auf Verknotungen im Erbgut.
Lange Wollfäden verheddern sich schneller, als man hinschauen kann – und auch Ladekabel und dergleichen neigen dazu, unliebsame Knoten auszubilden. Auch unser Erbgut liegt in langen Strängen vor, die – ginge es nach unserer Alltagserfahrung – ebenfalls zum Verheddern neigen müssten. Bisher war es nicht möglich, dies experimentell zu untersuchen.
Abb.: Die zwei Knoten in Chromosom 14 sind mit durchgezogenen Linien gekennzeichnet. Der Farbverlauf im Bild dient lediglich der Orientierung. Der blaue und rote Punkt markieren Anfang und Ende des Chromosoms. (Bild: J. Siebert, JGU)
Wie Forscher der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) nun herausgefunden haben, könnten Chromosomen tatsächlich verknotet sein. „Mit mathematischen Algorithmen haben wir die 3-D-
Basis der Berechnung bildeten die dreidimensionalen Chromosomen-
Das Mainzer Forscherteam geht nun davon aus, dass die Verknüpfungen zwischen Chromosomen im weiteren Zellzyklus aufgelöst werden müssen, dass aber Verknotungen innerhalb eines Chromosoms vielleicht keinen Einfluss auf die Funktion und die Übermittlung von genetischen Informationen haben. Außerdem gibt es bestimmte Proteine mit komplizierten Knoten, was man sich in der Fachwelt lange nicht vorstellen konnte. Und auch die DNA in Viren, die Bakterien angreifen, in Bakteriophagen, ist verknotet. Während sich die Knoten in diesen speziellen Proteinen immer an der gleichen Stelle bilden, scheinen sie bei den Viren jedoch eher zufällig verteilt aufzutreten. Peter Virnau vermutet, dass es genauso auch bei den Chromosomen sein könnte.
Noch können die Forscher aus Mainz nicht gesichert sagen, ob ihre Ergebnisse in der vereinfachten Struktur des Polymermodells selbst begründet liegen oder ob sie in der Tat auf die wahre Form von Chromosomen hinweisen. Jedoch liefern die Berechnungen aus Cambridge und Mainz einen ersten Hinweis darauf, dass Chromosomen mitunter verknotet und trotzdem funktional sein könnten.
JGU / DE