24.05.2004

Löschbare Druckplatten

Physik Journal – Mit einer neuen Methode lassen sich Druckplatten nach dem Druck wieder löschen und für eine neue Belichtung vorbereiten.

Löschbare Druckplatten

Physik Journal – Mit einer neuen Methode lassen sich Druckplatten nach dem Druck wieder löschen und für eine neue Belichtung vorbereiten.

Druckplatten sind Einwegartikel. Für jede einzelne Buch- oder Zeitungsseite belichten Drucker von neuem eine photosensitive Schicht, die auf Aluminium oder Kunststoff aufgetragen wurde. Michael Vergöhl und seine Kollegen vom Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik (IST) in Braunschweig haben nun eine Methode entwickelt, mit der sich Druckplatten nach einer Verwendung wieder löschen und für eine neue Belichtung vorbereiten lassen.

Dies gelingt mit einer nanokristallinen Schicht aus dem Pigment Titandioxid, das zwischen wasserabstoßend (hydrophob) und wasseranziehend (hydrophil) hin- und her geschaltet werden kann. Wässrige Druckfarben bleiben so für den Druckvorgang an den hydrophilen Bereichen hängen und lassen sich auf Papier bannen. Grundlage ist eine photochemische Reaktion der etwa zehn Nanometer kleinen Kristallite des Weißpigments. Unter einer wenige Minuten dauernden UV-Bestrahlung (360–370 nm) entstehen Elektronen-Loch-Paare, das vierwertige Titan wird dreiwertig und freigesetzte Radikale an der Oberfläche halten Wassermoleküle effizienter fest. Über eine Belichtungsmaske lassen sich so Texte und hochgerasterte Bilder auf diese Fläche reversibel einprägen. Für eine abermalige Nutzung der Druckplatte müssen diese hydrophilen Bereiche wieder „gelöscht“, also in den hydrophoben Grundzustand zurückgebracht werden.

Dazu griffen die Fraunhofer-Forscher auf ein atmosphärisches, kaltes Plasma zurück. In einem Kilovolt-Wechselspannungsfeld erzeugten sie in Luft und anderen Testgasen eine hohe Elektronendichte und säuberten mit diesem Plasma die benutzte Titandioxid-Platte. Nach einem Prozess, der allerdings noch nicht ganz verstanden ist, ging die Anzahl der freien Radikale an der Oberfläche zurück und dreiwertiges Titan wurde wieder zu vierwertigem oxidiert. Alle durch die Belichtung hervorgehobenen, hydrophilen Druckbereiche wurden wieder wasserabstoßend. Dieser Lösch-Vorgang verläuft innerhalb weniger Millisekunden, benötigt kein Vakuum und sollte sich daher ohne großen Aufwand in der Praxis anwenden lassen.

Nach großer Resonanz auf diese Entwicklung auf der diesjährigen Hannover-Messe hofft Vergöhl, dass diese Plasma-Technik bald in modernen Druckereien eingesetzt wird. Über Partner in der Industrie schweigt der Forscher jedoch, zumal eine Patenterteilung für diese Innovation noch aussteht.

Jan Oliver Löfken

Quelle: Physik Journal, Juni 2004

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