Mars: Verborgene Spuren einer Flutkatastrophe
Radarmessungen aus dem Orbit zeigen Flussrinnen, die vor wenigen hundert Millionen Jahren das Marte Vallis speisten.
Der Mars ist heute eine trockene, kalte Welt. Doch Aufnahmen von Raumsonden zeigen zahlreiche Flutrinnen („outflow channels“) auf der Oberfläche des roten Planeten, die von den Forschern als Produkt gewaltiger Fluten gedeutet werden. Als Ursache dieser vermutlich aus Grundwasser-Reservoirs gespeisten Fluten kommen Vulkanausbrüche oder Asteroideneinschläge infrage, die zu Episoden mit wärmerem, feuchterem Klima geführt haben können.
Abb.: SHARAD-Radarbild der Region Marte Vallis (Bild: Nasa / MOLA Team / Smithsonian Institution)
Mit einem Alter von weniger als 500 Millionen Jahren ist das in der Hochebene Elysium Planitia gelegene, etwa tausend Kilometer lange Marte Vallis das jüngste Flutrinnen-System auf dem Mars. Nach heutigen Erkenntnissen ist diese Hochebene durch intensiven Vulkanismus in den vergangenen hundert Millionen Jahren entstanden. Diese Aktivität hat die gesamte Region mit einer dicken Lavaschicht bedeckt und so auch die Spuren der Flutkatastrophe verwischt, die das Marte Vallis geschaffen hat.
Messungen mit dem Radarsystem SHARAD an Bord der Sonde Mars Reconnaissance Orbiter haben es einem amerikanischen Forscherteam ermöglicht, diese verborgenen Spuren wieder sichtbar zu machen. Die Radarbilder zeigen ein unter der Lavadecke verborgenes System von Flussrinnen, das das Marte Vallis gespeist hat. Ursprung dieser Zuflüsse sind die Grabenbrüche der Region Cerberus Fossae. Die Tiefe dieser Rinnen beträgt über 80 Meter ist damit doppelt so groß, wie zuvor vermutet. „Wir haben die Stärke dieser Flut also bisher erheblich unterschätzt“, so Gareth Morgan von der Smithsonian Institution in Washington und seine Kollegen.
Dass der Ursprung der Zuflüsse in einer Bruchzone liegt, bestätigt nach Ansicht der Forscher, dass das Wasser aus einem tief gelegenen Grundwasser-Reservoir stammte. „Vermutlich hat lokale tektonische oder vulkanische Aktivität das Wasser freigesetzt“, so Morgan. Die Messungen demonstrieren die Fähigkeit von Radarmessungen aus der Mars-Umlaufbahn, Informationen über die Entwicklung der hydrologischen Aktivität auf dem roten Planeten zu liefern.
Der amerikanische Mars Reconnaissance Orbiter umkreist seit März 2006 den äußeren Nachbarplaneten der Erde. SHARAD wurde von dem Unternehmen Alenia Spazio im Auftrag der Italienischen Raumfahrtagentur ASI für die Mission entwickelt. Die Radarstrahlen können je nach Bodenbeschaffenheit einhundert bis tausend Meter tief eindringen.
Rainer Kayser
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