Maschinenbau vor viertem Rekordjahr
Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer steuern auf das vierte Rekordjahr in Folge zu.
Frankfurt/Main (dpa) - Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer steuern dank einer überraschend kräftigen Inlandsnachfrage und vollen Auftragsbüchern auf das vierte Rekordjahr in Folge zu. In diesem Jahr werde das Wachstum deutlich höher ausfallen als zunächst erwartet und 2007 dann auf niedrigerem Niveau anhalten, berichtete der Branchenverband VDMA am Dienstag in Frankfurt. «2007 wird es eine Abflachung, aber keinen Einbruch geben», sagte VDMA-Präsident Dieter Brucklacher, ohne eine genaue Zahl zu nennen. Auch die Beschäftigung dürfte wieder zunehmen.
Wegen der anhaltend hohen Auftragseingänge schraubte der Verband die Wachstumsprognose ungewöhnlich stark nach oben. Die Produktion soll 2006 um fünf Prozent zulegen. Nach den hohen Wachstumsraten der beiden Vorjahre von 4,7 Prozent (2005) und 5,3 Prozent (2004) war bislang nur noch ein Plus von zwei Prozent erwartet worden. Sollte die erhöhte Prognose eintreffen, summiert sich der reale Produktionszuwachs binnen drei Jahren auf stolze 16 Prozent. Zuletzt hatte es Ende der 80er Jahre eine derart lang anhaltende Wachstumsphase gegeben. Der Umsatz dürfte 2006 mit rund 160 Milliarden Euro einen neuen Rekord erreichen.
«Die Investitionslethargie der letzten Jahre in Deutschland ist offensichtlich erst einmal überwunden», sagte Brucklacher. Die hohe Kapazitätsauslastung der Industrie von 89 Prozent, das optimistische Geschäftsklima und die besseren Abschreibungsmöglichkeiten seien positive Vorgaben für eine weiterhin gute Investitionsgüternachfrage. Die Unternehmen in Deutschland hätten einen enormen Nachholbedarf, um die Technik auf den neuesten Stand zu bringen. «Der Anstieg im Inland war längst überfällig», sagte Brucklacher.
Im April gingen bei den deutschen Maschinen- und Anlagenbauern im Vergleich zum Vorjahresmonat acht Prozent mehr Bestellungen ein. Aus dem Inland kamen vier Prozent mehr Aufträge, die Auslandsnachfrage stieg um zehn Prozent. Von Januar bis April erhöhten sich die Inlandsorder im Jahresvergleich um 15 Prozent. Auch die Exporte bewegten sich auf hohem Niveau. Die Ausfuhren legten im ersten Quartal um 13,1 Prozent zu. «Die Auslandskonjunktur entwickelt sich offenbar kräftiger und auch länger positiv als in einem durchschnittlichen Aufschwungzyklus», sagte der VDMA-Präsident. Selbst in China würden wieder mehr Maschinen aus Deutschland gekauft.
Die Wachstumsaussichten beurteilt der Verband trotz der Risiken durch Währungsschwankungen und hohen Rohstoffkosten positiv. «Unsere Befürchtungen einer sich im Jahresverlauf allmählich abkühlenden Geschäftstätigkeit werden sich nach dem jetzigen Stand nicht erfüllen», sagte Brucklacher. Über kurz oder lang sei allerdings mit einem zyklischen Abschwung zu rechnen. «Es spricht einiges dafür, dass wir 2007 nicht noch einmal einen solchen Zuwachs wie in diesem und den letzten beiden Jahren werden verbuchen können.» Die Erhöhung der Mehrwertsteuer spiele für die Branche allerdings kaum eine Rolle. Viele Betriebe seien bis in das kommende Jahr hinein voll ausgelastet.
Angesichts der guten Maschinenbaukonjunktur rechnet der Verband wieder mit mehr Einstellungen. «Beim Abbau sind wir wohl unten angekommen, in der nächsten Zeit ist eher ein leichter Aufbau zu erwarten», sagte Brucklacher. Wie viele neue Arbeitsplätze in diesem Jahr entstehen können, wollte der VDMA nicht prognostizieren. Viele Betriebe fangen Auftragsspitzen mit Leiharbeitern oder flexiblen Arbeitszeitregelungen ab. Diese Instrumente seien allerdings schon weitgehend ausgereizt, hieß es. Ende 2005 waren rund 864 000 Männer und Frauen in der Branche beschäftigt, das waren 0,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
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