Mini-Magnetzentren im Schachbrettmuster
Ultradünne Ferrimagnete zeigen selbstorganisierende magnetische Zentren.
Zweidimensionale magnetische Strukturen gelten als vielversprechendes Material für neuartige Datenspeicher, da sich die magnetischen Eigenschaften einzelner Molekülen untersuchen und verändern lassen. Forscher des Swiss Nanoscience Institutes der Universität Basel und des Paul-
Abb.: Phytalocyanine mit Eisen- (orange) und Mangan-Zentren (violett) ordnen sich selbst auf einer Goldoberfläche zu einem Schachbrettmuster an. (Bild: U. Basel)
Ferrimagneten besitzen zwei magnetische Zentren, deren Magnetismus verschieden stark ist und in entgegengesetzte Richtungen zeigt. Zweidimensionale, quasi flache Ferrimagneten wären gut geeignet, um als Sensoren, Datenspeicher oder in einem Quantencomputer zum Einsatz zu kommen, da sich bei der zweidimensionalen Anordnung der Magnetzustand der einzelnen Atome oder Moleküle auslesen lässt. Allerdings war es aus mathematischen und geometrischen Gründen bisher nicht möglich, zweidimensionale Ferrimagneten herzustellen. Die Wissenschaftler um Thomas Jung, der sowohl am PSI wie auch am Departement Physik der Universität Basel eine Forschungsgruppe leitet, haben nun eine Möglichkeit zur Herstellung eines zweidimensionalen Ferrimagneten gefunden.
Zunächst stellten die Forscher Phytalocyanine her. Dabei handelt es sich um Kohlenwasserstoffverbindungen, die verschiedene magnetische Zentren aus Eisen und Mangan besitzen. Werden diese Phytalocyanine auf eine Goldoberfläche aufgebracht, ordnen sie sich selbst zu einem Schachbrettmuster an, bei dem sich Moleküle mit Eisen- und Manganzentrum abwechseln. In Experimenten konnten die Forscher belegen, dass die Fläche magnetisch ist, dass der Magnetismus des Eisens und des Mangans verschieden stark ist sowie in entgegengesetzte Richtungen zeigt – alles Eigenschaften, die einen Ferrimagneten kennzeichnen.
„Ausschlaggebend für diese Eigenschaften ist das elektrisch leitende Goldsubstrat, das die magnetische Ordnung vermittelt“, erklärt Jan Girovsky vom PSI. „Ohne das Goldsubstrat würden die magnetischen Atome nichts voneinander spüren und das Material wäre auch nicht magnetisch.“
Die entscheidende Wirkung der Leitungselektronen im Goldsubstrat zeigt sich in einem physikalischen Effekt, der mittels Rastertunnelmikroskopie unter jedem magnetischen Atom nachgewiesen werden konnte. Die Experimente wurden bei verschiedenen Temperaturen durchgeführt und liefern so Hinweise auf die Stärke der magnetischen Kopplung in dem neuartigen magnetischen Material. Modellrechnungen bestätigten den experimentell beobachteten Effekt und lieferten den Hinweis, dass spezielle, an die Oberfläche gebundene Elektronen im Goldsubstrat für diese Art des Magnetismus verantwortlich sind.
„Die Arbeit zeigt, dass sich mit einer geschickten Kombination von Materialien und einer speziellen Nanoarchitektur neue Materialien herstellen lassen, die eigentlich gar nicht möglich wären“, erläutert Nirmalya Ballav vom Indian Institute of Science Education and Research in Pune (Indien), der bereits seit einigen Jahren mit Thomas Jung die Eigenschaften von molekularen Nanoschachbrett-
U. Basel / DE