26.06.2013

Mit Datenbrille durchs Inferno

3D- und Wärmebildkameras sollen Feuerwehren bei Brandeinsätzen unterstützen.

Wenn sich Feuerwehrleute in brennende Gebäude wagen, haben sie es oft schwer, sich zu orientieren. Besonders bedrohlich wird die Situation, wenn Rauchschwaden den Blick auf Gefahren versperren. Eine an der TU Wien im Rahmen des EU-Projekts Profitex entwickelte 3D-Kamera soll nun den Feuerwehrleuten das Leben einfacher machen. Sie erfasst die Umgebung und leitet ein virtuelles dreidimensionales Abbild des Gebäudes an die Einsatzleitung weiter. Eine Wärmebildkamera erkennt Gefahren und blendet auf einem durchsichtigen Display den Feuerwehrleuten wichtige Information direkt ins Blickfeld ein.

Abb.: Mit Kameras ausgestatteter Feuerwehrhelm. (Bild: P. Bosowski, U. Aachen)

Wenn ein Haus brennt, hat niemand Zeit, nach einem Gebäudeplan zu suchen. Die Feuerwehrleute wissen also nicht genau, was sie erwartet. „Mit Hilfe von 3D-Kameras am Helm können wir in Echtzeit ein virtuelles Abbild des Gebäudes erstellen“, erklärt Hannes Kaufmann vom Institut für Softwaretechnik und interaktive Systeme der TU Wien. Dieses Modell wird nach draußen zur Einsatzleitung geschickt, die so einen optimalen Überblick über die Situation behält und die Feuerwehrleute nach Bedarf koordiniert.

Die Datenübertragung lässt sich beispielsweise über eine „Lifeline“ gewährleisten: In vielen Ländern sind Feuerwehrleute beim Betreten brennender Gebäude durch ein Seil mit der Außenwelt verbunden, sodass sie auch bei schwierigen Bedingungen den Weg nach draußen wieder finden. In dieses Seil lässt sich auch das Datenkabel integrieren – das ermöglicht eine höhere Daten-Übertragungsrate und eine höhere Übertragungssicherheit, als mit Funk möglich wäre.

Der entscheidende Vorteil des neuen Feuerwehrhelm-Modells sind zusätzliche Infrarot-Kameras: „Mit ihnen kann man genau erkennen, wo große Hitze herrscht. Und diese Information können wir direkt am Helm-Display einblenden“, sagt Kaufmann. Das Wärmebild dient auch dazu, Personen zu finden, die sich noch im Gebäude aufhalten. Eine weitere Verbesserung sollen Infrarot-Laserstrahlen bringen: Im Gegensatz zu sichtbarem Licht durchdringt IR selbst den dichtesten Rauch und können selbst dann Orientierung ermöglichen, wenn sonst nichts mehr zu sehen ist.

Erforscht wird noch, wie viel Information in einer solchen Stresssituation überhaupt aufgenommen werden kann: Stellt man zu viele Daten dar, könnten die Feuerwehrleute überfordert werden und Wichtiges übersehen. „Wir haben das System bereits getestet. Das 3D-Modell, das wir dabei erzeugen konnten, sollte für einen Feuerwehreinsatz mehr als ausreichend sein“, sagt Kaufmann. „Die Infrarot-Sensoren lassen ganz klar erkennen, wo im Raum sich noch Menschen aufhalten.“

TU Wien / AH

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