29.06.2015

Muren auf dem Mars

Regelmäßig wiederkehrendes Tauwetter verursacht Schlamm- und Geröllabgänge auf dem roten Planeten.

Knochentrocken und staubig zeigt der Mars sich heute – doch die Untersuchung des Istok-Kraters hat jetzt gezeigt: In regelmäßigen Abständen strömten von seinen Kraterwänden sogenannte Muren – flüssiges Wasser vermischt mit Gesteins- und Staubpartikeln – in sein Inneres. „Das Überraschende daran ist: Dies muss ziemlich häufig geschehen sein“, erläutert Ernst Hauber, Planetenforscher am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der an einer von Tjalling de Haas von der Universität Utrecht geleiteten Studie mitgewirkt hat.

Abb.: Muren im Istok-Krater auf dem Mars (Bild: NASA / JPL / Univ. of Arizona)

Die Forscher haben untersucht, wieviel Muren in welchen zeitlichen Abständen notwendig waren, um die festgestellten Ablagerungen im Krater zu erklären. Die jüngsten Ströme mit flüssigem Wasser sind nach diesen Schätzungen in den letzten Hunderttausenden von Jahren erfolgt. „Für uns Planetenforscher ist das quasi gestern“, betont Hauber. Die Muren im Istok-Krater gingen seit seiner Bildung mit einer Häufigkeit ab, die auch in extrem trockenen Gebieten auf der Erde festgestellt wurde.

Für ihre Untersuchungen wählten die Planetenforscher einen eher jungen, nur eine Million Jahre alten Krater in den mittleren südlichen Breiten des Mars und analysierten die Spuren von Muren aus Sand und Geröll an seiner Innenwand. „Mindestens anderthalb bis fünf Zentimeter Schmelzwasser sind für solche großen Muren notwendig“, sagt de Haas. „Das bedeutet, dass die Schneeschichten im Krater mehrere Dezimeter dick gewesen sein müssen.“ Die Schneeschmelze hat dann zu flüssigem Wasser und der Bildung von Muren geführt.

„Dies konnte immer nur dann geschehen, wenn die Rotationsachse des roten Planeten um mehr als dreißig Grad zur Sonne geneigt war und sich Eis der Polarregionen in Richtung Äquator verlagert hatte. Der Mars ist dann über die Hälfte mit Schnee bedeckt, der teilweise an denjenigen Kraterwänden schmilzt, die dem Äquator und damit der Sonne zugewandt sind. Eine Situation, die nur etwa alle 120.000 Jahre vorliegt“, erläutert Hauber. Während beispielsweise die Erdachse eine konstante Neigung von etwa 23 Grad zur Sonne hat, was die Jahreszeiten verursacht, variiert die Neigung beim Mars in den letzten zehn Millionen Jahren zwischen 15 und 35 Grad und verursacht so große Klimaschwankungen. „Zurzeit schmilzt auf dem Mars allerdings nichts“, sagt der Planetenforscher, „und es könnte auch wieder einige Hunderttausend Jahre dauern, bis es wieder flüssiges Wasser dort gibt.“

DLR / DE

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