NASA setzt Tiroler „Luftspion“ ein
Innsbrucker Ionenphysiker messen für US-Luft und Raumfahrtbehörde Schadstoffe in der Atmosphäre.
Wie schlecht wird die Luft sein, die wir morgen einatmen? Die NASA will noch in diesem Jahrzehnt mittels Satellitenmessungen eine Antwort darauf geben. Ähnlich wie beim Wetterbericht will die US-Luft- und Raumfahrtbehörde ihre Satelliten für die Vorhersage und die Überwachung der Luftqualität nutzen. Sie zählt bei ihrer jetzt in Kalifornien gestarteten, flugzeuggestützten Mess-Kampagne auch auf österreichische Forschung und Technologie: Einen in Tirol entwickelten „Luftspion“.
Abb.: Diese P-3B Turboprop-Maschine von der Wallops Flight Facility in Virginia misst bei Tiefflügen während der DISCOVER-AQ-Mission die Luftqualität. (Bild: NASA, P. Black)
Die vom Tiroler Hightech-Unternehmen Ionicon Analytik GmbH im Teamwork mit Wissenschaftlern des Instituts für Ionen- und Angewandte Physik der Universität Innsbruck entwickelte hochsensible Technologie kann mithilfe eines neuartigen Flugzeit-Massenspektrometers die Zusammensetzung von organischen Spurenstoffen in der Atmosphäre in Sekundenbruchteilen messen. Das Gerät ist nach Angaben von Ionicon eine einzigartige Kombination aus Schnelligkeit, Sensitivität und Selektivität. Die US-Luft- und Raumfahrtbehörde setzt diesen „Luftspion“ nun erstmals bei der weiteren Mess-Kampagne im Zuge der bis 2014 laufenden NASA-Mission „DISCOVER-AQ“ an Bord ihres Forschungsflugzeuges „P-3B“ im kalifornischen Central Valley zwischen der Sierra Nevada und dem Küstengebirge ein.
„Wir sind bei DISCOVER-AQ an der vordersten Forschungsfront mit dabei. Zur kontinuierlichen Überwachung der Luftqualität in verschmutzten Gebieten gibt es bisher lediglich relativ zeitnahe Daten von vereinzelten Mess-Stationen am Boden. Um frühzeitig vor Schadstoffgefahren wie Ozon, Stickoxiden und Partikeln warnen zu können, können Satellitenmessungen in der Zukunft einen entscheidenden Beitrag leisten. Dazu müssen wir aber verstehen, wie sich diese Luftschadstoffe vertikal in der Atmosphäre verteilen, weil die Satellitensensoren nicht erkennen, in welcher Höhe sich die Schadstoffe befinden. Das neue Gerät liefert dabei Daten zu organischen Spurenstoffen“, sagt Armin Wisthaler vom Institut für Ionen- und Angewandte Physik der Uni Innsbruck.
Der 42-jährige ist mit seinem Team als einzige europäische Gruppe unter insgesamt 75 Wissenschaftlern bis 15. Februar an der aktuellen Mess-Kampagne mit ingesamt 15 Messflügen beteiligt. Diese NASA-Mission hat das Ziel, die Qualität von Satellitenprodukten zu verbessern, um deren Daten für die Vorhersage und das Monitoring der Luftqualität einsetzen zu können. DISCOVER-AQ steht als Abkürzung für Deriving Information on Surface Conditions from Column and Vertically Resolved Observations Relevant to Air Quality. Der Tiroler „Luftspion“ soll dazu beitragen, Daten in bisher unerreichter zeitlicher und räumlicher Auflösung zu liefern. Erste, komplette Datensätze der laufenden Kampagne stehen laut Wisthaler diesen Sommer zur Verfügung.
U. Ibk. / OD