14.02.2013

Pendelversuch für E-Mobilität

Kann man mit einem Elektrofahrzeug Geld sparen? Dieser Frage geht ein Forschungskonsortium aus Wissenschaft und Wirtschaft nach.

„Wenn die Elektromobilität in Europa erfolgreich werden soll, dann muss sie auch wirtschaftlich sein. Wir suchen gezielt nach Anwendungen, in denen Elektrofahrzeuge kostengünstiger fahren können als das Vergleichsfahrzeug mit Verbrennungsmotor“, erklärt Olaf Wollersheim, Leiter des Schaufenster-Projekts RheinMobil am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Fündig geworden sind die Karlsruher Forscher bei den Firmen Michelin und Siemens, deren Mitarbeiter häufig zwischen deutschen und französischen Standorten pendeln. Das geschieht bisher mit konventionellen Fahrzeugen. Ein Elektrofahrzeug sei aber möglicherweise im Betrieb für diese Strecken günstiger, da jeder Kilometer, der elektrisch gefahren werde, weniger koste als mit Benzin oder Dieselkraftstoff, so Wollersheim. Der Grund liege im viel höheren Wirkungsgrad des Elektroantriebs. „Wenn das Fahrzeug viel gefahren wird, kann dadurch so viel eingespart werden, dass sich der hohe Anschaffungspreis rechnet.“

Abb.: Mit Elektrofahrzeugen fahren Mitarbeiter von Michelin und Siemens zwischen Deutschland und Frankreich. Eine junge, von KIT-Absolventen gegründete Firma stellt die Fahrzeuge. (Bild: S. Göttisheim)

Schon in wenigen Wochen bringen die ersten Elektrofahrzeuge Pendler aus dem Elsass ins Karlsruher Michelin-Werk. Zeitgleich steigen Siemens-Mitarbeiter für Dienstfahrten zwischen den Werken Karlsruhe und Haguenau in Frankreich vom Benziner auf das Elektrofahrzeug um. In beiden Fällen soll die Auslastung der Fahrzeuge schrittweise so weit gesteigert werden, dass die Fahrt am Ende des Projekts wirtschaftlicher wird als mit dem vergleichbaren Fahrzeug mit Verbrennungsmotor. Diese Perspektive hat auch die Bundesregierung überzeugt. Das dreijährige Vorhaben im Umfang von fast zwei Millionen Euro wird vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS zur Hälfte gefördert, die andere Hälfte bringen die Projektpartner selbst auf.

Um die ehrgeizigen Projektziele zu erreichen, sind ausgeklügelte Betriebsstrategien für die Fahrzeuge, Ladesäulen am richtigen Ort, aber auch Überzeugungsarbeit bei den Mitarbeitern der Unternehmen notwendig. Das Fraunhofer ISI und das KIT als Forschungspartner haben bereits Studien zu Nutzererwartungen und Markteintrittsbarrieren durchgeführt und kennen die Vorbehalte gegenüber Elektrofahrzeugen, die vor allem hohe Kosten, geringe Reichweiten und Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur betreffen.

„Genau hier holen wir die Menschen ab“, sagt Max Nastold, Geschäftsführer der Firma e-MotionLine, die – gerade erst von KIT-Absolventen gegründet – schon ihren ersten Auftrag zur Bereitstellung der Fahrzeuge für das Projekt RheinMobil verbuchen kann. „Wir kümmern uns um die Auswahl der wirtschaftlichsten Fahrzeuge, die Koordinierung der Ladeinfrastruktur und führen die Nutzer in Schulungen an die neue Technik heran.“ Max Nastold ist überzeugt, dass sich mit diesem Konzept noch weitere wirtschaftliche Anwendungen erschließen lassen. Bei der grenzübergreifenden Nutzung der Ladeinfrastruktur arbeiten die RheinMobil-Partner eng mit dem von mehreren deutschen und französischen Ministerien geförderten Projekt CROss-border Mobility for EVs (CROME) zusammen.

Das Projekt RheinMobil ist eines von rund 40 Projekten im Schaufenster Elektromobilität Baden-Württemberg „LivingLab BWe mobil“ und wird mit knapp zwei Millionen Euro vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) im Rahmen der Schaufensterinitiative der Bundesregierung gefördert. Die Bundesregierung hat im April 2012 vier Regionen in Deutschland als „Schaufenster Elektromobilität“ ausgewählt und fördert hier auf Beschluss des Deutschen Bundestags die Forschung und Entwicklung von alternativen Antrieben. Insgesamt stellt der Bund für das Schaufensterprogramm Fördermittel in Höhe von 180 Millionen Euro bereit. In den groß angelegten regionalen Demonstrations- und Pilotvorhaben wird Elektromobilität an der Schnittstelle von Energiesystem, Fahrzeug und Verkehrssystem erprobt.

Im baden-württembergischen Schaufenster „LivingLab BWe mobil“ erforschen mehr als 100 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlicher Hand Elektromobilität in der Praxis. Die Projekte konzentrieren sich mit ihren Aktivitäten auf die Region Stuttgart und die Stadt Karlsruhe und sorgen auch international für eine große Sichtbarkeit. Das „LivingLab BWe mobil“ steht für einen systemischen Ansatz mit ineinandergreifenden Projekten, die Elektromobilität vom E-Bike über den E-PKW bis hin zum elektrischen Transporter und Plug-in-Linienbussen für jedermann erfahrbar machen. Die Projekte adressieren Fragestellungen zu Intermodalität, Flotten und gewerblichen Verkehren, Infrastruktur und Energie, Stadt- und Verkehrsplanung, Fahrzeugtechnologie, Kommunikation und Partizipation sowie Ausbildung und Qualifizierung. Koordiniert wird das „LivingLab BWe mobil“ durch die Landesagentur für Elektromobilität und Brennstoffzellentechnologie e-mobil BW GmbH und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS).

KIT / PH

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