15.02.2016

Philae im Kälteschlaf

Der Kometenlander wird sich nicht mehr melden – Fazit der Mission dennoch positiv.

inzwischen wieder über 350 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt", erläutert Ekkehard Kührt, Planetenforscher am DLR und zuständig für den wissenschaftlichen Anteil des DLR an der Mission mit Rosetta und Philae. „In der Kometennacht kann es jetzt bis unter minus 180 Grad Celsius kalt werden. Selbst am Tag bleibt der gesamte Komet nun tiefgefroren." Für einen Lander, der auf Temperaturen bis minus 50 Grad Celsius ausgelegt ist, ist dies eine Umgebung, in der er nicht mehr arbeiten kann. Wäre er an seinem ursprünglichen Landeplatz zur Ruhe gekommen und hätte sich dort im Boden verankert, hätte er deutlich mehr Sonne zur Energieversorgung zur Verfügung gehabt, wäre aber voraussichtlich im März 2015 bei der Annäherung an die Sonne überhitzt.

Abb.: Lander Philae auf Tschuri (Bild: DLR)

„Dass Philae sich jetzt sehr wahrscheinlich nicht mehr melden wird, liegt auch daran, dass seine Energie nicht mehr ausreicht und die Elektronik zu kalt ist", sagt Ulamec. Auch in den letzten Monaten gab es keine Funksignale von Philae. Sein Schweigen im August 2015 hatte jedoch einen anderen Grund: Während des sonnen­nächsten Punktes befand sich die Rosetta-Sonde in einer zu großen Entfernung, um Signale des Landers empfangen zu können und zur Erde weiterzuleiten. „Es gab im vergangenen Jahr aber auch Zeiten, in denen wir nicht verstanden haben, warum Philae keinen Kontakt zu uns aufnimmt." Philae meldete sich zwar am 13. Juni 2015 und sendete Daten über seinen Gesundheits­zustand. Insgesamt nahm er auch sieben weitere Male Kontakt zum Bodenteam auf – doch blieb dies unregelmäßig und relativ unvorhersagbar. Am 9. Juli 2015 sendete er zum letzten Mal Informationen. „Wir haben immer wieder verschiedene Kommandos gesendet, um den Kontakt mit ihm zu stabilisieren und mit den Instrumenten messen zu können, aber dies ist leider nicht gelungen." Die Ingenieure des Projekts halten es für möglich, dass Kurzschlüsse an den Sendern der Grund für die unregelmäßigen Kontakte und das anschließende Schweigen sein könnte.

Ingenieure und Wissenschaftler ziehen eine größtenteils positive Bilanz für die Mission mit dem Lander. „Einige Messungen konnten zwar leider nicht wie geplant durchgeführt werden, aber insgesamt war Philae ein Erfolg", betont Kührt. „Wir sind in einer völlig unbekannten Umgebung gelandet, haben erstmals wissenschaftliche Daten auf einer Kometen­ober­fläche gesammelt und konnten mit diesen die Messungen des Orbiters ergänzen." Die Mission mit Rosetta und Philae habe gezeigt, dass die Aktivität eines Kometen deutlich komplexer abläuft als gedacht.

Auch wenn die Arbeit mit Philae Wünsche offen gelassen hat – beispiels­weise die chemische Untersuchung einer Bodenprobe oder mehr Zeit für wissenschaftliche Messungen: „Solche hoch­auf­­gelösten und spektakulären Bilder wie von der ROLIS-Kamera, die unterhalb des Landers sitzt, sowie von der Panorama­kamera CIVA werden wir lange Zeit nicht mehr bekommen." Außerdem wurden mit einem Massen­spektro­meter organische Moleküle auf der Oberfläche gefunden und mit der Thermalsonde MUPUS sowie dem Seismometer SESAME physikalische Eigenschaften der Kometen­ober­fläche bestimmt. Der Kometenkern wurde von Sonde zu Lander mittels Radar­strahlen durchleuchtet, woraus Erkenntnisse über seine Struktur gewonnen werden konnten. Ein messbares Magnetfeld wies der Komet nicht auf. Viele Ergebnisse wurden inzwischen in wissenschaftlichen Journalen publiziert. „Die Auswertung der Daten wird jedoch noch über mehrere Jahre weitergehen", betont Kührt.

Mit der Rosetta-Mission wurden gleich mehrere Premieren im All gefeiert: Noch nie begleitete eine Raumsonde einen Kometen auf seinem Weg um die Sonne, noch nie landete ein Gerät auf einer Kometenoberfläche, um dort Messungen durchzuführen. „Wenn man einen Vergleich mit anderen historischen Missionen sucht, wären dies vielleicht die Viking-Mission, die zum ersten Mal detaillierte Bilder vom Mars sendete, oder auch die Voyager-Sonden, die einen Blick auf die großen Planeten unseres Sonnen­systems ermöglichten", sagt Ulamec. Die Landung mit Philae war zudem auch eine gute Lehrstunde: „Wir können zukünftige Missionen besser an die Bedingungen auf einem Kometen anpassen."

Die letzten Fotos von Philae wird es sehr wahrscheinlich im Sommer 2016 geben, wenn die Rosetta-Sonde in nahen Vorbeiflügen auf den Lander blickt. „Wenn wir dann sehen, wie Philae positioniert ist, können wir manche Daten wie die Messungen des Radar-Experiments CONSERT noch besser interpretieren." In etwa sechs Jahren werden Philae und die Rosetta-Sonde, die im September 2016 zum Abschluss der Mission auf dem Kometen landen soll, zumindest wieder der Erde nahe sein – dann hat Komet Churyumov-Gerasimenko die Sonne ein weiteres Mal umrundet.

DLR / DE

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