30.09.2015

Pirouetten im Sonnenlicht

Neue molekulare Motoren nutzen Sonnenlicht als Treibstoff für äußerst schnelle Drehungen.

Im Labor entworfene Moleküle, die auf externe Reize gezielte Bewegungen ausführen, sind essentielle Bauteile für zukünftige Nano­maschinen: Als molekulare Motoren können sie zugeführte Energie nutzen und in mechanische Bewegungen umwandeln. Viel versprechende Kandidaten für derartige Motoren sind Moleküle, die unter Licht­einfluss ihre Struktur ändern. „Bisherige licht­getriebene molekulare Motoren funktionieren aber nur mit sehr energiereichem UV-Licht, das die restlichen Bestandteile der Maschinen oder die Arbeits­umgebung schädigen kann. Das limitiert ihre Einsatz­fähigkeit sehr“, sagt Henry Dube von der Uni München. Dube gelang nun ein entscheidender Fortschritt: Mit seinem Team entwickelte der Forscher eine neue Klasse molekularer Motoren, die mit sichtbaren Licht als Treibstoff auskommen.

Basis des neu entwickelten molekularen Motors ist das Molekül Hemithio­indigo. Hemithio­indigo ist ein Photo­schalter, der aus zwei unterschiedlichen Kohlen­wasser­stoff-Molekülen zusammen­gesetzt ist, die über eine chemische Doppel­bindung miteinander verbunden sind. Unter Licht­einfluss verändert Hemithio­indigo seine Struktur und rotiert dabei um die zentrale Doppel­bindung. Im Unterschied zu bisherigen molekularen Motoren reicht dem neuen Hemithio­indigo-Motor sichtbares Licht für diese Rotation – die dabei noch äußerst schnell abläuft: Bei Raumtemperatur dreht sich das Molekül etwa tausend Mal pro Sekunde, und zwar nur in eine Richtung, wie die Wissenschaftler zeigen konnten. „Wie gut der Motor funktioniert, hat uns selbst überrascht, denn es ist bekannt, dass viele molekulare Motoren nicht vollständig in eine Richtung rotieren, sondern zu einem gewissen Anteil auch rückwärts laufen“, sagt Dube. „Dass es uns beim Design eines solchen komplexen Moleküls gelungen ist, auch die Bewegungs­richtung zu hundert Prozent zu kontrollieren, ist wirklich erstaunlich.“

Die Möglichkeit, sichtbares Licht als Energie­quelle zu nutzen, eröffnet molekularen Motoren ein viel breiteres potenzielles Einsatz­gebiet als bisher. „Es ist aber noch eine großer Schritt, molekulare Motoren in komplexere Nano­maschinen zu integrieren und so auch komplexere Funktionen als die hier gezeigte gerichtete Rotation anzutreiben“, sagt Dube. „Das Fernziel ist die Miniaturi­sierung von künstlichen Maschinen auf die Größen­ordnung von Molekülen. Mithilfe solcher Nano­maschinen ließe sich eine einzig­artige Präzision bei der Bearbeitung oder Veränderung von Materie erreichen, die für viele Forschungs­gebiete ganz neue Möglichkeiten eröffnen würde.“

LMU / RK

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