29.09.2015

Rollentausch beim Protonen-Einfang

Neues Verfahren zur Erforschung der Entstehung protonenreicher Kerne.

Die Synthese schwerer Elemente in Sternen oder bei Supernovae ist in großen Teilen verstanden: Die meisten Isotope der Elemente schwerer als Eisen entstehen durch eine Reihe von Neutronen-Einfang­prozessen und anschließenden radioaktiven Zerfällen. Rätselhaft bleibt bis jetzt die Entstehung einiger Dutzend natürlich vorkommender protonen­reicher Kerne. Astrophysiker vermuten, dass sie zum Teil eine Folge von Protonen­einfängen an schon vorhandenem Material sind und untersuchen diesen Prozess in Teilchen­beschleunigern. Eine Forschergruppe um René Reifarth von der Uni Frankfurt am Main hat nun eine clevere Methode gefunden, die Ausbeute dieser Reaktionen deutlich zu erhöhen.

Bisher untersuchten Physiker die Protonen-Einfangreaktion, indem sie einen Protonen­strahl erzeugten und auf die Probe eines der protonen­reichen Elemente prallen ließen. Problematisch ist diese Methode, wenn die Probe aus einem schnell zerfallenden radio­aktiven Isotop besteht. Da solche Isotope an vielen wichtigen Protonen-Einfang-Prozessen beteiligt sind, entzogen sich diese bisher der experimentellen Untersuchung. Reifarth und sein Team haben nun gezeigt, dass man die Rollen von Probe und Teilchen­strahl vertauschen kann: Die Forscher schossen einen Strahl frisch erzeugter Ruthenium-96-Ionen im Ionen­speicher­ring des GSI Helmholtz­zentrum für Schwer­ionen­forschung auf ein quasi ruhendes Protonengas.

„Auf diese Weise können wir später den teuren und kurzlebigen radioaktiven Schwerionen­strahl am effizientesten nutzen“, erklärt Reifarth die Vorteile der Methode. Zwar könnte man die Zahl der Protonen-Einfang­reaktionen auch erhöhen, wenn man die durchquerte Protonenschicht dicker machte, müsste dann aber in Kauf nehmen, dass der Schwerionen­strahl deutlich abgebremst wird. Die Forscher verwenden daher nur eine sehr dünne Protonen­schicht und lassen den Ionenstrahl im Ring kreisen, so dass er eine Million Mal pro Sekunde mit dem Protonengas kollidiert. In jedem Umlauf wird dann die im Protonengas verlorene Energie mit einem Elektronen­kühler wieder zugeführt.

GUF / RK

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