25.02.2011

Standards statt Sandkasten

Deutscher Hochschulverband und Wissenschaftsrat empören sich über die politischen Äußerungen zu akademischen Plagiaten.

Deutscher Hochschulverband und Wissenschaftsrat empören sich über die politischen Äußerungen zu akademischen Plagiaten.

Die Kontroverse um Karl Theodor zu Guttenbergs Umgang mit fremden Texten im Rahmen seiner Doktorarbeit weist weit über das Fach Jura hinaus. Für besonderen Unmut sorgt die Diskussion in der Welt der Wissenschaft. „Der Deutsche Hochschulverband (DHV) nimmt mit Befremden, teils auch mit Erschrecken die Einschätzungen und Äußerungen aus Teilen der Politik und der veröffentlichen Meinung in der gegenwärtigen Diskussion über Plagiate zur Kenntnis“, erklärte DHV-Präsident Bernhard Kempen. Plagiieren sei kein Bagatelldelikt. „Es ist unerträglich, wie die Bedeutung der Wissenschaft und ihrer ehernen Gesetze

politisch kleingeredet wird. Die im DHV vereinten 26 000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler protestieren nachdrücklich gegen diese Respektlosigkeit. Wissenschaft ist kein Sandkasten, sondern ein elementar wichtiger Teil unserer Gesellschaft.“

Auch der Wissenschaftsrat meldete sich im selben Sinne mit einem deutlichen Statement zu Wort. Sein Vorsitzender Wolfgang Marquardt betonte: „Die öffentlich verlautbarte Geringschätzung der grundlegenden Prinzipien wissenschaftlichen Arbeitens lässt außer Acht, dass wissenschaftlicher Fortschritt und damit verbunden auch der Wohlstand unseres Landes maßgeblich auf der Einhaltung dieser Prinzipien beruhen. Eine erfolgreiche Wissenschaft kann es ohne einen sorgfältigen Umgang mit Quellen, ohne eine unmissverständliche Unterscheidung fremden und eigenen Wissens und ohne die Dokumentation und kritische Diskussion der eigenen, sachlich weitestgehend abgesicherten Forschungsergebnisse nicht geben.“

Hochschulverband und Wissenschaftsrat verwahren sich jedoch gegen einen Generalverdacht gegen die Wissenschaft. „Auf der einen Seite dürfen wir Wissenschaft nicht automatisch unter den Generalverdacht der Fälschung stellen. Auf der anderen Seite muss die Wissenschaft konsequent gegen Betrugsfälle vorgehen und immer wieder prüfen, ob sie alles tut, um Plagiatoren auf die Schliche zu kommen“, betonte Kempen. Marquardt wies darauf hin, dass die weit überwiegende Zahl der an deutschen Universitäten erarbeiteten Promotionen den hohen Qualitätsanforderungen genüge und dass die deutsche Wissenschaft und deren  Qualitätssicherungssysteme auch im internationalen Vergleich hoch anerkannt seien. „Diese Reputation darf nicht durch die Bagatellisierung wissenschaftlichen Fehlverhaltens beschädigt werden. Umso wichtiger ist es, auf der Einhaltung der diese Qualität sicherstellenden Standards zu bestehen und jede Missachtung der Regeln guter wissenschaftlicher Praxis streng zu verfolgen. Dafür brauchen wir auch die Unterstützung der Politik“, sagte Marquardt.

Auch in der Physik gibt es einen immer noch schwelenden Streitfall um die Aberkennung der Doktorwürde. Die Universität Konstanz ist bislang jedoch mit dem Versuch gescheitert, dem Physiker Jan Hendrik Schön seinen Doktortitel zu entziehen. Anders als bei Karl Theodor zu Guttenberg ist der Anlass nicht die Promotion selbst, sondern der Forschungsbetrug Schöns nach seiner Promotion.

In beiden Fällen gilt sicherlich das Urteil von Siegfried Großmann und Hans-Heinrich Trute über den Wert der Autorschaft bei wissenschaftlichen Arbeiten: „Originalität und Kreativität eines Wissenschaftlers manifestieren sich in seinen Veröffentlichungen. Autorschaft genießt deshalb größte Wertschätzung, bei anderen wie vor sich selbst. Mit ihrem Glanz verbunden ist allerdings auch, für die Qualität des Inhaltes, für seine Wahrheit und Honorigkeit – ordentlich zu zitieren, nicht abzuschreiben, nicht zu manipulieren – einzustehen. Autorschaft ohne diese Verantwortung gibt es nicht.“

Alexander Pawlak, Physik Journal / DHV / WR

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