Superkontinuum-Pulsquelle mit photonischen Kristallfasern
PicoQuant und LZH entwickeln neue Laserquellen im BMBF-Verbundprojekt WhiSPER³.
Die mittelständische PicoQuant GmbH aus Berlin und das Laserzentrum Hannover e.V. (LZH) haben in ihrem Projekt WhiSPER³ Laserquellen entwickelt, die sich in ihrer Pulsfolge und Farbe ändern lassen. Diese sollen dazu dienen, mittels Fluoreszenzanregung Vorgänge in biologischen Zellen auf molekularer Ebene zu beobachten. Aus dem „weißen“ Laserlicht lässt sich mittels geeigneter Optiken die jeweils für die Anwendung benötigte Farbe extrahieren. Mit einem solchen Laser ließen sich alle bedeutsamen Farbstoffe, die zur Untersuchung von lebenden Zellen eingesetzt werden, aus einer einzigen Quelle anregen, was die Komplexität entsprechender Geräte deutlich geringer und damit einfacher nutzbar machen wird.
Abb.: Die mikroskopische Aufnahme der Zellstruktur eines Apfelschnitts zeigt die gemessene Fluoreszenzlebensdauer in einer Falschfarbendarstellung. Dies erlaubt etwa einen Rückschluss auf die jeweilige Zellumgebung. (Bild: PicoQuant)
Grundlage für einen solchen „durchstimmbaren“ Laser ist zunächst die Erzeugung eines Superkontinuums, also Laserlicht, welches ein extrem verbreitertes optisches Spektrum besitzt. Dies lässt sich durch die gezielte Ausnutzung nichtlinearer Effekte in speziellen Fasern, den Photonischen Kristallfasern (PCF), erreichen.
Da nichtlineare Effekte erst bei sehr hohen Spitzenleistungen einsetzen, kommt es darauf an, möglichst kurze und intensive Pulse zu erzeugen. Um außerdem die Wiederholfrequenz frei wählbar zu gestalten, beginnt der Signalweg in diesem Projekt, anders als in existierenden Lösungen, mit einer gewinngeschalteten Laserdiode. Diese liefert mit der bei PicoQuant vorhandenen Technologie Pulse von weniger als 100 Pikosekunden Breite in einem sehr weiten Bereich an Pulswiederholfrequenzen. Die Spitzenleistung beträgt dabei jedoch nur wenige hundert Milliwatt.
Um die erforderlichen hohen Leistungsdichten zu erreichen, wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Laserzentrum Hannover ein mehrstufiger Faserverstärker entwickelt, der die optische Ausgangsleistung auf Spitzenwerte von mehreren Kilowatt anhebt. Die so verstärkten Pulse mussten dann in eine geeignete PCF eingekoppelt werden, um die gewünschten Effekte der spektralen Verbreiterung zu erzielen. Bis das Spektrum in seiner gewünschten Breite erreicht war, bedurfte es vieler Optimierungsschritte an den vielfältigen Parametern von Faserverstärker und PCF.
Abb.: Laserlicht lässt sich im sichtbaren Spektralbereich (Superkontinuum) über Optiken abbilden, filtern und mit beliebiger Bandbreite selektieren. (Bild: PicoQuant)
Eine Mikrokontroller-Steuerung sorgt schließlich für einen Betrieb bei verschiedenen Pulswiederholfrequenzen mit annähernd konstanten Ausgangsparametern. Für ein Maximum an Zuverlässigkeit wurden spezielle Spleisstechniken entwickelt, die verschiedenartige Fasern verlustarm und dauerhaft miteinander verbinden. Damit gelang es, ein sehr heterogenes und komplexes optisches System in einem komplett geschlossenen Faseraufbau wartungs- und justagefrei zu realisieren.
Ein Funktionsmuster, das zum Projektende vorgestellt wurde, liefert ein breitbandiges Ausgangssignal mit einer Leistungsdichte von etwa 1 mW/nm. Die kürzeste Wellenlänge liegt bei 480 nm, was nahezu den gesamten sichtbaren Spektralbereich abdeckt.
Der Verbund WhiSPER³ lief von Juli 2010 bis Ende Juni 2012. Das Projekt wird im Rahmen der Initiative „KMU-innovativ: Optische Technologien“ vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit knapp 600.000 Euro gefördert.
VDI-TZ / OD