02.06.2017

Verräterische Schwingungen

Auch ohne Anlegen störender elektrischer Kontakte lassen sich Eigenschaften von Graphen charakterisieren.

Das 2004 erstmals hergestellte Graphen besteht aus einer einzigen Lage von Kohlenstoff­atomen. Es ist transparent, härter als Diamant, stärker als Stahl, dabei aber flexibel und ein deutlich besserer elektrischer Leiter als Kupfer. Inzwischen existieren weitere zwei­dimensionale Materialien, für die es ebenfalls viel­versprechende Anwendungs­bereiche gibt, deren elektronische Struktur jedoch kaum untersucht ist.

Abb.: Die in Bornitrid (blau) eingebettete Graphenschicht (schwarze Wabenstruktur) wird auf einen Supraleiter platziert (grau) und dadurch mit einem Mikrowellenresonator verbunden. (Bild: U. Basel / Swiss Nanoscience Institute)

Um die elektrischen Eigenschaften von Graphen und anderen zwei­dimensionalen Materialien zu charakterisieren, werden meist elektrische Kontakte angebracht, die jedoch die Material­eigenschaften stark verändern können. Das Team um Christian Schönen­berger vom Swiss Nanoscience Institute und Departement Physik der Universität Basel hat nun eine neue Methode entwickelt, mit der sich die Eigenschaften ohne das Anlegen von Kontakten untersuchen lassen. Damit lassen sich gleichzeitig der Widerstand und die Quanten­kapazität von Graphen sowie von anderen zwei­dimensionalen Materialien untersuchen.

Die Wissenschaftler haben dazu Graphen in den Isolator Bor­nitrid eingebettet, auf einen Supra­leiter platziert und dadurch mit einem Mikrowellen­resonator verbunden. Sowohl der elektrische Widerstand wie auch die Quanten­kapazität von Graphen beeinflussen den Resonator in Bezug auf Gütefaktor und Resonanz­frequenz. Obwohl diese Signale sehr schwach sind, lassen sie sich mittels supra­leitender Resonatoren erfassen.

Aus dem Vergleich der Mikrowelleneigenschaften des Resonators mit und ohne eingebettetem Graphen können die Wissenschaftler sowohl den elektrischen Wider­stand als auch die Quanten­kapazität bestimmen. „Um die Eigenschaften von Graphen genau kennen­zulernen und auch limitierende Faktoren für den Einsatz zu erfassen, sind diese Parameter wichtig“, erklärt Simon Zihlmann, Doktorand in der Gruppe Schönenberger.

Bei der Entwicklung der Methode diente das in Bornitrid eingefügte Graphen als Modell­material. Graphen, das in andere Träger integriert ist, lässt sich so ebenfalls untersuchen. Zudem können damit auch andere zwei­dimensionale Materialien ohne elektrische Kontakte charakterisiert werden wie zum Beispiel das Halbleiter­material Molybdän­disulfid, das in Solarzellen und optischen Anwendungen einsetzbar ist.

U. Basel / DE

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