Weniger CO2 im Straßenverkehr
Europas Automobilindustrie und die Autofahrer müssen sich auf neue EU-Regeln zur weiteren Minderung des gefährlichen Treibhausgases CO2 einstellen.
Weniger CO2 im Straßenverkehr
Brüssel (dpa) - Europas Automobilindustrie und die Autofahrer müssen sich auf neue EU-Regeln zur weiteren Minderung des gefährlichen Treibhausgases CO2 einstellen. «Auch der Verkehrssektor muss einen größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten», sagte EU-Industriekommissar Günter Verheugen am Dienstag in Brüssel. Die Teilnahme des Autosektors am Handel mit Verschmutzungsrechten sei eine Möglichkeit, die man prüfen müsste.
Der Emissionshandel sei wohl das wirksamste und preisgünstige Mittel zur CO2-Reduzierung, falls er in allen Ländern und allen Branchen vollständig etabliert sei, sagte er. Die Kommission hatte bereits im Dezember vorgeschlagen, langfristig den Luftverkehr in den Rechte-Handel einzubeziehen.
Es sei zwar für Entscheidungen noch zu früh. «Aber die CO2-Emissionen müssen deutlich runter», sagte Verheugen. «Und wenn es erforderlich ist, das mit gesetzgeberischen Maßnahmen zu machen, werden auch gesetzgeberische Maßnahmen kommen.» Er habe Signale aus der Industrie, dass es nicht noch einmal eine freiwillige Selbstverpflichtung der jetzigen Art geben werde. Die Branche hatte sich vor neun Jahren bereit erklärt, den durchschnittlichen Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) bis 2008/09 auf 140 Gramm pro Kilometer zu senken.
Es sei sehr unwahrscheinlich, dass dieses Ziel erreicht werde, bilanzierte der SPD-Politiker. «Es sind aber Fortschritte gemacht worden. Die Kraftstoffeffizienz europäischer Motoren hat sich deutlich verbessert.» Die freiwillige Vereinbarung sei ein großer Vorteil für die Hersteller von größeren Autos und von so genannten Premiummarken, denn sie beziehe sich auf den Durchschnitt der gesamten europäischen Flotte. Kleinere Fahrzeuge mit niedrigem Verbrauch subventionierten sozusagen größere Fahrzeuge mit hohem Verbrauch: «Wenn das aufhört, bekommen auch die deutschen Hersteller ein Problem.»
Verheugen unterstützt das Ziel einer weiteren CO2-Ausstoßsenkung bis auf 120 Gramm/Kilometer bis 2012. Um diese Marke zu erreichen, müssten nicht nur Autos berücksichtigt werden, sondern auch Reifen, Kraftstoffe, Verkehrsinfrastruktur, verkehrslenkende und - beschränkende Maßnahmen sowie das Fahrverhalten. «Ich verspreche mir sehr viel vom Element Biokraftstoff.» Eine Regelung, die allein auf die Fahrzeugtechnologie abstellt, hält er für nicht möglich. «Die Autos würden im Schnitt mehrere tausend Euros teurer, ich fürchte, das ist zu viel. Vor allen Dingen ist es nicht vernünftig, denn man kann eine CO2-Absenkung wesentlich billiger haben.»
Angesichts von Überkapazitäten stehen der europäischen Branche weitere Strukturveränderungen bevor. «Es hat keinen Sinn, die Wahrheit zu verschweigen.» Die Wettbewerbsfähigkeit der Branche sei aber hoch, sie sei nicht zum Niedergang verurteilt. «Das europäische Auto muss das sauberste, sicherste und das technisch fortgeschrittenste jeweils in seiner Art sein.» Verheugen leitet seit mehreren Jahren die europäische Expertengruppe CARS21 mit Vertretern der gesamten Branche. Der Kommissar wird am Mittwoch kommender Woche (24. Januar) seinen Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit der Branche vorlegen. Sein für Umwelt verantwortlicher Kollege Stavros Dimas wird sich parallel zum Thema CO2 und Autos äußern.