09.12.2015

Zum Tod von Wolfgang Sandner

Der Experimentalphysiker und ehemalige DPG-Präsident Wolfgang Sandner ist überraschend verstorben.

Wolfgang Sandner (1949 – 2015) (Foto: MBI)

Am 5. Dezember ist der Berliner Physiker Wolfgang Sandner im Alter von 66 Jahren verstorben. Er war von 2010 bis 2012 DPG-Präsident, nachdem er bereits viele Jahre im Vorstandsrat aktiv gewesen war. Bis zu seinem Tod war er Generaldirektor des Extreme Light Initiative Delivery Consortium (ELI-DC).

Wolfgang Sandner studierte Physik an der Universität Freiburg im Breisgau. Nach der Dissertation in der Atomphysik wurde die Laserphysik ab 1979 zu seinem Forschungsgebiet, zunächst am kalifornischen Stanford Research Institute. Weitere Stationen seiner wissenschaftlichen Laufbahn waren Professuren in Würzburg, Freiburg sowie an der University of Tennessee (USA). 1993 wurde er als Direktor an das Max-Born-Institut (MBI) für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie in Berlin-Adlershof berufen, ab 1994 war er auch Professor an der Technischen Universität Berlin.

Sandner befasste sich mit der Wechselwirkung von Atomen und Plasmen in starken und ultra-starken Laserfeldern und den dabei auftretenden nichtlinearen Phänomenen, der Ionisationsdynamik und der relativistischen Plasmadynamik. Zu seinen weiteren Forschungsschwerpunkten gehörten die Beschleunigung von Teilchen mit Lasern, die Entwicklung von UV- und Röntgenlasern (Table-Top-Systeme) oder von Lasern für ultrakurze Pulse hoher Intensität.

Wolfgang Sandner profilierte sich als Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gremien auf nationaler und insbesondere europäischer Ebene. So war er von 2003 bis 2013 Koordinator von „Laserlab Europe“, einem von der Europäischen Union geförderten Netzwerk, das 26 der wichtigsten Laser-Forschungseinrichtungen in 16 europäischen Ländern umfasst. Maßgeblich war auch sein Engagement für die „Extreme Light Initiative“ (ELI), mit der in Osteuropa eine Großforschungsinfrastruktur für Höchstleistungslaser entstehen soll, verteilt auf die drei Länder Rumänien, Tschechien und Ungarn. Seit 2014 war er Vorsitzender der Association of European-level Research infrastructure Facilities (ERF-AISBL), einer Vereinigung europäischer Großforschungseinrichtungen.

Wolfgang Sandner übernahm die DPG-Präsidentschaft in einer Zeit, in der sich die Wissenschaft – jenseits von Disziplinen und Ländergrenzen – mit den großen gesellschaftlichen Herausforderungen verstärkt auseinandersetzte. Dazu gehört nicht zuletzt das Querschnittsthema Energie bzw. Energiewende, das im März 2011 durch die Katastrophe von Fukushima besondere Brisanz erhielt. Unmittelbar danach nahm Sandner für die Physik-Community in den Medien Stellung. Für ihn war es wichtig, dass die DPG physikalische Fakten und Methodik der Gesellschaft als objektive Basis für politische Entscheidungen zur Verfügung stellt. In Sandners Amtszeit fällt auch die umfangreiche Renovierung des Physikzentrums in Bad Honnef, für die er sich mit einer Spendenaktion besonders stark machte.

DPG / Alexander Pawlak

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