Physik Journal 9 / 2025

Cover

DPG-Preise 2025
Studierendenstatistik 
Jahresbericht der DPG

Die künstlerische Darstellung ­visualisiert bewegliche Ladungen in natürlich vorkommendem ­Doppellagen-Graphen – links ohne und rechts mit angelegtem elek­trischen Feld. (Bild: Lukas Kroll, vgl. S. 59). 


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Meinung

89 Sekunden vor 12Götz Neuneck9/2025Seite 3

89 Sekunden vor 12

Unser Überleben und das Überleben künftiger Generationen
stehen auf dem Spiel.

Aktuell

Maike Pfalz9/2025Seite 6DPG-Mitglieder

Das künftige Flaggschiff im Fokus

Mehr als 600 Fachleute aus der Teilchenphysik diskutierten Ende Juni die Zukunft ihres Feldes.

Laura Lehmann9/2025Seite 7DPG-Mitglieder

Vielfalt und Vernetzung

Die Auswertung der Fächerverteilung bei den Exzellenzclustern zeigt die zentrale Rolle interdisziplinärer Kooperation in der Exzellenzstrategie.

Alexander Pawlak9/2025Seite 8DPG-Mitglieder

Strömungen der Forschung

Das Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation feierte sein 100-jähriges Bestehen.

Maike Pfalz9/2025Seite 10DPG-Mitglieder

Projekte mit Priorität

Das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt hat die aussichtsreichsten Forschungsinfrastrukturen aus dem nationalen Priorisierungsverfahren bekannt gegeben.

Stefan L. Wolff9/2025Seite 11DPG-Mitglieder

Gedenken an NS-Opfer Erich Lehmann

In Berlin wurde eine Tafel für das ehemalige DPG-Mitglied eingeweiht.

Maike Pfalz9/2025Seite 12DPG-Mitglieder

Neue Wege in das Lehramt

Die Daten des „Monitor Lehrkräftebildung“ zeigen erstmals bundesweit, welche neuen Studienmodelle es neben dem klassischen Lehramtsstudium gibt.

Laura Lehmann9/2025Seite 14DPG-Mitglieder

Studipartner „Chat“

Eine aktuelle Studie zeigt die weite Verbreitung von KI-Werkzeugen im Studium
und die hohen Erwartungen an kompetente Vermittlung und klare Regeln.

9/2025Seite 14DPG-Mitglieder

DFG: Neue Graduierten­kollegs

Maike Pfalz / MPG9/2025Seite 16DPG-Mitglieder

Unterlassener Bericht

Der Spiegel muss Teile seiner Bericht­erstattung zum Machtmissbrauch in der Max-Planck-Gesellschaft unterlassen.

Laura Lehmann9/2025Seite 16DPG-Mitglieder

Wirklich soziale Medien

Mehrere Organisationen wollen Hochschulen beim Wechsel zu dezentralen sozialen Netzwerken unterstützen.

Kerstin Sonnabend / GWK / WR9/2025Seite 16DPG-Mitglieder

Ausgewählte Förderung

Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz hat erste Förderentscheidungen für 2026 getroffen.

Kerstin Sonnabend9/2025Seite 17DPG-Mitglieder

Endlich einmal früher als geplant

Beim Fusionsexperiment ITER ist es gelungen, Meilensteine vor dem Termin in der Baseline 2024 zu erreichen.

Matthias Delbrück9/2025Seite 17DPG-Mitglieder

Vision in Arbeit

Die japanische Teilchenphysik-­Community stellt die Weichen
für die Zukunft.

Matthias Delbrück9/2025Seite 18DPG-Mitglieder

Wirtschaft im Weltraum

Ein Bericht des Institute of Physics stellt dem britischem Raumfahrtsektor ein gutes Zeugnis aus.

Alexander Pawlak9/2025Seite 18DPG-Mitglieder

Ikonen der Quantenphysik

Die Berthold-Leibinger-Stiftung macht im Quantenjahr die Menschen hinter der Quantenphysik sichtbar.

Matthias Delbrück9/2025Seite 19DPG-Mitglieder

Diversität mit Luft nach oben

In Großbritannien bleibt für Tech-Unternehmen sowie in Astronomie und Geophysik noch Einiges zu tun.

Matthias Delbrück9/2025Seite 19DPG-Mitglieder

USA: Nächster Rundumschlag; Myonen statt Hadronen; Gemeinsam erfolgreich

Laura Lehmann9/2025Seite 21DPG-Mitglieder

Quanten-Dynastie

Mit PIAST-Q gelangt der erste EuroHPC-Quantencomputer nach Europa und eröffnet neue Möglichkeiten, ­indem er quantenmechanische Rechenleistung mit klassischem Supercomputing verbindet.

Alexander Pawlak9/2025Seite 22DPG-Mitglieder

Vorschau auf den kosmischen Film

Die ersten Bilder des Vera C. Rubin Observatory beeindrucken mit Größe und Detailfülle.

Leserbriefe

Gregor Schiwietz9/2025Seite 23DPG-Mitglieder

Auf Spurensuche

Zu: K. Schmitz, Physik Journal, Juli 2025, S. 28
Mit Erwiderung des Autors

High-Tech

Michael Vogel9/2025Seite 24DPG-Mitglieder

Blutdruck genau messen; Kontrolle in Echtzeit; Essbare Laser; Gestapelt, nicht gefiltert

Brennpunkt

Alles wieder im Lot?Jörg Pretz9/2025Seite 26DPG-Mitglieder

Alles wieder im Lot?

Eine lange bestehende Abweichung zwischen der Messung des anomalen magnetischen Moments des Myons und des Standardmodellwerts hat sich aufgelöst.

Verpasstes Rendezvous?Matthias Steinmetz9/2025Seite 28DPG-Mitglieder

Verpasstes Rendezvous?

Neue Studien deuten an, dass die Milchstraße und Andromedagalaxie vielleicht doch nicht verschmelzen.

Kerstin Sonnabend9/2025Seite 30DPG-Mitglieder

Auf den Punkt gebracht

Bildung und Beruf

Physikunterricht im Abwärtstrend?Georg Düchs und Erich Runge9/2025Seite 33DPG-Mitglieder

Physikunterricht im Abwärtstrend?

Statistiken zum Physikstudium in Deutschland 2025

„Entscheidend ist, was hinten rauskommt.“ Gemessen an dieser Maxime des früheren Bundeskanzlers Helmut Kohl ist die diesjährige Statistik der Physikstudierenden erfreulich: In fast allen Studiengängen ist die Zahl der Absolventinnen und Absolventen gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Komplexer stellt sich die Situation bei den Studienanfängerinnen und -anfängern dar. Erhellend und ernüchternd ist hier ein Seitenblick in die Schule und auf das Wahlverhalten der Jugendlichen in der Oberstufe.

Forum

Haarscharf und erhellendMaike Pfalz9/2025Seite 40DPG-Mitglieder

Haarscharf und erhellend

Silke Stähler-Schöpf leitet das Schülerlabor Photonlab und erhielt dafür
den Georg-Kerschensteiner-Preis 2025.

Aua, du hast mir ein Haar ausgerissen!“ Das klingt wie ein typischer Streit unter Geschwistern – und könnte es auch sein, wenn ich mich mit meinen beiden Kindern nicht gerade im PhotonLab befände. Hier im Schüler­labor am Max-Planck-Institut für Quantenoptik in Garching stehen rund 20 Experimente zur Optik, Photonik und Quantenphysik, die sich an Kinder ab der 9. Klasse richten. Manche davon eignen sich aber auch schon für jüngere Kinder wie meine 12-jährige Tochter. Einer der Versuche erlaubt es, die Haardicke zu bestimmen. Und genau das wollen meine Kinder nun ausprobieren, um herauszufinden, wer die dickeren Haare besitzt. Dazu zielt man mit dem Laser auf ein einzelnes Haar und beobachtet auf dem Schirm ein Beugungsmuster, aus dem sich die Haardicke ablesen lässt. So dient das gegenseitige Haareraufen in diesem Fall tatsächlich einem guten Zweck! (...)

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DPG-Preise

Von Massen und g-FaktorenKlaus Blaum9/2025Seite 45DPG-Mitglieder

Von Massen und g-Faktoren

Mit exotischen Ionen, die in Penning-Fallen gespeichert sind, lässt sich
das Standardmodell der Teilchenphysik präzise testen.

Die vier fundamentalen Wechselwirkungen mit ihren Symmetrien, die Naturkonstanten und die Eigenschaften der Elementarteilchen bilden die Basis des Standardmodells der Teilchenphysik und sind somit entscheidend für unser tiefgehendes Verständnis der Zusammenhänge im Universum. Um dies auch unter extremen Bedingungen – etwa bei niedrigen Energien oder in starken Feldern – zu überprüfen, eignen sich Experimente, die mit höchster Präzision die fundamentalen Eigen­schaften der Elementarteilchen bestimmen und den Vergleich mit den Vorhersagen des Standardmodells erlauben. So ergibt sich aus Masse oder magnetischem Moment eines Teilchens und seines Antiteilchens die Möglichkeit, die intrinsischen Symmetrien der Wechselwirkungen zu überprüfen.

Heute lassen sich die Massen und g-Faktoren einzelner oder weniger exotischer Ionen in einer Penning-Falle hochpräzise messen. Dazu gilt es, die Ionen in der Falle zu speichern und zu kühlen, also ihre kinetische Energie zu reduzieren. Anwendungen für präzise Massendaten gibt es unter anderem in der Kern- und Neutrinophysik, bei der Bestimmung von Fundamentalkonstanten und Tests der Quantenelektrodynamik in gebundenen Zuständen sowie beim genauen Vergleich der Eigenschaften von Protonen und Antiprotonen.

Die im Folgenden vorgestellten Experimente konzentrieren sich nahezu ausschließlich auf geladene Teilchen, die unter normalen Bedingungen in der Natur nicht vorkommen oder nur in sehr geringen Mengen vorliegen. Zu diesen exotischen Ionen gehören Radionuklide: die radioaktiven Isotope von Elementen, die durch Kernspaltung oder Kernreaktionen entstehen. Solche Ionen stehen zum Beispiel an der ISOLDE-Anlage am Europäischen Kernforschungs­zentrum CERN in Genf oder am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt zur Verfügung. (...)

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Mit Quanten zur InformationReinhard F. Werner9/2025Seite 51DPG-Mitglieder

Mit Quanten zur Information

Eine Ideengeschichte der Quanteninformation aus physikalischer Perspektive

Die Quanteninformationstheorie ist die Basistheorie für alle Quantentechnologien. Sie ist keinesfalls eine Abänderung der Quantenmechanik, eher eine Analyse unter einer neuen Perspektive. Die Wurzeln dafür reichen zurück bis in die ersten Jahre der Quantenmechanik, auch wenn Informationsaspekte kaum eine Rolle bei der Diskussion innerhalb der Physik spielten. Erst Anfang der 1990er-Jahre wurde die Verbindung mit der Informationstheorie explizit gezogen, was eine dramatische Entwicklung auslöste. Dadurch kamen Wesenszüge der Quantenmechanik ins Blickfeld, auch bei Experimenten, die bis dahin eher als paradox gegolten hatten, nun aber zum Kern für neue Anwendungen wurden.

Als Startpunkt der modernen Quanteninformationstheorie können das Teleportationsprotokoll (1992) und die Dichte-Kodierung (1991) gelten, an denen jeweils Charles Bennett maßgeblich beteiligt war, sowie der Faktorisierungsalgorithmus von Peter Shor (1994). Diese Geschichte ist verschiedentlich erzählt worden [1]. Hier möchte ich stattdessen der Vorgeschichte auf der physikalischen Seite nachgehen, die dazu führte, dass die benötigten theoretischen Konzepte und mathematischen Strukturen zu Beginn der 1990er-Jahre schon vorlagen. Ich folge dabei weitgehend meinem Preisträgervortrag, den ich anlässlich der Verleihung der Max-Planck-Medaille am 13. März 2025 gehalten habe.

Operationale Quantentheorie

Zu den erklärten Zielen des jungen Werner Heisenberg gehörte es, die gesuchte neue Quantentheorie ganz auf be­o­bachtbare Größen aufzubauen. Das war an sich keine neue Idee, sondern durchaus gängig in der Gruppe um Max Born [2]. Als Prototyp solcher Überlegungen galt für Born Einsteins Analyse der Gleichzeitigkeit [3]. Einstein fixierte ­diesen Begriff durch ein Messverfahren, das aber unter ­neuen Bedingungen (Konstanz der Lichtgeschwindigkeit) zu einer­ Abhängigkeit vom Bewegungszustand des Beobachters führte und letztlich zu einer Modifikation der Raum-Zeit-Theorie. (...)

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Ohne TwistAnna Seiler9/2025Seite 59DPG-Mitglieder

Ohne Twist

Auch in nicht-verdrehtem Doppellagen-Graphen treten elektronische Korrelationen auf.

Künstlich verdrehtes Doppellagen-Graphen machte durch die Entdeckung supraleitender und isolierender korrelierter Zustände auf sich aufmerksam. Nun rückt auch das natürlich vorkommende, nicht-verdrehte Doppellagen-Graphen in den Fokus. Denn auch darin können starke elektronische Wechselwirkungen auftreten. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für die gezielte Kontrolle korrelierter Quantenzustände in 2D-Materialien und können einen wichtigen Beitrag zum Verständnis komplexer Vielteilcheneffekte leisten.

Das Verhalten von Elektronen bestimmt maßgeblich, ob ein Material Strom leitet. Die Elektronen besetzen quantenmechanische Zustände, deren Verfügbarkeit bei einer bestimmten Energie durch die Zustandsdichte beschrieben ist. Entscheidend ist der Bereich um die Fermi-Energie. Bis zu dieser Energie sind die Zustände bei tiefen Temperaturen mit Elektronen gefüllt. Nur wenn dort freie Zustände vorhanden sind, lassen sich Elektronen – oder auch Löcher – anregen, die zum elektrischen Strom beitragen. In Metallen­ ist die Zustandsdichte an der Fermi-Energie hoch, was den Ladungstransport ermög­licht. In Isolatoren hingegen liegt die Fermi-Energie in einer Bandlücke, sodass kein Strom fließt.

Interessant wird es, wenn sich viele Zustände in einem engen Energiebereich konzentrieren – die Zustandsdichte also hoch ist. In solchen Fällen führen die gegenseitigen Wechselwirkungen der Elektronen zu kollektiven Effekten. Daraus entstehen neuartige Quantenzustände wie spontaner Magnetismus, bei dem sich Spins ohne äußeres Magnetfeld ausrichten, oder korrelierte Isolatorphasen, in denen das System trotz metallischer Bandstruktur isolierend ist. (...)

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Manipulating a molecular spinLisanne Sellies9/2025Seite 63DPG-Mitglieder

Manipulating a molecular spin

An atomic force microscope can be used to measure the electron spin resonance
of single molecules.

By means of atomic force microscopy, it was possible to detect electron spin resonance of individual molecules – completely without conductivity. This method enables resolution at isotope level and paves the way for quantum sensing combined with imaging on an atomic scale.

To understand the structure and dynamics of systems with unpaired electron spins, such as biological molecules or defects in solids, electron spin resonance (ESR) is widely employed. ESR relies on driving transitions between states differing in their spin configuration [1]. To drive such transitions, there needs to be an energy difference between the states. Typically, a magnetic field is applied to split the spin states in energy as a result of the Zeeman effect (Fig. 1a). Transitions between these states can then be driven by applying a radiofrequency (RF) magnetic field with a photon energy hν (h is Planck’s constant, ν is the frequency of the RF field) which matches the spin state splitting. Measuring the absorption of the RF radiation for a varying magnetic field or a varying radiofrequency yields an ESR spectrum (Fig. 1b). 

Detecting this weak absorption requires many spins, typically at least 1010 [2]. The resulting ESR signal thus represents an average value over a large ensemble of spin systems and their respective environments. However, the properties of an individual spin system can typically only be accessed if an ESR signal is measured for a single spin. Pushing the sensitivity of ESR down to a single spin requires a fundamentally different way of detecting the ESR signals, for example by means of atomic force microscopy (AFM). (...)

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Die Fingerabdrücke des VakuumsJanna Katharina Behr9/2025Seite 69DPG-Mitglieder

Die Fingerabdrücke des Vakuums

Komplexe Interferenzmuster könnten die Existenz zusätzlicher Higgs-Bosonen zeigen.

Die Entdeckung eines Higgs-Bosons am Large Hadron Collider hat 2012 eindrucksvoll belegt, dass das Vakuum nicht leer ist: Das allgegenwärtige Higgs-Feld verleiht den bisher bekannten Elementarteilchen ihre Masse. Die Struktur des Vakuums könnte aber durch zusätzliche Higgs-Felder bzw. -Bosonen noch deutlich komplexer sein. Diese erklären vielleicht die Natur der Dunklen Materie oder den bisher ungeklärten Ursprung des Überschusses von Materie gegenüber Antimaterie und könnten sich als komplexe Interferenzmuster zeigen. Nun liegen die experimentellen und statistischen Grundlagen vor, um diese zu entdecken [1].

Am 4. Juli 2012 haben die ATLAS- und CMS-Kollaborationen die Entdeckung eines Higgs-Bosons am Large Hadron Collider des CERN bekannt gegeben: ein Meilenstein der Elementarteilchenphysik [2, 3]. Etwa 40 Jahre nach seiner Vorhersage war der Nachweis des Feldes geglückt, das den bekannten Elementarteilchen ihre Masse verleiht. Dieses Higgs-Feld durchdringt das Vakuum und ist auch dann noch vorhanden, wenn alle anderen Teilchen und Felder fehlen. Das Higgs-Feld ist also untrennbar mit dem Vakuum unseres Universums verbunden. Das 2012 entdeckte Higgs-Boson ist eine Anregung dieses Feldes, die nur hochenergetische Teilchenkollisionen ermöglichen, wie sie am LHC stattfinden. 

Die kurzlebigen Higgs-Bosonen zerfallen praktisch instantan in leichtere Teilchen des Standardmodells. Im Detektor lassen sich Zerfälle in zwei hochenergetische Photonen besonders gut identifizieren. (...)

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Partnerin der PraxisRita Wodzinski9/2025Seite 73DPG-Mitglieder

Partnerin der Praxis

Über die letzten Jahrzehnte hat sich die Rolle der Physikdidaktik und damit auch ihr Verhältnis zum Physikunterricht stark verändert.

Die Physikdidaktik gibt es seit etwa 60 Jahren an deutschen Universitäten [1]. In dieser Zeit hat sie sich verändert und mit ihr auch das Verhältnis von Physikdidaktik und Physikunterricht. Insbesondere die Weiterentwicklung der physikdidaktischen Forschung hat dazu beigetragen, dass die Physikdidaktik gelegentlich als von der Unterrichtspraxis abgehoben wahrgenommen wird. Dieser Beitrag richtet einen kritischen und zugleich optimistischen Blick auf all diese Aspekte.

Aussagen zum Verhältnis von Physikdidaktik und Physikunterricht lassen sich den Lehrwerken für die didaktische Ausbildung entnehmen. Ein zentrales Lehrwerk bis in die 1990er-Jahre hinein war die „Methodik des Physikunterrichts“, das 1978 in 5. Auflage erschienen ist. Darin heißt es: „Die Didaktik als Wissenschaft untersucht und erforscht, welche verschiedenen Größen am Unterrichtsvorgang beteiligt sind und welche Wege der Unterricht im jeweiligen Fach einschlagen muss, um dem Gesetz der Ökonomie der Vermittlung zu entsprechen.“ ([2], S. 15) Und weiter: „Didaktik als Lehre treibt schließlich die Erneuerung des Unterrichts voran, das heißt, sie will mit ihren Erkenntnissen und Angeboten so überzeugend sein, dass die Praxis des Schulunterrichts sich nach ihnen ausrichtet.“ Die Aufgabe der Physikdidaktik (als Wissenschaft) besteht also darin, Stellschrauben herauszuarbeiten, um den Unterricht zu optimieren, und in der universitären Lehre überzeugende Angebote für die Unterrichtspraxis zu machen. Optimierung von Physikunterricht soll folglich vorrangig durch die Lehre geschehen. 

In einem aktuellen Physikdidaktik-Lehrbuch heißt es im Vergleich dazu: „Die fachdidaktische Forschung muss fundierte Ergebnisse über das Lehren und Lernen von Physik liefern, um Forschern1) die Beantwortung weiterführender Fragestellungen in Grundlagenforschung und Anwendung zu ermöglichen, einigermaßen gesicherte Inhalte für die Lehrerausbildung zur Verfügung zu stellen und vor allem Lehrerinnen und Lehrern für individuelle Fortbildung eine glaubwürdige Grundlage für die Optimierung ihres Unterrichts zu geben.“ (...)

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Gefangen im QuantenkäfigWouter Jolie9/2025Seite 77DPG-Mitglieder

Gefangen im Quantenkäfig

Wenn sich Elektronen in eindimensionalen Systemen befinden, erlauben sie Einblicke in exotische Vielteilchen-Phänomene.

Die Miniaturisierung unserer modernen Elektronik macht niedrigdimensionale Systeme immer wichtiger. Zwillingsgrenzen in halbleitenden 2D-Materialien sind ein neuartiges eindimensionales System, das Elektronen auf atomarer Ebene einsperren kann. Die starke Wechselwirkung zwischen ihnen verursacht eine Vielzahl korrelierter Phänomene, die sich mit Rastertunnel­mikroskopie direkt nachweisen lassen.

Es liegt in der Natur der Physik, komplexe Probleme so weit wie möglich zu vereinfachen. Solche Modelle lassen sich oft analytisch lösen und geben Einblicke in die komplexere Wirklichkeit. Schon Mitte des 20. Jahrhunderts kamen theoretische Modelle auf, die wechselwirkende Elektronen in einer Dimension behandeln. Das wohl berühmteste hat der deutsch-britische Physiker Sir Rudolf Ernst Peierls entwickelt. Dieses Peierls-Modell berücksichtigt die Elektron-Phonon-Kopplung und pos­tuliert eine periodische Ladungsdichtewelle bei tiefen Temperaturen. 

Die Coulomb-Abstoßung zwischen Elektronen lässt sich ebenfalls in einer Dimension analytisch behandeln. So fanden der Japaner Shin’ichiro– Tomonaga und der US-Amerikaner Joaquin Mazdak Luttinger in den 1950er- und 1960er-Jahren heraus, dass Elektronen merkwürdige Eigen­schaften bekommen, sobald sie die Coulomb-Wechselwirkung berücksichtigten. Während Elektronen im Vakuum eine wohldefinierte Elementarladung und einen Spin S = 1/2 besitzen, verwandeln sie sich in einem eindimensionalen Metall mit starker Coulomb-Abstoßung in neuartige Quasiteilchen, die Ladung und Spin mit verschiedenen Geschwindigkeiten entlang des Leiters transportieren. Diese Spin-Ladungs-Trennung ist eines der Hauptmerkmale der Tomonaga-Luttinger-Flüssigkeit eindimensionaler Metalle mit starker Coulomb-Wechselwirkung. (...)

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Optimal gedrucktAnnika Janßen9/2025Seite 81DPG-Mitglieder

Optimal gedruckt

Computersimulationen helfen dabei, den Druckprozess zur Herstellung organischer Solarmodule zu verbessern.

Der Klimawandel und die Nachfrage nach erneuerbaren Energien rücken die Solarenergie immer mehr in den Fokus. Neben klassischen Silizium-Solarmodulen, die sich bereits auf vielen Dächern befinden, bietet die organische Photovoltaik eine vielversprechende Alternative.

Halbleitende Polymere erzeugen bei der organischen Photovoltaik (OPV) den Strom aus Sonnenlicht. OPV-Module lassen sich kostengünstig drucken und produzieren [1]. Zudem ist organische Photovoltaik­ halbtransparent, flexibel, leicht und farblich veränderlich. Bei schwachen Lichtverhältnissen und hohen Lichteinfallswinkeln erzeugt sie mehr Strom als andere Technologien, sodass sie sich besser für eine vertikale Installation eignet [2]. Ihre Anwendungen sind vielseitig, etwa bei der Integration in Gebäuden, Fassaden, Fenstern und Markisen. Zu den Herausforderungen gehört die große Diskrepanz zwischen dem Wirkungsgrad einzelner Solarzellen (19,2 Prozent) und von Solarmodulen (14,5 Prozent) [3, 4]. Zwar entwickeln zahlreiche Forschungsgruppen neue Materialien für effizientere Solarzellen; mit der Skalierung auf größere Module befassen sich jedoch eher wenige. Dabei ist dieser Schritt entscheidend für die Anwendung und Kommerzialisierung von organischer Photovoltaik. 

Da die Schichtdicke die Effi­zienz beeinflusst, ist für organische Solarmodule eine gleichmäßige Beschichtung wichtig. Ist eine Schicht zu dick, zu dünn oder sehr ungleichmäßig, sinkt die Leistung des Moduls. Die Industrie nutzt meist die Schlitzdüsen-­Beschichtung. Dabei fließt die Drucktinte gleich­mäßig durch einen schmalen Schlitz aus einer Kammer auf das Substrat (Abb. 1a). Diese Methode ist aufwändig in der Reinigung und erfordert ein Mindestvolumen zur Befüllung des Reservoirs, was viel Material verbraucht [5]. (...)

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Geschichte

Quellen gegen LegendenStefan L. Wolff9/2025Seite 84DPG-Mitglieder

Quellen gegen Legenden

Die Physikalische Gesellschaft zu Berlin verzichtet auf Carl Ramsauer als Namensgeber ihres Dissertations-Preises.

Carl Ramsauer war Mitarbeiter von Philipp Lenard in Heidelberg und anschließend Professor an der TH Danzig. 1928 kam er nach Berlin, wo er Forschungsdirektor bei der AEG wurde. In der Zeit des Zweiten Weltkriegs übernahm er den Vorsitz der DPG und bekämpfte in dieser Funktion die Behinderung der Forschung durch die „Deutsche Physik“, die nicht zuletzt sein Lehrer Lenard geprägt hatte. Andere Aktivitäten, wie sein Einsatz für die Kriegsanstrengungen und sein Gebrauch einer antisemitisch geprägten Sprache, blieben lange Zeit ausgeblendet. Daraus entwickelte sich nach dem Krieg die nicht nur von ihm selbst gestützte Legende eines Widerstandes gegen den Nationalsozialismus.

Zum 60-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 1988 stiftete die AEG in Berlin einen Preis, mit dem fortan hervorragende Dissertationen von jungen Physikern und Physikerinnen an den drei Berliner Universitäten ausgezeichnet wurden. Mit dem Namen „Carl-Ramsauer-Preis der AEG“ war auch die Absicht verbunden, die hauseigene Forschung der AEG öffentlich sichtbar zu machen. Der Preis wurde in Zusammenarbeit mit den Berliner Universitäten und später auch der Universität Potsdam verliehen. Nach Übernahme der AEG durch Daimler-Benz und dem Auslaufen der Förderung im Jahr 1999 wurde er ab 2002 als Dissertationspreis der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin (PGzB) fortgeführt und die Namensgebung „Carl-Ramsauer-Preis“ beibehalten. Im Nachgang des 175-jährigen Gründungs­jubiläums der PGzB wurde im Kontext der Aufarbeitung der NS-Geschichte wissenschaftlicher Gesellschaften diese Namensgebung kritisch bewertet. Daraufhin beschloss die PGzB, sich mit der historischen Rolle von Carl Ramsauer genauer auseinanderzusetzen und Gutachten einzuholen. Diese Gutachten und eine damit verbundene öffentliche Diskussion mit Fachleuten und PGzB-Mitgliedern im Februar 2024 haben wesentlich dazu beigetragen, eine Reihe der hier vorgestellten und bislang nur wenig oder gar nicht bekannten Erkenntnisse zu Ramsauer aufzudecken. (...)

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Physik im Alltag

Revolution an den FüßenRonja Pappenberger9/2025Seite 88DPG-Mitglieder

Revolution an den Füßen

Laufschuhe mit einer Carbonfaserplatte in einer Schaumstoffschicht ermöglichen eine effizientere Kraftübertragung und minimieren den Energieverlust.

Menschen

Laura Lehmann9/2025Seite 90DPG-Mitglieder

„Was an den Polen passiert, bleibt nicht dort.“

Interview mit Janna Rückert

9/2025Seite 91DPG-Mitglieder

Personalien

Prof. Dr. Klaas Bergmann, Prof. Dr. Georg von Freymann (Dekan), Prof. Dr. Frédéric Merkt (ETH Zürich) und Dr. Martin-W. Ruf9/2025Seite 97DPG-Mitglieder

Nachruf auf Hartmut Hotop

Bernhard Keimer, Klaus von Klitzing und Jochen Mannhart, MPI-FKF, Michael Alexander, Karl Leo und Jiri Marek9/2025Seite 98DPG-Mitglieder

Zum Gedenken an Hans-Joachim Queisser

Rezensionen

Michael Schaaf9/2025Seite 100DPG-Mitglieder

Miriam Hiebert: The Uranium Club

Alexander Pawlak9/2025Seite 100DPG-Mitglieder

Sassan Niasseri: DEFCON 1

Horst Stöcker9/2025Seite 101DPG-Mitglieder

Sanja Damjanovic et al. (Hrsg.): Hans Joachim Specht

DPG

9/2025Seite 31DPG-Mitglieder

Highlights der Physik 2025

9/2025Seite 32DPG-Mitglieder

Jobbörse

9/2025Seite 44DPG-Mitglieder

WEH-Stiftung: Stipendienprogramm Wissenschaft trifft Politik

9/2025Seite 57DPG-Mitglieder

Quantum 100: Abschluss des Quantenjahres 2025

9/2025Seite 58DPG-Mitglieder

German Young Physicists’ Tournament

9/2025Seite 68DPG-Mitglieder

Physikerin der Woche

9/2025Seite 102DPG-Mitglieder

DPG-Nachwuchspreis für Beschleunigerphysik

9/2025Seite 103DPG-Mitglieder

Jahresbericht der DPG

John Kettler, Jan Wiesenmüller und Gabriele Becker9/2025Seite 122DPG-Mitglieder

Auslandsexkursion „Innovationstage Energietechnik“

Die Auslandsexkursion nach Kopenhagen gab Einblicke zum Thema Energietechnik.

Team der DPG Akademie9/2025Seite 124DPG-Mitglieder

Erfolgreich viele Projekte gleichzeitig steuern

Der Workshop der DPG Akademie zum Critical Chain Project Management begeisterte die Teilnehmenden.

Team der DPG Akademie9/2025Seite 125DPG-Mitglieder

Stärkung der Führungskompetenz

Ein Seminar im Physikzentrum Bad Honnef widmete sich im Mai dem Thema Teamperformance.

Christian Kuttner im Namen des Organisationsteams9/2025Seite 126DPG-Mitglieder

Ein Workshop so vielfältig wie die Teilnehmenden

L4T-Absolvent:innen nutzen Vielfalt als Basis für maßgeschneiderte Lerninhalte.

Luisa Borngräber9/2025Seite 128DPG-Mitglieder

Die Arbeitswelt heute und morgen

Ende April fand der jDPG-Berufstag zum Thema „New Work – Alternative Unternehmens- und Arbeitskonzepte jenseits von 9 to 5“ statt.

9/2025Seite 129DPG-Mitglieder

100 Jahre Quantenmechanik

Vom 8. bis 12. September findet in Göttingen die zweite DPG-Herbsttagung statt.

9/2025Seite 130DPG-Mitglieder

DPG-Frühjahrstagungen 2026

9/2025Seite 133DPG-Mitglieder

Kommunikationsprogramm 2026 der WEH-Stiftung

9/2025Seite 134DPG-Mitglieder

Vorläufige Tagesordnung der Sitzung des Vorstandsrats der DPG

9/2025Seite 137DPG-Mitglieder

Satzung der DPG

Notizen

9/2025Seite 135DPG-Mitglieder

Notizen

Tagungen

Benjamin Friedrich, Veikko Geyer und Timo Strünker9/2025Seite 148DPG-Mitglieder

Biophysics of Motile Cilia

830. WE-Heraeus Seminar

Sebastián Franchino-Viñas, James Edwards und Holger Gies9/2025Seite 148DPG-Mitglieder

New Trends in First Quantisation: Field theory, Gravity and Quantum Computing

831. WE-Heraeus Seminar

Steven D. Bass, Markus Klute, Stefano Vitale9/2025Seite 148DPG-Mitglieder

New Windows on the ­Universe – Exploring the Interface of Particle Physics and Gravitational Waves

833. WE-Heraeus-Seminar

Dieter Meschede, Klaus Mølmer und Reinhard Werner9/2025Seite 149DPG-Mitglieder

The Mathematical Foundations of Quantum Mechanics – John von Neumann and his Impact on Physics in 2025

835. WE-Heraeus-Seminar

Gina Kleinsteinberg und Michael Werner9/2025Seite 149DPG-Mitglieder

Frontiers of Quantum Metrology for New Physics Searches

Bad Honnef Physics School

Christin Egly9/2025Seite 149DPG-Mitglieder

Experimente

DPG-Lehrerfortbildung

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