Albert Einstein
H. Goenner: Albert Einstein, C. H. Beck, München 2015, 128 S., broschiert, 8,95 €, ISBN 9783406675928
Hubert Goenner
Dieser schmale Band aus der Reihe „Beck Wissen“ kommt auf den ersten Blick etwas freudlos daher: Gerade einmal 120 Seiten reiner Text, ohne ein Bild, abgesehen von dem kleinen Foto auf dem Cover. Doch dieser nüchterne Eindruck täuscht, denn Hubert Goenners Büchlein ist nicht einfach nur eine weitere kompakte Einstein-Biografie. Der theoretische Physiker, Experte für die Relativitätstheorien und ausgewiesener Einstein-Kenner, destilliert aus dem heutigen Wissensstand einen außerordentlich differenzierten und sehr gut lesbaren Überblick über Einsteins Leben und Denken, der auch Kennern Neues bieten dürfte. Goenner kann zwar keine Einführung in Einsteins Physik bieten, aber er liefert eine Fülle von interessanten wie relevanten Details: So erfährt man im Kapitel „Früchte des Nachdenkens und Diskutierens“ auf nicht einmal zwölf Seiten, wo Einsteins berühmte Arbeiten aus seinem „annus mirabilis“ im damaligen Wissenschaftsbetrieb zu verorten sind und welche Vorarbeiten andere Forscher geleistet haben. Goenner schmälert dabei Einsteins Verdienste nicht, sondern steuert mit Informationen über den damaligen Kontext dem Klischee vom „einsamen, einzigartigen Genie“ entgegen.
Goenner widmet sich in gleichem Maße auch Einsteins politischem Engagement und seinen (oft schwierigen) familiären Verhältnissen, bei denen der große Physiker oft keine gute Figur macht. Dennoch stößt dieses Buch Albert Einstein nicht vom Sockel. Den „ungewöhnlichsten unter den bedeutendsten Wissenschaftlern des 20. Jahrhunderts“ sieht man danach nur mit realistischeren Augen und kann ihn so besser würdigen.
Alexander Pawlak