22.03.2005

Arnold Sommerfeld - Wissenschaftlicher Briefwechsel. Band 2: 1919-1951

Eckert, Märker (Hrsg.)

Arnold Sommerfeld - Wissenschaftlicher Briefwechsel

Während der im Jahr 2000 herausgegebene Band 1 dieser Briefedition eine Auswahl aus den ersten 50 Jahren des ausgebildeten Mathematikers und späteren Professors für technische Mechanik und theoretische Physik traf, bringt der vorliegende zweite eine solche aus den nächsten vier Jahrzehnten, wieder eingeteilt in charakteristische Abschnitte. Abschnitt 1 überdeckt die Jahre 1919 bis 1925, inhaltlich charakterisiert durch die ersten vier Auflagen des berühmtesten Buches des Autors, Atombau und Spektrallinien, das jahrzehntelang als die Bibel dieses Themas diente. Zusätzlich zu vielen wesentlichen eigenen Pionierleistungen erzog er damals seine Meisterschüler Werner Heisenberg und Wolfgang Pauli. Die großen Anstrengungen der Experten und ihres hochbegabten Nachwuches legten schließlich das Versagen der zugrundegelegten Bohr-Sommerfeldschen Atommodelle und der gesamten "älteren Quantentheorie" bloß, die dann Heisenberg und Erwin Schrödinger durch die Quanten- bzw. Wellenmechanik ersetzten. Diese ermöglichten es dem 60-jährigen Sommerfeld, selbst noch einmal bedeutende Beiträge zur modernen Festkörperphysik zu leisten und eine Reihe weiterer vorzüglicher Studenten von Hans Bethe bis Albrecht Unsöld auszubilden (Abschnitt 2: 1926¿32). Das Dritte Reich zerstörte bzw. beendete diese dritte Blüte der Münchner Schule: Die jüdischen Mitarbeiter wurden vertrieben, die internationalen Studenten und Gäste blieben nun aus, während gleichzeitig die Hetze gegen die 'jüdische Physik' Heisenberg die Nachfolge des Meisters auf dem Münchner Lehrstuhl versagte (Abschnitt 3: 1933-39). In den letzten Lebensjahren (Abschnitt 4: 1940-1951) versuchte der emeritierte Sommerfeld mehr oder weniger privat einen Ersatzlehrbetrieb aufrecht zu erhalten und nach dem 2. Weltkrieg einen Neuanfang vorzubereiten.

Die von den Herausgebern ausgesuchten Briefe zeichnen ein farbenreiches Bild nicht nur der beiden ersten glücklichen Perioden, in der Sommerfeld mit seinen besten Zeitgenossen und Schülern - Bohr, Einstein, Heisenberg, Planck, Pauli und Schrödinger - die Entwicklung der modernen Atomphysik noch wesentlich mittrug, sondern auch seinen Ruf als der bedeutendste Lehrer seines Faches bestätigte und nach dem 1. Weltkrieg den Ruhm der deutschen Physiker in alle Welt ¿ durch ausgedehnte Reisen (USA 1922/23 und rund um die Welt von Indien über China, Japan und die USA 1928/29) - verbreitete. Der Briefwechsel vor allem mit Heisenberg und dem Kollegen Ludwig Prandtl nach 1933 beleuchtet die katastrophalen Verhältnisse unter der wissenschaftsfeindlichen Naziherrschaft. Nach dem 2. Weltkrieg bemühte sich der greise Professor vor allem darum, seine Vorlesungen über theoretische Physik herauszugeben und schließlich, freilich nicht mit dem gewünschten Erfolg ¿ Heisenberg und Bethe sagten nun ab! - die Nachfolge zu regeln.

Die Herausgeber gaben den vier Abschnitten sachlich hilfreiche Einleitungen. Man mag es freilich bedauern, dass nicht noch viel größere Teile des facettenreichen Briefwechsels, der zu den bedeutendsten wissenschaftlichen Dokumenten des vergangenen Jahrhunderts zählt, einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wurden. Immerhin vermittelt die Auswahl einen guten Eindruck und sollte viele, nicht nur historisch interessierte Leser unter den Physikern finden, denn hier erhalten sie aus erster Hand Einsicht in die Grundlagen ihres Faches.


Dr. Helmut Rechenberg, MPI für Physik, Werner Heisenberg Institut, München


M. Eckert,
K. Märker (Hrsg.):
Arnold Sommerfeld - Wissenschaftlicher Briefwechsel. Band 2: 1919-1951
GNT-Verlag, Diepholz-München 2004. 736 S., geb., 
ISBN 3-928186-53-1.




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