Der Glanz von Kopenhagen
Verhulst
Der Glanz von Kopenhagen
Von J. Verhulst.
Freies Geistesleben, Stuttgart 1994. 379 S., Softcover,
ISBN 3-7725-1456-1
Das Buch behandelt die Konsequenzen der Quantenmechanik und ihrer Kopenhagener Standarddeutung in fünf Teilen: I. Wärme und Bewegung (die Ergebnisse der Statistischen Mechanik); II. Licht (physikalischer Inhalt der Quantenmechanik); III. Form und Potenz (einschließlich des Zeitrichtungsproblems); IV. Leben (Erklärung der biologischen Prozesse); V. Experimente über Bewußtsein, Denken, Willen (freier Wille gegen Kausalität, Versagen der formalen Logik). Der Oberstufenlehrer an der Antwerpener Waldorfschule formuliert ebenso klar wie kenntnisreich, so daß der Leser einen ausgezeichneten Überblick über die häufig diskutierten Fragen und ein kompetente Zusammenfassung der Spezialliteratur erhält. Daß der Verfasser auf aristotelische Philosophie schwört und Goethes wie Rudolf Steiners Ansichten hochhält, sollte den skeptischen Physiker nicht stören, da die Auslegung nie die Tatsachen überwuchert. Allerdings erscheint die Aufzählung von vier Korrekturen am klassischen, durch Laplace festgelegten Weltbild (analog den vier Ursachen nach Aristoteles) nicht ganz schlüssig. Der Rezensent kann insbesondere der Behauptung, die Chemie ließe sich nicht aus der Physik ableiten, kaum zustimmen: Energetische und andere thermodynamische Betrachtungen bestimmen sehr wohl die Form chemischer Moleküle und Kristalle, obwohl dazu sicher die Beschränkung auf lineare (die "Bornsche") Näherung nicht ausreicht. Überhaupt schenkt der Autor den durchaus im Rahmen der Physik behandelbaren Eigenschaften von Nichtlinearität und Abweichung vom thermodynamischen Gleichgewicht recht wenig Beachtung. Diese Kritik soll aber nicht den Wert des sehr anregenden Buches schmälern.
H. Rechenberg, München
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