18.09.2003

Der paradoxe Eierkocher

Bürger

Der paradoxe Eierkocher

Von W. Bürger.
Birkhäuser, Basel 1995. 224 S., 80 Abb., gebunden,.
ISBN 3-7643-5105-5

Der titelgebende Abschnitt dieses Buches behandelt eine Frage, die sich buchstäblich im Alltag sozusagen von selbst stellt und deren Antwort durchaus nicht auf der Hand liegt: Warum muß man für weniger Eier mehr Wasser in einen Eierkocher füllen? Die einleuchtende und eigentlich einfache Antwort soll hier natürlich nicht verraten werden. Die meisten anderen Beispiele setzen bereits bei der Fragestellung die Denkweise von Physikern voraus oder behandeln physikalisches Spielzeug wie den Flaschenteufel, das Jojo, Anamorphosen, das schneller als der freie Fall herab sausende Ende einer Latte oder etwa die schöne Frage, wie man aus einer aufgebogenen Büroklammer einen guten Kreisel formen kann.

Viele der Beispiele sind auch aus anderen Büchern bekannt, aber sie werden hier besonders variantenreich betrachtet und auf Oberstufenniveau und darüberhinaus theoretisch behandelt. Vieles eignet sich auch für Übungsaufgaben im Grundstudium, die ja nicht unbedingt staubtrocken sein müssen. Kulturhistorische und persönliche (gelegentlich auch satirische) Bemerkungen ergänzen den physikalischen Kern in erfreulicher Weise. Die Abbildungen sind in erster Linie sehr informativ und werden durch handschriftliche Legenden sozusagen im außeren Erscheinungsbild abgemildert. Daß sie auch noch durch Cartoons aufgelockert werden, ist im Prinzip angenehm; daß es aber unbedingt ein Clown und Onkel Albert sein müssen, erscheint dagegen aufgesetzt und macht den Eindruck, diejenigen anlocken zu sollen, die von den Formeln abgeschreckt werden, insbesondere wenn darin griechische Buchstaben, Indices und Punkte als Differentiationssymbole vorkommen.

Bürger bezeichnet im Vorwort "mathematische Korsett" als notwendigen Bestandteil einer Popularisierung von Wissenschaft, die nicht im Ungefähren steckenbleiben soll. Tatsächlich machen sich viele an Laien gerichtete Bücher die Sache dadurch einfach, daß sie die Formeln weglassen und deren Botschaft gleich dazu. Man mag aber umgekehrt fragen, ob Bürger nicht mehr Laien mehr Physik vermitteln könnte, wenn er einige Hürden der Fachsprache und der Formelschreibweise stärker entschärfte.

Wem kann man das Buch also schenken? Wer bereits an der Physik "angebissen" hat, wird mit Sicherheit viel Freude haben.

N. Treitz, Duisburg

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