Der perfekte Tipp

14 Prozent Vorhersagbarkeit – das ist weit weniger als die Treffsicherheit der Wettervorhersage. Und doch ist sich jeder waschechte Fußballfan sicher, dass er einschätzen kann, wie sein Club im nächsten Spiel punkten wird. Es ist nicht das erste Buch, das sich dem Fußballspiel auf naturwissenschaftlich quantitative Betrachtungsweise nähert, aber vielleicht das erste, das sich auf die statistischen Phänomene um das Fußballspiel herum konzentriert und mit dieser Fokussierung wirklich überzeugt. Vielleicht liegt das auch daran, dass gerade die Statistik des Fußballspiels dasjenige ist, was uns im Stadion im Wechsel auf den Fingernägeln kauen oder höchste Glücksmomente erleben lässt. Kaum meint man ein Muster erkannt zu haben, eine Mannschaft oder ein Spiel einigermaßen eingeschätzt zu haben, schon macht der reale Spielverlauf einen Strich durch die Rechnung. Und so wickelt sich der Rote Faden dieses Buchs konsequenterweise immer wieder um ein zentrales Thema: Was sind die Prognosemöglichkeiten im Fußball?

Statistische Auffälligkeiten im Fallen der Tore oder Serien von Spielausgängen kitzeln seit jeher das Hirn und regen zu intuitiven Prognosen an, über den weiteren Verlauf eines Spiels oder der Saison bis hin zum nächsten Rauswurf eines Trainers. Andreas Heuer packt in seinem Buch genau diese Vorhersage-Probleme in einer quantitativen statistischen Behandlung an. Nebenbei führt er den Leser in die Grundzüge der Statistik ein, zumindest soweit man sie für den Fußball braucht.

Nach einer kurzen Einleitung in die Grundbegriffe der Statistik, stilecht anhand von Beispielen um den Fußball, geht es schnell zur Sache: Verschiedene statistische Eigenschaften des Fußballs werden anhand echter Daten analysiert, und man kommt bisweilen aus dem Staunen nicht mehr heraus, welch kuriose Fakten und Anekdoten der Autor hier zutage fördert. Dann geht es zügig weiter Richtung Prognose: Was braucht man dafür? Wie geht das? Was sind die Grenzen der Prognosemöglichkeit? Wer immer mit Statistik und Prognose anhand empirischer Daten zu tun hat oder haben will, findet hier eine kompetente Darstellung des nötigen Handwerkszeugs im Kontext eines wirklich kurzweiligen Themas. Wohlgemerkt: Dieses Buch ist keine seichte Urlaubslektüre, und man liest es vielleicht eher nicht am Stück. Aber es lädt ein zum Schmökern und Nachlesen, auch mehrfach.

Andreas Heuer belegt eindrücklich, wieweit die Statistik reicht: Ein Fußballspiel ist zu etwa 14 Prozent vorhersagbar – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dieser Grat zwischen Zufall und Vorhersagbarkeit scheint genau das richtige Maß zu sein, um abendfüllende spannende Diskussionen über den Fußball führen zu können.

Prof. Dr. Stefan Bornholdt, Institut für Theoretische Physik, Universität Bremen